Netzbetreiberverband: Studie zum Wettbewerb im Mobilfunkmarkt ist mangelhaft

Als inhaltlich und methodisch grob fehlerhaft verreißt der Breko-Verband eine aktuelle Marktanalyse für die Bundesnetzagentur. Jetzt soll deren Beirat ran.

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Detail eines Mobilfunk-Antennenmastes mit kleinen 5G-Funkzellen.

Mobilfunkantennen an einem Mast: Die kritisierte Studie könnte unter anderem Einfluss auf Entscheidungen zur Frequenzvergabe haben.

(Bild: Lisic/Shutterstock.com)

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Ein von der Bundesnetzagentur in Auftrag gegebenes Gutachten zum Wettbewerb im Mobilfunkmarkt sorgt weiter für böses Blut. Die Studie habe bei Diensteanbietern und Mobilfunk-Discountern "erhebliche Irritationen und Unverständnis ausgelöst", wendet sich der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) in einem heise online vorliegenden Brief an den Beirat der Bundesnetzagentur vor dessen Sitzung am Montag. Der Beirat der Bundesnetzagentur ist ein politisches Gremium, dem jeweils 16 Vertreter des Bundestags und der Landesregierungen angehören.

Die Kernaussage des Berichts, dass sowohl auf dem Endkunden- als auch auf dem Vorleistungsmarkt wirksamer Wettbewerb herrsche, "deckt sich nicht mit den praktischen Erfahrungen" der Branche, kritisiert der Verband die vom Forschungsinstitut WIK-Consult und dem Beratungshaus EY erstellte Studie.

"Die Studie weist in erstaunlichem Umfang inhaltliche und methodische Mängel auf und wirkt stark interessengeleitet", heißt es in dem Breko-Brief. Schon Grundannahmen seien unzutreffend. "Wichtige Zusammenhänge werden entweder falsch dargestellt oder ganz ausgelassen." Das wichtige Thema des Geschäftskundenmarkts werde nur in einer Fußnote angesprochen und so "praktisch komplett ausgeblendet".

Den Umstand, dass in existierenden Vorleistungsvereinbarungen die für die Diensteanbieter verfügbaren Up- und Download-Geschwindigkeiten "weit unterhalb der technisch möglichen" beziehungsweise von den Mobilfunknetzbetreibern selbst genutzten Bandbreiten eingeschränkt würden, blenden die Autoren dem Verband zufolge komplett aus.

Stattdessen gingen die Verfasser der Studie davon aus, dass billigere und weniger leistungsfähige Endgeräte der Grund seien, "warum Kunden der Diensteanbieter niedrigere Geschwindigkeiten nutzen". Tatsächlich seien über 90 Prozent der von den Diensteanbietern verkauften Endgeräte voll 5G-fähig, was Verbandsmitglieder den Forschern auch mitgeteilt hätten.

"Die Marktumfrage hat offenbar ihren Sinn und Zweck verfehlt, konkrete Daten und Informationen zum Vorleistungsmarkt zu liefern", geht der Breko mit dem Ergebnis zu Gericht. Der Verband moniert die "Auswahl der Fragen" sowie eine fehlende systematische Auswertung der Antworten.

An die Beiratsmitglieder der Netzagentur geht daher die Bitte, die Studie "sehr kritisch zu hinterfragen, um eine faire Entscheidung im Sinne eines funktionierenden Wettbewerbs im deutschen Mobilfunkmarkt zu ermöglichen". Davon müssten auch Verbraucher, Geschäftskunden und der weitere Glasfaserausbau profitieren.

WIK-Consult und EY sehen in ihrer Studie keinen Anlass für besondere Maßnahmen des Regulierers, um den Neueinsteiger 1&1 zu stützen. Die 2025 auslaufenden Frequenznutzungsrechte von Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (o2) könnten verlängert werden.

(vbr)