Nahrung für Raumfahrer: Im All gezogener Salat anfälliger für Infektionen

Seit Jahren wird daran gearbeitet, Salat im All zu ziehen, damit Raumfahrende etwas Frisches essen können. Ein Forschungsteam aus den USA hat aber eine Warnung.

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ISS-Astronaut mit Salat

NASA-Astronaut Nick Hague mit frischem Salat auf der ISS

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Fast ohne Gravitation gewachsener Salat ist anfälliger für bakterielle Infektionen. Wenn Raumfahrende davon essen, können sie krank werden. Das hat eine Forschungsgruppe in den USA herausgefunden und damit ein mögliches Hindernis für bemannte Langzeitmissionen ins All ausgemacht. Schon für die ISS könnte der Fund Konsequenzen haben, denn dort wurde bereits vor acht Jahren Salat gezüchtet und anschließend verzehrt. Bisherige Studien hatten ergeben, dass der völlig gesund ist. Nun hat ein Team um Noah Totsline von der Universität Delaware aber ermittelt, dass natürliche Abwehrmechanismen der Pflanzen gegen Salmonellen unter Mikrogravitation nicht funktionieren – ganz im Gegenteil.

Für das Experiment hat das Forschungsteam Salat unter künstlicher Mikrogravitation wachsen lassen, das Gemüse wurde dafür kontinuierlich rotiert. Als dann Bakterien in diese Umgebung gegeben wurden, hätten sich die Pflanzen nicht wie gewohnt verteidigt. Das Team erklärt, dass die sogenannten Stomata oder Spaltöffnungen normalerweise verschlossen werden, wenn die Pflanze die Nähe eines Stressfaktors erkennt, also etwa Bakterien. Der Salat in Mikrogravitation habe aber genau das Gegenteil getan, die Öffnungen seien sogar weit geöffnet worden. Das Verhalten sei völlig unerwartet gewesen. Auch die Hinzugabe eines Bakteriums, das Pflanzen normalerweise bei der Abwehr von Salmonellen hilft, habe nicht geholfen, schreibt das Team noch. Das vergrößere das Problem noch einmal.

Totsline und sein Team erinnern nun daran, dass Salat auf der Internationalen Raumstation ISS seit Jahren gezogen und anschließend gegessen wird. Zwar geschieht das dort unter möglichst abgeschirmten Bedingungen, Bakterien könnten aber von den Menschen kommen. Eine einfache Lösung gibt es deshalb nicht, meint das Team. So könnte man den Salat zwar aus sterilisierten Samen züchten, aber dann können die Mikroben später zu den Pflanzen kommen. Zielführender wäre es wohl, nach Pflanzen zu suchen, die ihre Spaltöffnungen auch unter Mikrogravitation schließen. Dann könnte man sie analysieren und versuchen, die dafür verantwortlichen Gene zu identifizieren. Ziel wäre Salat, der sich im All anders verhält, als der jetzt untersuchte.

Der Salatanbau im Weltraum ist in der Forschung schon länger ein größeres Thema. 2015 hat die Crew der ISS den ersten selbst gezogenen Salat geerntet und verzehrt. Später wurde Salat vom Außenposten der Menschheit zur Erde gebracht, analysiert und für ungefährlich befunden. Außerdem wird schon seit Jahren auf der Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis Salat gezogen, um damit Farmen auf Langzeitmissionen im Weltraum vorzubereiten. Die jetzt im Fachmagazin Scientific Report vorgestellte Arbeit aus Delaware macht deutlich, dass immer noch ganz grundlegende Aspekte unbekannt sein können und es ein weiter Weg ist, bis sich Raumfahrende gefahrlos von vor Ort produzierten Lebensmitteln ernähren können.

(mho)