Paypal lanciert Dollar-gestützten Stablecoin

Als erstes großes Fintech-Unternehmen legt der Bezahldienst Paypal einen Dollar-gestützten Stablecoin auf – und das in schwierigen Zeiten für die Branche.

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Eine Hand hält ein Smartphone in die Kamera; auf dem Display ist der Paypal-Schriftzug zu sehen

(Bild: Nopparat Khokthong/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch
Inhaltsverzeichnis

Der Zahlungsdienstleister Paypal hat einen Stablecoin in US-Dollar eingeführt. Das gab das US-amerikanische Unternehmen am Montag bekannt. Paypal ist damit das erste große Finanztechnologieunternehmen, das eine eigene digitale Währungen für Zahlungen und Überweisungen einsetzt.

Stablecoins sind Krypto-Assets, deren Geldwert – wie der Name schon sagt – an einen stabilen Vermögenswert gekoppelt sein will, in diesem Fall den US-Dollar. Es gibt sie zwar schon seit Jahren, aber sie haben sich bislang noch nicht erfolgreich im Mainstream-Ökosystem für Verbraucherzahlungen durchgesetzt.

Paypal nähert sich schon seit einiger Zeit der Kryptowährungswelt an. Im Herbst 2020 eröffnete Paypal für seine US-Kunden einen Dienst für Kauf, Verkauf und Aufbewahrung von Kryptogeld. Seit März 2021 ermöglicht Paypal Nutzerinnen und Nutzern in den USA direkte Zahlungen mit Kryptowährungen. Bitcoin, Ethereum, Bitcoin Cash und Litecoin können seitdem zumindest bei Zahlungen in Online-Shops direkt in US-Dollar umgewandelt werden.

Nun also der eigene Stablecoin von Paypal. Dieser trägt die Bezeichnung Paypal USD und ist den Angaben zufolge durch US-Dollar-Einlagen und kurzfristige US-Staatsanleihen gedeckt. Ausgegeben wird er von dem Kryptowährungsunternehmen Paxos Trust Company.

Das mag überraschen, ist doch Paxos, die Firma hinter dem Stablecoin von Binance (BUSD), Anfang des Jahres ins Visier der Aufsichtsbehörden geraten. Die New Yorker Aufsichtsbehörden wiesen damals Paxos an, die Ausgabe von BUSD einzustellen. Grund für den Schritt waren Bedenken, dass Paxos den Token nicht "sicher" ausgeben kann.

Im Sommer 2021 führten Ermittlungen gegen den Stablecoin Tether zu Erschütterungen auf dem Kryptogeldmarkt. Im Zuge eines allgemeinen Kursrutsches an den Kryptomärkten im Mai vergangenen Jahres rauschten dann der bis dahin viertgrößte Stablecoin TerraUSD und der damit verbundene Coin Luna völlig ab und sorgten für gewaltige Verluste bei Investoren und Privatanlegern. Das milliardenschwere System rund um die Coins kollabierte in der Folge. Es war auch der Auftakt zu einer Reihe von Pleiten in der Kryptowährungsbranche.

Seit dem Zusammenbruch der Kryptohandelsplattform FTX und der Verhaftung ihres Gründers, Sam Bankman-Fried verschärft die US-Regierung die Kontrolle der Kryptobranche. Anfang Juni verklagte die US-Börsenaufsicht SEC mit Binance die größte Kryptobörse der Welt. In der Zivilklage wird Binance vorgeworfen, eine illegale Börse betrieben, Gelder falsch gehandhabt und gegen Wertpapiergesetze verstoßen zu haben. Im März hatte bereits die US-Kapitalmarktbehörde CTFC Klage gegen Binance und Gründer Changpeng Zhao eingereicht. Der Vorwurf: Die Kryptobörse soll Terrorfinanzierung und Geldwäsche bewusst ermöglicht und Beweise automatisch vernichtet haben.

Einen Tag nach dem Vorgehen gegen Binance erhob die SEC auch Klage gegen den US-Krypto-Platzhirsch Coinbase. Im vergangenen Monat hat der Ausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Repräsentantenhauses zudem einen Gesetzentwurf zur Schaffung eines landesweiten Regulierungsrahmens für Stablecoins eingebracht, der sich auf Regeln für die Registrierung und das Zulassungsverfahren für Stablecoin-Emittenten konzentriert.

Eine Reihe großer Volkswirtschaften, von Großbritannien oder Kanada bis zur Europäischen Union, haben ebenfalls Regeln für Stablecoins aufgestellt. Die EU-Richtlinien sollen Kryptobörsen einhegen und anonymen Handel mit Kryptowerten erschweren.

In für den Kryptomarkt turbulenten Zeiten startet Paypal nun also als erstes großes Fintech-Unternehmen einen eigenen US-Dollar-gestützten Stablecoin. Frühere Versuche großer Mainstream-Unternehmen, Stablecoins auf den Markt zu bringen, stießen auf den erbitterten Widerstand von Finanzaufsichtsbehörden und politischen Entscheidungsträgern. Als Facebook 2019 einen eigenen Stablecoin namens Libra vorstellte, der später in Diem ungetauft wurde, äußerten die Aufsichtsbehörden Befürchtungen, dieser könnte die globale Finanzstabilität beeinträchtigen. Der Plan war ambitioniert: Ein weltumspannendes Digitalgeld, das mit verschiedenen nationalen Währungen gekauft und wieder zurückgetauscht werden kann. Abgesichert werden sollte Libra durch einen Korb diverser Währungen.

Facebook musste an seinem Projekt Libra/Diem von Anfang an größere Änderungen vornehmen und renommierte Verbündete wie Mastercard, Visa, eBay, Paypal oder der Bezahldienstleister Stripe sprangen schon im Herbst 2019 wieder ab. Schließlich scheiterte das Projekt. Paypal unternimmt trotzdem einen eigenen Anlauf.

(akn)