Patentanmeldungen: Ostdeutsche Bundesländer liegen zurück

Forschungsinstitute, Betriebe und private Erfinder aus dem Bundesgebiet meldeten insgesamt 52.425 Patente an. Aus dem Ausland stammten 12.093 Patentanmeldungen. Bayern und Baden-Württemberg belegten im Ländervergleich die Spitzenpositionen.

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  • dpa

Bei den Patentanmeldungen pro Kopf landet Mecklenburg-Vorpommern im Bundesvergleich auf dem letzten Platz. Im vergangenen Jahr seien hier 231 Patente angemeldet worden, teilte das Deutsche Patent- und Markenamt mit. Damit kamen auf 100.000 Bürger statistisch gesehen 13 Patente. Forschungsinstitute, Betriebe und private Erfinder aus dem Bundesgebiet meldeten insgesamt 52.425 Patente an. Aus dem Ausland stammten 12.093 Patentanmeldungen. Bayern und Baden-Württemberg belegten im Ländervergleich die Spitzenpositionen. Die ostdeutschen Länder rangierten mit Ausnahme Thüringens auf den hinteren Plätzen.

Patente gelten unter Fachleuten als Indikator für die Wirtschaftskraft einer Region. Ein Ost-West-Gefälle bei den Patentanmeldungen müsse man dennoch relativieren, sagte Barbara Dufner vom Bundesforschungsministerium. "Der Ort, an dem jemand etwas erfindet, ist entscheidend, nicht der Ort, an dem er es anmeldet", sagte Dufner. Weil der Hauptsitz vieler Forschungseinrichtungen im Westen liege, würden rund 40 Prozent der ostdeutschen Erfindungen dort als Patent angemeldet, erklärte Dufner.

In Mecklenburg-Vorpommern lägen die Forschungsschwerpunkte in der Medizin- und Biotechnik sowie in der Informatik, sagte Joakim Ketonen von der Patentverwertungsagentur in Rostock. "Die Life-Sciences machen bei uns mehr als die Hälfte der Patente aus."

Thüringen behauptete sich mit 831 Patenten und dem achten Platz bei den Patentanmeldungen pro Kopf als einziges ostdeutsches Bundesland im Mittelfeld. Auf 100.000 Bürger kamen statistisch gesehen 35 Patente. Die gute Platzierung Thüringens liege an der konsequenten Förderung von Forschung und Entwicklung, sagte Reinhard Schramm, Leiter des Patentinformationszentrums und Online-Dienste an der TU Ilmenau. "Das wesentliche aber bleiben die Erfinder und ihre Ideen." Traditionell kämen viele Patente aus der Elektrotechnik sowie der Prüf- und Messtechnik, sagte Schramm. Inzwischen steige die Zahl der Patentanmeldungen aber auch in der Bio- und Mikrotechnik und im Automobilzulieferbereich. "Ich glaube, dass Thüringen eines Tages in die Spitzengruppe der Patentanmelder aufsteigen kann", sagte Schramm.

Gleich hinter Thüringen landete Berlin auf dem neunten Platz. Im vergangenen Jahr seien hier 1101 Patente angemeldet worden. Damit kamen auf 100.000 Berliner statistisch gesehen 32 Patente. In der Forschung stammten weit mehr als die Hälfte der Patente aus dem Bereich der Medizin- und Biotechnik sagte Christian Kilger, Geschäftsführer der IPAL-Patentverwertung in Berlin. "Wir haben überproportional viele Patente aus dem Bereich der Life-Sciences." Das liege vor allem an der Größe des Berliner Klinikverbunds Charité, sagte Kilger.

Sachsen rangierte im Ländervergleich mit 824 Patenten (19 Patente auf 100.000 Einwohner) auf dem 13. Platz. Zu den Branchen mit dem größten Erfindergeist zählten in Sachsen der Maschinenbau, der Fahrzeugbau sowie die Informations- und Nachrichtentechnik, sagte Martina Pirk vom Wirtschaftsministerium in Dresden. Gleichzeitig warnte sie vor einer Überwertung des Ost-West-Gefälles. "Patente sind Indikatoren für Innovation, aber sie sind nicht alles", sagte Pirk. Die Unternehmen in Sachsen zählten zum Großteil zu den kleinen und mittleren Betrieben. Im Gegensatz zu Großunternehmen hätten diese zu wenig Geld, die Ideen der Konkurrenz durch massenhafte Patentanmeldungen zu blockieren, sagte Pirk.

Hinter Sachsen belegte Sachsen-Anhalt mit 455 Patentanmeldungen im vergangenen Jahr (18 Patente auf 100.000 Bürger) den 14. Platz. Innovationsmeister seien in Sachsen-Anhalt vor allem der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Chemische Verfahrenstechnik, sagte Jürgen Weigt, Patentassessor beim Erfinderzentrum Sachsen-Anhalt in Magdeburg. "Die meisten Patente aber sichern sich Biotechnik- und Medizintechnik-Firmen." Das Erfinderzentrum in Magdeburg berät kleine und mittlere Unternehmen bei der Anmeldung von Patenten. Außerdem werde durch Fördergelder ein Großteil der Patentkosten übernommen, sagte Weigt.

Brandenburg (386 Patentanmeldungen, 15 Patente auf 100.000 Einwohner) rangiert bei den Patentanmeldungen im Ländervergleich auf dem vorletzten Platz. Doch auch in Brandenburg gebe es Branchen mit Erfindergeist, sagte Eva Schulz von der Patenverwertungs-Agentur Brainshell in Potsdam. "Bio-Technologie stellt bei uns ganz klar eine Säule dar." Die meisten anderen Patente kämen aus der Informations- und Medientechnik, der Energie- und Umwelttechnik sowie der physikalischen Technik, sagte Schulz. Besonders stolz seien die Patentverwerter auf eine Kooperation zwischen der Universität Potsdam und Infineon. Der Chiphersteller nutze künftig ein Patent der Hochschule zur Herstellung hochsicherer Chipkarten, sagte Schulz. (dpa) / (jk)