Shokz OpenFit: Aufliegender True-Wireless-Kopfhörer lässt Gehörgang frei ​

Für mehr Bass und Tragekomfort tönt das neue Shokz-Modell per Luft- statt Knochenschall und krallt sich hinters Ohr. Der erste Eindruck stimmt.

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(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Berti Kolbow-Lehradt
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Der Bluetooth-Kopfhörer OpenFit von Shokz sieht nur auf den ersten Blick wie ein übliches In-Ear-Modell aus. Tatsächlich verstopft der Lautsprecher genau wie bei den anderen Geräten des Herstellers nicht das Ohr. Doch während dessen bisheriges Sortiment den Klang über den Schläfenknochen überträgt, schmiegen sich die Hörknöpfe des Neuzugangs in die große Mulde der Ohrmuschel. Das soll für eine intensivere Basswirkung sorgen.

Gleichzeitig kommt die Konstruktion ohne einen Haltebügel aus, der sich um den Nacken schlängelt. Stattdessen soll eine ums Außenohr geschnallte Kralle den Kopfhörer in Position halten und wegen des geringeren Gewichts eine längere Tragedauer ermöglichen. Bei einer Produktpräsentation des Herstellers konnte heise online sich erste Eindrücke von Klang und Tragegefühl verschaffen.

Shokz richtet den OpenFit an Menschen, die für längere Zeit Musik hören und telefonieren, dabei aber für Umweltgeräusche empfänglich bleiben wollen – etwa beim Sport, beim Pendeln oder im Büro. Mit der ohrfreien Bauweise bietet Shokz eine Option für diejenigen, die Kopfhörer für ein Gespräch nicht abnehmen möchten und den vor Klangverfälschungen nicht gefeiten Transparenzmodus mancher Modelle als unangenehm empfinden.

Im Gegensatz zu In-Ear-Modellen droht beim OpenFit prinzipbedingt kein Druckschmerz im Gehörgang. Zwar könnte sich die mit Silikon ummantelte Drahtkralle mit einem Brillenbügel in die Quere kommen, im Praxistest verträgt sich die Haltevorrichtung des OpenFit beim ersten Kennenlernen aber gut mit einer Brille. Angenehm fällt auf, dass bei Kopfbewegungen kein rückseitiger Bügel in die Nackenfalte drängelt, wie es bei den Knochenschallmodellen von Shokz der Fall ist. Beim Radeln mit Helm ist eine Ohrkralle einem am Hinterkopf marodierenden Bügel ebenfalls vorzuziehen.

Der Shokz OpenFit ist ab dem 6. Juli und kostet 200 Euro.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Angesichts eines Gewichts von 8,3 Gramm pro Ohrknopf gehört Shokz' Neuzugang zu den leichteren Sportmodellen mit Krallenhalterung in D-Form. Das geht zum Glück nicht zu Lasten eines Wasserschutzes. Nach IP54 zertifiziert, sollten die Dichtungen des OpenFit Trainingsschweiß und Regenschauern standhalten. Zum Vergleich: Rund elf Gramm wiegen etwa die ähnlich abgedichteten PowerBeats Pro, bei denen es sich wohlgemerkt um herkömmliche In-Ears handelt. In unseren Ohrmuscheln sitzen die Lautsprecher des Shokz-Modells auch ohne Verankerung im Gehörgang stabil - der Hersteller spricht von einer "OpenEar"-Bauweise. Selbst bei sportlichen Bewegungen verrutscht die Konstruktion nicht.

In den rechteckigen OpenFit-Knöpfen stecken trotz der kompakten Bauweise recht große Treiber mit einer Kantenlänge von 18 × 11 Millimetern, was viel Puste verspricht. Zudem legt der Hersteller beim Sound-Tweaking den Fokus auf die Anhebung tiefer Frequenzen. Der Bass ist bei Shokz bisherigen Knochenschallkopfhörern mit Ausnahme des OpenRun Pro recht schlapp. Damit der Ton möglichst in den Ohren der Tragenden und nicht der Umstehenden ankommt, soll ihn die Gehäusekonstruktion durch Öffnungen zum Gehörgang richten und die interne Elektronik unerwünschte Schalllecks durch Phasenauslöschung verhindern. Ferner will Shokz mit Algorithmen bei Telefonaten störende Hintergrundgeräusche herausfiltern.

Bei unserer Kennenlernrunde erreicht Shokz mit dem OpenFit nicht alle Ziele. Selbst bei normalem Lautstärkepegel bleibt abgespielte Musik für Außenstehende weiterhin aufdringlich hörbar. Angerufene können zu im Hintergrund spielender Musik unangestrengt mitsingen, weil die Kopfhörerelektronik sie kaum herausfiltert. Hingegen eine positive Überraschung ist der kraftvolle Klang. Er kommt beim Neuzugang viel voller rüber als bei Shokz‘ Bestandsgeräten – ohne dabei Mitten und Höhen in den Hintergrund zu drängen. Damit liegt der OpenFit klanglich auf dem Niveau durchschnittlicher True-Wireless-Kopfhörer mit In-Ear-Bauweise.

Laut Shokz spielt der OpenFit mit einer Akkuladung bis zu sieben Stunden. Inklusive der Reserve in der mitgelieferten Ladebox (57 Gramm) sind dem Hersteller zufolge bis zu 28 Stunden drin. Das ist im Vergleich eine hohe Ausdauer. Die Kopfhörer fünf Minuten aufzuladen, soll für eine einstündige Wiedergabe reichen.

Audiosignale empfängt der Shokz OpenFit mit Bluetooth 5.2. Dabei unterstützt er die Codecs AAC und SBC. Mit einer Multifunktionstaste bedient man den Kopfhörer direkt am Gehäuse. Ab Werk lässt sich damit die Wiedergabe pausieren und fortsetzen sowie zum nächsten oder vorherigen Lied springen. Eine abweichende Tastenbelegung und einen Eingriff in die EQ-Einstellungen soll die Smartphone-App von Shokz ermöglichen. Ausprobieren lässt sich das vor dem Marktstart noch nicht. Bisher unterstützt die Anwendung nur das Modell OpenRun Pro.

Erhältlich ist der Shokz OpenFit ab dem 6. Juli. Zur Auswahl stehen dann Farbvarianten in Schwarz und Beige. Für beide empfiehlt der Hersteller als Verkaufspreis 200 Euro. Zu diesem Preis gibt es klangstärkere In-Ear-Kopfhörer mit besserer Abschirmung – allerdings eben mit stets verdecktem Ohr. Wer die Umwelt trotz langer Hördauer gerade nicht ausblenden möchte, ohne dabei auf brauchbaren Klang zu verzichten, findet im Shokz OpenFit eine angenehm zu tragende und angemessen bepreiste Option.

(dahe)