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Sennheiser Conversation Clear Plus: Als In-Ears getarnte Hörhilfe

Sennheisers neue In-Ears helfen, in lauten Umgebungen Gespräche zu führen. Beim Ausprobieren offenbaren sie auch Talente im Bespitzeln fremder Unterhaltungen.

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(Bild: Sennheiser)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Robin Brand

Mitte 2021 hat Sonova die Kopfhörer-Sparte von Sennheiser übernommen. Auf der diesjährigen CES haben die Schweizer als ein erstes Resultat der Zusammenarbeit eine für Sennheiser neue Produktkategorie eingeführt. Die Sennheiser Conversation Clear Plus sind In-Ear-Kopfhörer, die primär als Hörhilfe gedacht sind. Sie richten sich an Menschen, die zum Beispiel in lauten Umgebungen Probleme haben, Gesprächen zu folgen, aber nicht dauerhaft auf ein Hörgerät angewiesen sind. Wir konnten die Kopfhörer auf der CES bereits ausprobieren.

(Bild: Sennheiser)

Sennheiser greift für die Conversation Clear Plus zwar auf die Chiptechnologie des Mutterkonzerns Sonova zurück, ein Anbieter von medizinischen Hörsystemen, will das Produkt aber nicht als medizinisches Gerät verstanden wissen. Anders als die bisherigen Sennheiser-Kopfhörer für Hörunterstützung sind die Conversation Clear Plus nicht primär für die Verwendung mit dem TV gedacht.

Vielmehr sollen sie im Alltag Verwendung finden und die Sprachverständlichkeit in Gesprächen in lauten Umgebungen, aber auch am Telefon verbessern. Dafür analysieren die Kopfhörer 166-mal pro Sekunde die Umgebungsgeräusche und leiten diese moduliert ans Ohr: Störende Geräusche werden reduziert, Stimmen verstärkt. Sennheiser spendiert den Conversation Clear Plus auch einen ANC-Modus, dieser dimmt alle Umgebungsgeräusche herunter – genau wie es herkömmliche Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung tun.

Die Conversation Clear Plus lauschen mit drei Mikrofonen in jedem Earbud in die Umgebung. Im Konversationsmodus fangen sie die Geräuschkulisse ein und leiten sie ans Ohr weiter. Die Kopfhörer verstärken dabei die Frequenzen der menschlichen Stimme. In der zugehörigen App kann man die Intensität sehr fein in 17 Stufen dosieren.

In der Praxis offenbarten die Kopfhörer ungeahnte Talente: Denn schon mittlere Einstellungen funktionierten so gut, dass wir in einem voll besetzten Restaurant mit etwas Konzentration sogar privaten Gesprächen in zwei bis drei Metern Entfernung lauschen konnten. Die Stimme eines Gesprächspartners, der sich tatsächlich an einen richtet, wird deutlich verstärkt, was das Verstehen erleichtert.

Ohne Schwächen ist das System aber nicht: Zwar reagieren die Mikrofone besonders sensibel auf Stimmen von Menschen, die sich einem frontal gegenüber befinden. Doch auch andere Stimmen fangen die Mikrofone ein. Sie können nicht zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden, sodass auch in eher ruhigen Umgebungen der Eindruck von Hektik entsteht, was nach kurzer Zeit anstrengt. Dazu trägt auch bei, dass die Kopfhörer vor allem hohe Frequenzen verstärken, was Stimmen ein wenig kalt und blechern klingen lässt. Ein ausführlicher Test mit mehreren Testhörern folgt.

Eher durchschnittlich arbeitet der ANC-Modus, der sich auch mit monotonen Geräuschkulissen schwertut, die Klassenbeste wie Apple AirPods Pro 2 oder Bose QuietComfort Earbuds 2 problemlos wegfiltern. Neben dem ANC-Modus bringen die Sennheiser-In-Ears auch einen herkömmlichen Transparenzmodus mit.

Die Akkulaufzeit der In-Ears mit je 70-mAh-Akkus beziffert Sennheiser auf 9 Stunden, im Transportcase (500 mAh) kann man sie dreimal befüllen. Sennheiser ruft für die ab sofort bestellbaren Conversation Clear Plus 849 Euro auf. Jabra hat auf der CES die vergleichbaren Jabra Enhance Plus vorgestellt. Diese konnten wir allerdings noch nicht ausprobieren.

Hinweis: Der Veranstalter der CES hat die Reisekosten des Autors übernommen.

(rbr)