MWC

Qualcomm: Neues Modem bringt Satellitenkommunikation ins Auto

Qualcomms neues 5G-Modem für Autos kann Daten auf verschiedenen Wegen auch ohne Mobilfunknetz senden und empfangen. eCall unterstützt es auch über LTE.

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Innenraum eines Autos mit großen Display

(Bild: Qualcomm)

Lesezeit: 3 Min.

Qualcomm hat auf dem MWC Barcelona mit dem Snapdragon Auto 5G Modem-RF Gen 2 ein neues 5G-Modem für Autos vorgestellt, das auch ohne Mobilfunknetz Daten senden und empfangen kann. Möglich macht das die Integration von Snapdragon Satellite, eine Satelliten-gestützte Zwei-Wege-Kommunikation, sowie 5G Broadcast. Letzteres ermöglicht die direkte Kommunikation zwischen Sender und Empfänger ohne den Umweg über ein Mobilfunknetz.

Snapdragon Satellite hat Qualcomm bereits auf der CES 2023 vorgestellt. Das Unternehmen arbeitet hierfür mit dem Satellitenbetreiber Iridium zusammen. Bandbreite und Latenz reichen aus, um mit SMS vergleichbare Nachrichten zu verschicken und zu empfangen. Qualcomm selbst spricht darüber hinaus von weiteren Arten der Kommunikation. Sprach- oder gar Videotelefonie sind damit aber nicht gemeint, wie das Unternehmen gegenüber heise online einschränkte. Ein Ersatz für das in der EU vorgeschriebene eCall-System ist Snapdragon Satellite somit nicht. Allerdings könnte das System im Falle eines Unfalls vollautomatisch Textnachrichten mit Standortinformationen an Rettungszentralen verschicken. Hilfreich, wenn es in einem Funkloch zum Unfall – oder zu einer Panne – kommt.

5G Broadcast soll als Bestandteil von 3GPP Release 16 die Kommunikation zwischen dem eigenen Fahrzeug und anderen Fahrzeugen oder Infrastruktur (C-V2X, Cellular Vehicle to Everything) verbessern. Erkennt die Sensorik etwa eine Gefahrenstelle wie eine glatte Fahrbahn, kann diese Information direkt an alle ebenfalls mit 5G Broadcast ausgestatteten Fahrzeuge übermittelt werden. Da der Umweg über das Mobilfunknetz entfällt, gelangen die Informationen schneller an die Empfänger.

Die Übertragungsraten des Snapdragon Auto 5G Modem-RF Gen 2 hat Qualcomm nach eigenen Angaben verdoppelt. In der Spitze soll das Modem im Downlink 8 GBit/s erreichen. Da die nutzbare Bandbreite aber wie beim Vorgänger nur 200 MHz beträgt, dürfte die Anzahl der kombinierbaren Carrier (Carrier Aggregation) erhöht worden sein; bislang waren es drei. Details hierzu nennt Qualcomm allerdings nicht.

Zu den weiteren Neuerungen gehört NG eCall. (Next Generation eCall). Die neue Generation nutzt LTE-Mobilfunknetze und soll perspektivisch das bisherige eCall-System ablösen, das auf 2G- und 3G-Frequenzen funkt. Seit der Abschaltung von 3G-Netzen in zahlreichen Ländern kann es dort nur noch 2G-Verbindungen nutzen. Ein schnellerer, in den Chip integrierter Prozessor soll stabilere Verbindungen ermöglichen und mit weniger Energie auskommen. Qualcomm spricht diesbezüglich von einer um 40 Prozent verbesserten Effizienz. Das spiele vor allem bei Elektroautos und dem zunehmenden Datenaustausch zwischen Fahrzeug und Cloud eine große Rolle, betonte das Unternehmen im Gespräch mit heise online. Assistenzsysteme sollen von einer präziseren Standortbestimmung profitieren, Fahrzeughersteller vom Snapdragon Telematics Application Framework (TelAF). Das soll die Entwicklung Integration von Internet-abhängigen Diensten (Connected Services) erleichtern.

Erste Automobilzulieferer und -hersteller sollen die Snapdragon Auto 5G Modem-RF Gen 2 Platform ab Ende 2023 verbauen können. In welchen Fahrzeugen das zuerst der Fall sein wird, ist nicht bekannt. Als Partner nennt Qualcomm unter anderem Continental, LG Electronis und Valeo.

Hinweis: Qualcomm hat die Reisekosten des Autors zum MWC übernommen. (pbe)