Nikon übernimmt den US-Kinokamerahersteller RED

Der bekannte japanische Kamerahersteller Nikon expandiert. Mit der US-Firma RED steigt das Unternehmen nun ins Kinogeschäft ein und produziert Filmkameras.

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Nikon-Schriftzug

(Bild: Logos von Nikon und RED)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christine Bruns
  • Nico Ernst

Der Kamerahersteller Nikon übernimmt das US-amerikanische Unternehmen Red, das durch Kameras für Kinoproduktionen bekannt ist. RED.com, LCC wird dadurch zum Tochterunternehmen der japanischen Nikon Corporation. Der Vertrag wurde laut Nikon bereits abgeschlossen, einige nicht näher benannte Abschlussbedingungen sollen noch erfüllt werden.

Mit Red verleibt sich Nikon einen der führenden Hersteller von Kameras und Zubehör für professionelle Produktionen bis hin zu in 8K-Auflösung erstellten Hollywood-Filmen ein. In diesem Bereich hat Nikon selbst bisher, anders als etwa Konkurrent Canon, kaum etwas anzubieten. So wechselt auch viel proprietäre Technologie wie die Raw-Formate und die Anschlüsse für Zubehör wie Akkus und Speichermedien zu Nikon. Der Hersteller bringt dagegen Expertise in den Bereichen Produktentwicklung, Bildverarbeitung und optische Technologien mit.

Red wurde 2005 von dem früheren Oakley-Gründer Jim Jannard gegründet, mit dem Ziel, vollständig auf Kinoproduktion ausgelegte Digitalkameras zu entwickeln. Andere Hersteller, wie Arri, Canon und Sony machten da noch erste Gehversuche im digitalen Filmen. Bereits 2007 erschien die Red One, welche 4K-Auflösung auf einem Super-35-Sensor bot, ein im Kino verbreitetes Format. Aufgezeichnet wurde erstmalig in einem nur leicht verlustbehafteten komprimierten eigenen Format, Redcode-Raw. Moderne Reds filmen in bis zu 8K mit 120 Bildern pro Sekunde, allein der Kamera-Body einer Red V-Raptor XL 8K kostet bis zu 45.000 US-Dollar.

Damit kann man aber noch nicht filmen, denn Red lässt sich sein proprietäres Zubehör wie die SSDs namens Red-Mini-Mag sehr teuer bezahlen: ein 480-GByte-Speichermedium kostet rund 1.500 US-Dollar, derzeit etwas das Dreißigfache einer M.2-SSD. Die steckt auch in den Mags, wie Linus Tech Tips schon vor vier Jahren zeigte. Red wehrte sich gegen Nachbauten immer wieder rechtlich, folgt aber bei den Objektivanschlüssen und anderen Schnittstellen Industriestandards.

Zudem entwickelt das Unternehmen auch eigene Sensoren, was für Nikon auch bei den anderen Digitalkameras von Nutzen sein könnte. Die V-Raptor nutzt so bereits einen Global Shutter, wie ihn Sony in seinem neusten Kameramodell, der Alpha 9 III nun auch im Fotobereich präsentiert hat. Bisher bezog Nikon seine Bildwandler für die großen Systemkameras vorwiegend von Sony. Ob Nikon dieses Wissen nun für Fotokameras übernehmen wird, bleibt abzuwarten.

Das interne Raw-Aufzeichnen ist ebenfalls durch ein Patent von Red geschützt, dagegen hatte unter anderem Nikon zuvor geklagt. Für Red dürfte vor allem Nikons Erfahrung bei den Objektiven interessant sein, zudem betreibt das japanische Unternehmen auch ein weltweites Servicenetz für professionelle Anwender.

Red wird derzeit von Kalifornien aus verwaltet. Rund 220 Mitarbeiter arbeiten für den Hersteller.

(cbr)