"The Premiere": Samsung setzt auf lichtstarke Kurzdistanzbeamer

Von Samsung kennt man LCD-TVs für den heimischen Filmgenuss, jetzt stellt das Unternehmen zwei Laserbeamer vor, die große Bilder ins Wohnzimmer zaubern sollen.

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Samsung setzt auf lichtstarke Kurzdistanzbeamer
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Bei seinem Einstieg in das Projektorengeschäft kleckert Samsung erst gar nicht: Der Unterhaltungselektronikspezialist präsentiert einen smarten Tripple-Laserbeamer, der aus sehr kurzer Distanz lichtstarke Bilder in 4K-Auflösung auf die Leinwand bringt. Aus nur 11 Zentimetern Abstand füllt die Projektion eine 100-Zoll-Leinwand mit 2,54 Metern Diagonale komplett aus. Als maximale Bildgröße der eingebauten Optik spezifiziert Samsung ein Bild aus 24 Zentimetern Entfernung zur Leinwand mit 130 Zoll, also 3,30 m Diagonale.

Das passend "The Premiere" genannte Beamer-Modell LSP9T nutzt separate Laserdioden für Rot, Grün und Blau. Damit deckt es laut Samsung den DCI-Farbumfang komplett ab und er soll sogar nahezu 100 Prozent BT2020 erreichen. Das gelingt allerdings nur theoretisch unter idealen Bedingungen im stockdunklen Zimmer mit passender Leinwand und entsprechendem Bildmaterial.

Samsung The Premiere (7 Bilder)

Der neue Kurzdistanzbeamer "The Premiere" wirft aus nur 11 Zentimetern Abstand ein 100-Zoll-großes Bild an die Wand.
(Bild: Ulrike Kuhlmann, c't magazin)

c't konnte The Premiere vorab in Samsungs Flagship-Store in Frankfurt begutachten: In dem nicht komplett abgedunkelten Raum geriet die Projektion hell und farbstark, war aber weit entfernt von BT2020. Sie wirkte anders als bei vielen Kurzdistanzbeamern angenehm gleichmäßig ausgeleuchtet und kam ohne störende Halos um die Leinwand herum daher. Auch die übliche Blickwinkelabhängigkeit von Kurzdistanzprojektionen vor einer mit starkem Gain versehenen Leinwand trat nicht auf. Allerdings will Samsung zum LSP9T gar keine Leinwand mitliefern; die müssen sich Interessenten zusätzlich besorgen.

Als maximalen Lichtstrom nennt der Hersteller 2800 ANSI-Lumen. Das reicht locker für leicht abgedunkelte Räume. Mit zunehmendem Raumlicht sinkt der Kontrast, denn Projektoren können die Leinwand nur aufhellen, aber nicht verdunkeln. Die Helligkeit des Zimmers legt deshalb den Schwarzwert auf der Leinwand fest: Ist dieser hoch, sinkt der wahrnehmbare Bildkontrast, also das Verhältnis vom hellsten zum dunkelsten Punkt in der Projektion. Wer echtes Kinofeeling haben möchte, muss das Störlicht im Raum deshalb aussperren.

Der etwa 50 cm × 40 cm große und etwa 12 cm hohe LSP9T nutzt wie Samsungs Smart-TVs das hauseigene Tizen-Betriebssystem und ist wie diese mit den üblichen smarten Funktionen und Apps ausgestattet. Ein TV-Tuner ist ebenso eingebaut wie ein 40 Watt starkes 4.2-Lautsprechersystem. Wenn das nicht reicht, kann man die äußerlich abgestimmte Soundbar S61T dazukaufen.

Auch die kleinere Variante des Laserprojektors, der LSP7T, besitzt die smarte Ausstattung mit TizenOS. Der 4K-Beamer hat allerdings einfarbige Laserdioden mit einem schnell drehendem Farbrad davor. Er braucht mit 30 Zentimeter etwas mehr Abstand zur Leinwand, um Bilder mit 100 Zoll Diagonale zu projizieren. Als maximalen Lichtstrom nennt Samsung hier 2200 Lumen. Die beiden Projektoren sollen noch in diesem Jahr in den Handel kommen. Preise nannte Samsung noch nicht. Sie dürften aber in einem Bereich wie vergleichbare Kurzdistanzbeamer liegen. Den 4K-Kurzsistanz-Laserprojektor HU85LS von LG (ab 3563,40 €) ist aktuell für knapp 6000 Euro erhältlich, Hisense Laserbeamer H100LDA kostet knapp 10.000 Euro.

Dass Samsung zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt hochwertige – und teure – Laserprojektor ankündigt, dürfte der Situation geschuldet sein, in dem sich der TV-Spezialist befindet: Mit LCD-Fernsehern lässt sich kaum noch Geld verdienen, die Konkurrenz aus China, namentlich BOE, übernimmt gerade das LC-Panelgeschäft und LG hat mit seinen OLEDs im High-End-Bereich die Nase vorn. Samsung selbst möchte die OLED-Technik künftig mit farbverstärkenden Nanopartikeln kombinieren, doch die OLED-Quantenpunkten-Kombi scheint mehr Probleme auszuwerfen als erhofft.

Deshalb muss der Marktführer weiterhin seine LCDs mit Quantenpunkte und 8K-Auflösung pushen, statt mit brandneuer Technik eigene Akzente setzen zu können. Letzteres hatte Samsung bereits mit Mikro-LED-Displays versucht, doch diese Technik erwies sich für herkömmliche Wohnzimmer zumindest derzeit als ungeeignet – sie ist zu teuer beziehungsweise nur mit sehr großen Diagonalen in Massen realisierbar. Also setzt Samsung jetzt zumindest vorübergehend auf technisch sehr spannende, aber teure Kurzdistanzbeamer – und damit auf einen ziemlichen Nischenmarkt. (uk)