Open-Source tabula rasa: Intel beendet über 150 Projekte innerhalb weniger Tage

Intel stoppt in kurzer Zeit die Entwicklung von 161 Open-Source-Projekten. Deren Zukunft ist ungewiss, das Unternehmen ruft die Community zu Forks auf.

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In den vergangenen drei Tagen hat Intel insgesamt 161 seiner Open-Source-Projekte bei GitHub archiviert. Alle betroffenen Projekte haben übereinstimmende Änderungen der Readme-Dateien erhalten. Darin heißt es jeweils, Intel habe "die Entwicklung und Beiträge zu diesem Projekt eingestellt, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Wartung, Fehlerbehebung, neue Versionen oder Updates."

Zu den beliebtesten der betroffenen Open-Source-Projekte zählen das ursprünglich für Stephen Hawking entwickelte Tool Acat (Assistive Context-Aware Toolkit), das Menschen mit neurologischen Einschränkungen beim Bedienen von Computern unterstützt und die Library Fast UI Draw, einem GPU-optimierten Canvas-Interface. Bereits gestern berichtete iX über das Ende des unter Android-Entwicklern beliebten Hypervisors HAXM.

Mit der Vielzahl der Projektenden ist nun außerdem endgültig klar, dass die im Commit zum HAXM-Ende verkündeten Sicherheitslücken nicht der alleinige Grund für den Entwicklungs-Stopp sind. Ein weiteres Update verrät jetzt, dass Intel HAXM mit der Unterstützung der Intel-Virtualisierungs-Technik sowohl auf Windows Systemen per Microsoft Hyper-V als auch auf macOS mit HVF für überflüssig befindet.

Über die Ursachen für der anderen, weitreichenden Projekt-Beendigungen schweigt Intel indes weiter. In den jeweiligen Änderungen am Readme-Text heißt es obendrein lediglich, wer "weiterhin auf das Projekt angewiesen ist, interessiert ist, es unabhängig weiterzuentwickeln oder Patches für die Open-Source-Community zu maintainen", der möge seinen eigenen Projekt-Fork erstellen.

Update

Ein möglicher Grund für die Beendigungen der Open-Source-Projekte könnte Intels Sparziele sein, mit denen das Unternehmen in letzter Zeit immer wieder Schlagzeilen gemacht hatte. Anfang Dezember bot man etwa irischen Angestellten drei Wochen unbezahlten Urlaub an. Kürzlich verkündete Intel außerdem, den Baubeginn der in Magdeburg geplanten Chip-Fabrik hinauszögern zu wollen, bis vermeintlich versprochene staatliche Subventionen auch rechtssicher zugesagt seien.

(jvo)