Nanochip ermittelt aus Proteinen im Blut Organprobleme

Technologie des Biotechpioniers Leroy Hood soll möglichst viele Erkrankungen in einem Durchgang erkennen.

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In den Achtzigerjahren war Leroy Hood so etwas wie ein schwarzes Schaf seiner Zunft: Zu einer Zeit, in der die meisten Biologen wenig mit den Methoden der Ingenieurswissenschaften zu tun haben wollten, entwickelte er eine Reihe von Technologien, die die Biowissenschaften revolutionierten. Als Professor am California Institute of Technology schuf er vier automatisierte Grundlagenwerkzeuge, die die detaillierte Untersuchung des menschlichen Genoms ermöglichten, darunter eines zur DNA-Sequenzierung. Nach einem Job an der University of Washington gründete Hood schließlich das Institut für Systembiologie in Seattle, dessen Präsident er nach wie vor ist. Die traditionelle Biologie untersucht normalerweise nur ein Gen, ein Protein oder einen biologischen Ablauf zur gleichen Zeit. In der Systembiologie orientieren sich die Forscher hingegen an den Ingenieurswissenschaften und behandeln Organismen als komplexe Systeme.

Im Interview mit dem Technologiemagazin Technology Review erläuterte Hood nun, welche Veränderungen dieser Ansatz in der Medizin künftig bewirken könnte. Eines der Projekte, an denen der Forscher heute arbeitet, ist ein Nanochip, der aus den im Blut befindlichen Proteinen Rückschlüsse auf Erkankungen ziehen soll. "Die Grundidee dabei ist, dass organspezifische Proteine etwa aus der Leber den aktuellen Status der biologischen Netzwerke übermitteln, die sich in dem Organ befinden. Es gibt also eine bestimmte Proteinkonzentration, die für eine normale Leber steht. Und andere Konzentrationen bei einer Leber, die an Krebs, Hepatitis, Zirrhose oder anderen Erkrankungen leidet." Dieser Fingerabdruck aus dem Blut stelle nicht nur eine Krankheit dar, sondern alle Krankheiten. "Wir haben uns bislang zwei Organsysteme angesehen: Das Hirn und die Leber. Dabei konnten wir diese Prinzipien grundsätzlich nachweisen." 50 spezifische Blutproteine von jedem der Organe sollen bald identifizierbar sein, um ein gut ablesbares Bild zu erstellen. Ziel sei ein sehr breites Untersuchungsspektrum aller wichtigen Komponenten des Körpers. Derzeit sind die verwendeten Chips allerdings noch sehr teuer – Hood hofft, dass sich das bald ändert.

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(bsc)