Oracle-Chef und Pixar-Veteran erinnern sich an Steve Jobs

Larry Ellison und Ed Catmull haben auf der "D"-Konferenz des "Wall Street Journal" in einem emotionalen Interview über ihre Zeit mit dem im Oktober verstorbenen Apple-Chef gesprochen.

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Steve Jobs war bekannt dafür, nur sehr selten Interviews zu geben. Für die "D"-Konferenz des Wall Street Journal, zu der die IT-Journalisten Walt Mossberg und Kara Swisher jährlich nach Kalifornien einladen, machte er regelmäßig eine Ausnahme: Ein halbes Dutzend Mal (iTunes-Videopodcast) trat der im Oktober verstorbene Apple-Chef zwischen 2003 und 2010 hier auf und ließ sich mehr oder minder bereitwillig befragen. (2007 kam es sogar zu einem mittlerweile legendären "Gipfeltreffen" mit Microsoft-Gründer Bill Gates.) Da erscheint es nur passend, dass die diesjährige "D"-Konferenz neben einem eher neuigkeitsarmen Interview mit Jobs-Nachfolger Tim Cook auch eine Erinnerungssitzung für den Apple-Mitbegründer einplante. Die Teilnehmer waren gut gewählt: Neben Oracle-Gründer Larry Ellison, der ein langjähriger persönlicher Freund von Jobs war, kam auch Pixar-Veteran Ed Catmull, der heute den Walt Disney Animation Studios als Präsident vorsteht, auf die Bühne.

Catmull und Ellison berichteten über ihre Zeit mit Jobs – und die Entwicklung, die der Computervisionär durchmachte. "So wie er verhandelte, so wie er mit den Leuten interagierte, funktionierte es am Anfang nicht richtig", sagte Catmull, der sich bei der Pixar-Gründung 1986 von Jobs überzeugen lassen musste, das Wagnis einzugehen, ein rein computerbasiertes Animationsstudio zu lancieren. Jobs habe aber mit der Zeit gelernt, dies zu sehen und sich dann verändert. Auch Ellison berichtete von einer interessanten Erstbegegnung – vor mehr als 20 Jahren als Nachbarn. Jobs hatte gerade von seiner Freundin einen lebenden Pfau als Geburtstagsgeschenk erhalten und Ellison kam, sich über den lauten Vogel zu beschweren. "Du magst ihn auch nicht?", fragte Jobs linkisch – und rekrutierte den Oracle-Gründer anschließend, um mit ihm zusammen seine Freundin zu überzeugen, das Tier abzuschaffen.

Zu Jobs' Motivation sagte Ellison, der Apple-Mitbegründer habe nie vorgehabt, reich zu werden. "Er wollte auch nicht berühmt oder mächtig werden. Er war besessen vom kreativen Prozess. Er wollte etwas bauen, das Schönheit besaß." Jobs' berühmte "Uniform" aus schwarzem "Mock Turtleneck"-Pullover und Jeans sei kein Modestatement gewesen. "Er wollte einfach keine Zeit und Energie darauf verwenden, darüber nachzudenken, was er anziehen sollte." Trotz der Tatsache, dass Jobs "ein bisschen ein Control Freak" gewesen sei, habe er immer auch Argumenten offengestanden, sagte Ellison. "Steve wollte die Dinge diskutieren. Man musste ihn überzeugen, aber er hörte auch zu. Er wollte das bestmögliche Produkt schaffen."

Gegenüber seinen Mitarbeitern habe Jobs aber auch immer brutal sein können. In den letzten Jahren habe er aber gelernt, dies abzumildern. Den Pixar-Kreativen habe der Apple-Mitbegründer stets Freiheiten gelassen, sagte Catmull. "Er kam nie in ein Story-Meeting. Er vertraute darauf, dass andere Dinge wussten, die er nicht beherrschte." Jobs habe stets gewusst, wann er vor Ort sein musste und wann er einfach nur andere zu unterstützen hatte. Einen zweiten Jobs werde es wohl kaum geben, sagte Ellison. Es reiche nicht aus, seinen Management-Stil zu kopieren. "Das wäre so, als würde man versuchen, wie Picasso zu malen, in dem man darüber nachdenkt, ob man mehr rote Farbe braucht." (bsc)