Siemens-Aufseher beraten Neuordnung – Energievorstand muss wohl gehen

Siemens-Chef Joe Kaeser will den Konzern umkrempeln. Mit seinen Plänen befasst sich nun der Aufsichtsrat des Elektrokonzerns. Nach vielen Spekulationen klärt sich, welche Struktur der Konzern bekommt. Energievorstand Süß wird wohl nicht mehr dabei sein.

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  • dpa

Tag der Entscheidung bei Siemens: Der Aufsichtsrat des Elektrokonzerns kommt im Tagesverlauf zu Beratungen über den erwarteten Konzernumbau zusammen. In Medienberichten war über eine bevorstehende Auflösung der Sektoren-Struktur bei Siemens sowie über eine Reduzierung der zurzeit 16 Divisionen des Konzerns spekuliert worden. Auch an der Spitze des Konzerns wird es wohl zu Veränderungen kommen: Siemens trennt sich nach Informationen der dpa und des Handelsblatts von Vorstand Michael Süß.

Joe Kaeser

(Bild: dpa)

Der Abgang des Managers sei ebenfalls Thema im Aufsichtsrat, hieß es aus Unternehmenskreisen. Süß verantwortet bislang als Chef des Energie-Sektors unter anderem das Kraftwerksgeschäft. Siemens selbst wollte sich zu der Personalie am Morgen nicht äußern. Den Informationen zufolge soll als Nachfolger eine Frau in den Vorstand folgen, Namen wurden aber noch nicht bekannt.

Kaeser will Siemens schlanker und schlagkräftiger machen, hieß es. Erwartet wird zudem eine Entscheidung über den Kauf des Gasturbinen- und Kompressorengeschäfts von Europas größtem Flugzeugtriebwerkhersteller Rolls-Royce – nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Luxus-Automarke, die seit längerem zum Münchner Autobauer BMW gehört. Beide Unternehmen hatten Gespräche bestätigt. Zudem wird in verschiedenen Medien über einen Verkauf des österreichischen Anlagenbauers VAI Siemens spekuliert.

Für viel Wirbel hatte zuletzt aber vor allem der Übernahmepoker zwischen Siemens und dem US-Rivalen General Electric (GE) um den französischen Industriekonzern Alstom gesorgt. Siemens will ein eigenes Angebot für die Franzosen vorlegen, falls der deutsche Elektrokonzern vier Wochen lang Zugang zu den Alstom-Büchern erhält.

Nachdem der Alstom-Aufsichtsrat den Aktionären allerdings eine bindende Offerte von GE empfahl, hatten die Amerikaner in dem Bietergefecht zuletzt die Nase vorn. Entschieden ist das Rennen damit aber noch nicht.

Siemens-Chef Joe Kaeser war im vergangenen Sommer vom Finanzvorstand zum Vorstandsvorsitzenden des Elektrokonzerns aufgestiegen. Er löste den Österreicher Peter Löscher ab, der nach zwei Gewinnwarnungen in kurzer Folge seinen Hut nehmen musste.

Seine Strategie für den Vorzeigekonzern mit weltweit über 360.000 Beschäftigten will Kaeser dann an diesem Mittwoch auf der Halbjahres-Pressekonferenz in Berlin erläutern – und nebenbei auch die Zahlen für das 2. Quartal vorlegen. Auch der Alstom-Poker dürfte dabei aber für zahlreiche Nachfragen sorgen, zumal die Franzosen am gleichen Tag ihre Jahreszahlen bekanntgeben.

Mit dem Konzernumbau soll Siemens fit gemacht werden für den Wettbewerb. Schon seit Jahren hinkt der Dax-Konzern dem Konkurrenten GE in Sachen Rentabilität hinterher. (anw)