Naumann: Chatten macht depressiv

Zu viel Surfen und Chatten führe zur "sozialen und kulturellen" Katastrophe, meint Kulturstaatsminister Michael Naumann.

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Von
  • Christian Persson

Der Staatsminister für Kultur im Bundeskanzleramt, Professor Michael Naumann (SPD), hat vor den sozialen Folgen übermäßigen Internet-Surfens gewarnt. Der dadurch entstehende weitgehende Verzicht auf direkte menschliche Kontakte führe auf Dauer zu einer "sozialen und kulturellen" Katastrophe, meinte Naumann am Sonnabend in einer Festrede zum 50jährigen Bestehen des Landerziehungsheims Louisenlund/Schlei. "Soziales Engagement und Toleranz drohen im Internet zu versinken".

Nach Angaben des Ministers haben Untersuchungen in den USA ergeben, daß Menschen, die täglich länger als zwei Stunden im virtuellen Chatroom aktiv sind, einen Hang zur Depression entwickeln. Naumann bezeichnete die Arbeit mit neuen Medien in den Schulen zwar als wichtig, warnte jedoch davor, deren Anwendungen über Gebühr zu fördern und sie im Freizeitbereich zu stark auszudehnen.

An die Schulen appellierte Naumann, sich außer Lerninhalten und der Wissensvermittlung verstärkt aktuellen Fragen der Gesellschaft und Politik zu widmen. "Eine Schule verfehlt dann ihre Eignung, wenn Tagesaktualitäten im Unterricht nicht aufgegriffen werden", sagte der Kulturpolitiker. Er sprach sich außerdem für eine "massive Reform des Bildungssystems", insbesondere der Universitäten aus. Wenn die Hochschulen total überfüllt sind, Professoren zur Vorlesungen nicht erscheinen und Studenten Wörter wie Realismus oder Namen wie Kafka falsch schreiben, "dann ist irgendetwas schief gelaufen", sagte Naumann. (cp)