OLED-TVs in fünf Jahren Mainstream

Diese gewagte Prognose machte Samsungs Vizepräsident für Mobildisplays während seiner Keynote zur diesjährigen DisplayWeek in Seattle – und erläuterte zugleich, warum sich die organischen Displays so schnell entwickeln sollen.

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Zur offiziellen Eröffnung der Displaymesse der Society for Information Displays (SID) traten in diesem Jahr gleich drei Redner ans Pult. Den Anfang machte Dr. Sang-Soo Kim von Samsung Mobil Displays: Der Vizepräsident des derzeit größten Produzenten von organischen Displays für tragbare Geräte widmete sich der Frage, welche die nächste dominante Produktkategorie unter den Displays sein könnte – und beantwortete dies nicht ganz unerwartet mit "OLEDs". Als Begründung zählte er die prinzipiellen Vorteile der organischen Displays auf, als da sind: selbstleuchtend, farb- und kontraststark, dünn und leicht, große Einblickwinkel und ein einfacher Aufbau. Kim räumte aber auch ein, dass die aktuellen OLEDs noch nicht alle wünschenwerten Eigenschaften wie etwa einen geringen Energiebedarf aufweisen.

Zugleich stellte Kim mit der Super-AMOLED-Technik Samsungs Weiterentwicklung der mit Pixeltransistoren angesteuerten (Aktiv-Matrix-)OLEDs vor. Kennzeichen dieser organischen Displays ist unter anderem die in die Pixelebene integrierte Touch-Schicht – bislang hatte Samsung den Touch als zusätzliche Schicht auf der eigentlichen Leuchtschicht aufgebracht. Außerdem konnte der Displayspezialist die Effizienz der kleinen organischen Displays nach eigenen Angaben von ehemals 11 cd/A auf nunmehr 20 cd/A steigern; Ziel seien indes 40 Candela pro Ampere. Kim erwartet, dass Samsung bereits in diesem Jahr 45 Millionen Super-AMOLEDs verkaufen wird.

Dabei handelt es sich allerdings um kleinere Displays für Mobilgeräte; großes Ziel sei indes die Produktion organischer Fernsehdisplays. Diese lassen sich derzeit noch nicht kostengünstig fertigen, doch angesichts der rasanteren Entwicklung von OLEDs im Vergleich zu LCDs rechnete der Vizepräsident damit, dass die großen organischen Fernseher sehr schnell auf den Markt kommen werden, zumal die OLEDs die Vorteile der Plasmatechnik (selbstleuchtend, kurze Umschaltzeiten) mit denen der LCDs (Aktiv-Matrix-Ansteuerung, geringer Energiebedarf) vereinten, womit sie sich insbesondere als 3D-TVs mit Shutterbrillen empfehlen würden. Zuvor müssten allerdings Produktionsstätten für größere Substrate her – Samsung plant gerade eine Anlage der Generation 5,5 als Erweiterung einer bestehenden LCD-Fertigung in Tang-Jeong.

Zum Abschluss seiner Keynote machte der Mobildisplay-Spezialist eine ebenso bemerkenswerte wie gewagte Vorhersage: In fünf Jahren werden nach Kims Einschätzung mindestens 600 Millionen große OLED-Fernseher verkauft, möglich seien sogar 1 Milliarden. Auf der DisplayWeek im Jahr 2005 hatte sich der damalige Samsung-Präsident ähnlich weit aus dem Fenster gelehnt und einen Markt von 100 Millionen LCD-TVs prognostiziert – und nur teilweise Recht behalten, weil seine damals belächelte Prognose bereits zwei Jahre eher eintrat als prognostiziert. Die nächste große Welle nach LED-Backlight und 3D sei laut Kim zweifellos die OLED-Technik. Allerdings werde ein Markt erzeugt – und nicht vorhergesagt –, forderte er die anwesenden Displayspezialisten auf.

Die anschließenden Redner zeigten sich im Vergleich zu Dr. Sang-Soo Kim deutlich zurückhaltender beim Blick in die Kristallkugel: Mike Sinnelt von Boeing erging sich in seinem Vortrag zu Displays in Flugzeugen vor allem über seine persönlichen Erlebnisse als Pilot. Steve Bethiche von Microsoft zeigte dagegen zwar diverse Videos über die Weiterentwicklung des berührungsempfindlichen Tisches Surface, präsentierte darin einige interessante Konzeptstudien sowie eine Pseudo-3D-Anwendung und wies auf das wichtige Zusammenspiel zwischen Hard- respektive Software hin. Insgesamt blieb der Microsoft-Forschungsleiter aber doch sehr schwammig bezüglich der eingesetzten Techniken und machte keinerlei konkrete Produktankündigungen oder nannte gar Zahlen. (uk)