Neue Software warnt vor Erdbeben

Erdbebenwarnungen können dank einer neuen Software schneller an die betroffenen Menschen herausgegeben werden.

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Von
  • Oliver Lau

Wissenschaftler am California Institute of Technology (CalTech) haben in langjähriger Arbeit eine Software entwickelt, die bis zu "einigen zehn Sekunden" vor Erdbeben in Südkalifornien warnen kann. Kalifornien gehört zu den seismisch aktivsten Gebieten der Erde. Bei dem Erdbeben von 1994, bei dem 57 Menschen ums Leben kamen, war das Epizentrum nur 40 Kilometer von Los Angeles entfernt. Erdbeben-Frühwarnsysteme, wie sie etwa in Mexiko oder Japan im Einsatz sind, funktionieren nur, wenn das Epizentrum hinreichend weit von der zu warnenden Region entfernt ist.

Richard M. Allen, Professor für Geologie und Geophysik an der University of Wisconsin und Hiroo Kanamori, Professor für Geophysik am CalTech beschreiben den Stand der Entwicklung in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmaganzins Science (The Potential for Earthquake Early Warning in Southern California, Science, Vol. 300, S. 786). Die Wissenschaftler werten die seismischen Daten von 150 in Südkalifornien platzierten Sensoren aus und können in Sekundenschnelle danach Voraussagen treffen, inwieweit die betrachtete Region akut durch ein Erdbeben gefährdet ist. Das Frühwarnsystem der beiden Wissenschaftler konzentriert sich vorwiegend auf die schnelleren seismischen Wellen, die sich mit ungefähr 5,6 Kilometer pro Sekunde bewegen. Die langsameren Wellen, die deutlich mehr Schaden anrichten können, folgen zeitlich den schnelleren Wellen. Binnen weniger Sekunden ermittelt das System aus den Messdaten das Epizentrum und die Schwere des Erdbebens. Ein Standort, der zwischen 100 und 120 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt, wird gewöhnlich eine halbe Minute später von den langsameren Wellen heimgesucht. Um die Leistungsfähigkeit der Software zu testen, analysierten die Wissenschaftler die seimischen Daten von 53 Erdbeben.

Bislang befindet sich das System noch im Testbetrieb. Bis es von praktischem Nutzen sein kann, wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen. Vor allem die Zusammenarbeit mit den Behörden gestalte sich recht schwierig, sagen die Forscher. Jede Erdbebenwarnung könne Panik verursachen, und das Frühwarnsystem würde neben ernst zu nehmenden Meldungen auch falsche Alarme auslösen. Zunächst wolle man die Alarmmeldungen nur an einige Schulen und Krankenhäuser weitergeben. Mögliche Falschmeldungen würden dort erfahrungsgemäß schlimmstenfalls als Störung empfunden. Denkbar wäre auch, die Meldungen an automatische Systeme weiterzuleiten, so dass beispielsweise Züge im Alarmfall automatisch angehalten oder Fahrstühle ins Ergeschoss gefahren würden. (ola)