Nur wenige wollen das E-Rezept – Sanktionen für schnellere Einführung gefordert

Die Einführung des E-Rezepts geht weiter schleppend voran. Nur 20 Prozent wollen die rein digitale Form, Andere fordern eine schnellere Einführung.

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Rezept

(Bild: Marie-Claire Koch)

Lesezeit: 3 Min.
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Nur rund 20 Prozent der Befragten einer repräsentativen Umfrage wollen das Rezept beim Arzt "ausschließlich digital" – etwa über eine App – einlösen. Rund ein Drittel (33 Prozent) der 1.444 vom Bitkom befragten Teilnehmer bevorzugen die Papierform. Speziell bei den jüngeren Befragten, die 16- bis 29-Jährigen, wollen die Hälfte das Rezept "komplett digital" oder "überwiegend digital" einlösen. Die Gruppe der Senioren ab 65 Jahren (58 Prozent) hingegen bevorzugt eine "komplett analoge" Form der Verschreibung. Weitgehende Einigkeit (drei Viertel) herrscht bei der Meinung, dass das E-Rezept in Deutschland insgesamt zu spät eingeführt werde.

Bisher geht die Einführung des E-Rezepts schleppend voran, auch da die letzte Testregion – die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) – kürzlich ihre Bemühungen rund um die digitale Verordnung eingestellt hat. Die Anmeldung in der offiziellen E-Rezept-App der Gematik GmbH – die für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständig ist – erfordert neben einer elektronischen Gesundheitskarte 2.1 samt einer zugehörigen PIN auch ein geeignetes Smartphone. Alternativ wird das E-Rezept ausgedruckt. Auch, da bisher wenige Ärzte die elektronische Verordnung anbieten, kennen bislang wenige Patientinnen und Patienten das E-Rezept.

Aufgrund der mit der E-Rezept-App bisher für viele verbundenen Umstände hatte die KVWL der Gematik ein Ultimatum gesetzt. Diese sollte auf Wunsch der KVWL einen niedrigschwelligen Einlöseweg mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) für das E-Rezept implementieren – allerdings konnte die Gematik die von der KVWL gesetzte Frist von drei Monaten für einen eigentlich nicht vorgesehen Weg nicht halten.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hatten ihr Veto gegen einen datenschutzrechtlich bedenklichen Einlöseweg eingelegt und Gegenvorschläge gemacht. Eine Entscheidung über eine Duldung des datenschutzrechtlich bedenklichen Wegs steht derzeit noch aus. Nach Ansicht von Bitkom-Experte für digitale Medizin, Malte Fritsche, sei es nicht nur wichtig, dass es "niedrigschwellige Übermittlungswege" für das E-Rezept gebe, sondern auch, dass "verloren gegangenes Vertrauen sowohl von den Versicherten als auch von Ärztinnen und Ärzten zurückgewonnen wird". Einen sicheren Einlöseweg mit der Versichertenkarte soll es Mitte 2023 geben. Eine Übergangslösung, bei der sich Versicherte keine PIN für die eGK zur Anmeldung in der E-Rezept-App benötigen, ist derzeit ebenfalls in Arbeit.

E-Rezept-Enthusiast und Apotheker Ralf König kann nicht verstehen, dass die Ärzte das Thema E-Rezept erstmal beiseiteschieben, wie aus Informationen von Apotheke Adhoc hervorgeht. Der Vorsitzende der E-Rezept-Enthusiasten ist überzeugt, dass das Ministerium eine E-Rezept-Pflicht gesetzlich "scharf stellen" soll. Gemäß § 360 SGB V seien Ärzte und Apotheker seit dem 1. Januar 2022 verpflichtet, "Verordnungen von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln elektronisch auszustellen" und diese an die Telematikinfrastruktur (TI) zu übermitteln. Allerdings greift die Pflicht nicht, sofern dies "aus technischen Gründen im Einzelfall nicht möglich ist", das hätte seiner Ansicht nach angepasst werden müssen. Zudem sehe König eine "politische Führungsschwäche" im Bundesgesundheitsministerium (BMG). Technische Hürden müssten abgeschafft werden.

(mack)