Solarhersteller Meyer Burger droht mit Schließung deutscher Produktion

Der Schweizer Solarausrüster Meyer Burger droht die Schließung des Produktionsstandorts Freiberg in Sachsen an. Zuschüsse könnten das abwenden.

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Veschneite PV-Module

Verschneite PV-Module: Die Lage der Photovoltaik-Modulproduktion in Europa ist ernst.

(Bild: heise online / dmk)

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Die Meyer Burger Technology AG mit Hauptsitz in der Schweiz hat im Rahmen ihres jüngsten Geschäftsberichts angedroht, den Produktionsstandort in Freiberg in Sachsen dichtzumachen. Ohne ausreichende "Maßnahmen zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in Europa" wären rund 500 Beschäftigte davon betroffen.

Für die Produktion von Photovoltaik-Modulen sowie zugehörige Forschung und Entwicklung galt Meyer Burger auch in Deutschland als Hoffnungsträger, nachdem im vergangenen Jahrzehnt die Photovoltaik-Industrie in Deutschland weggebrochen war. Meyer Burger will die Verluste in Europa reduzieren und sich auf profitables Wachstum in den USA konzentrieren. Das Marktumfeld in Europa verschlechtere sich, wodurch "die Fortsetzung der europäischen Solarproduktion in vollem Umfang vorerst nicht weiter tragbar" ist, schreibt Meyer Burger in der Mitteilung zum Finanzergebnis 2023.

Strategische Partnerschaften sollen ein schnelleres Wachstum bewirken und zugleich lokale Lieferketten in den USA stärken. "Bedauerlicherweise" ist die Schließung des Werkes in Freiberg Anfang April 2024 Teil des Plans. "Dabei handelt es sich um die größte in Betrieb befindliche Solarmodulproduktion Europas. Hiervon wären rund 500 Beschäftigte betroffen", ergänzt der Hersteller.

Die endgültige Entscheidung falle bis zur zweiten Februarhälfte. Einfluss hätten möglicherweise "Resilienzmaßnahmen, [...] zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in Europa". Meyer Burger ergänzt: "Die Solarzellproduktion in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen), Deutschland, würde weiterhin den Produktionshochlauf der US-Solarmodulproduktion in Goodyear, USA, unterstützen". Forschung und Entwicklungsstandorte sowie der Maschinenbau in Deutschland und der Schweiz seien nicht betroffen, sie "würden mit ihren technologischen Entwicklungen weiterhin zum Geschäft außerhalb Europas beitragen".

Ein starker Anstieg von chinesischen Produktionsüberkapazitäten sowie Handelsbeschränkungen von Indien und den USA führten zu einem Überangebot und in der Folge zu einer "beispiellosen Verzerrung auf dem europäischen Solarmarkt". Meyer Burger wirft der EU und Deutschland zudem vor, zu wenig politische Maßnahmen zu ergreifen, die für faire Wettbewerbsbedingungen sorgten. Der Rückzug des Unternehmens würde die Abhängigkeit der EU von Importen aus China weiter zementieren.

Meyer Burger Technology AG rechnet für das Geschäftsjahr mit einem Gesamtumsatz von 135 Millionen Schweizer Franken (rund 144 Millionen Euro). Der EBITDA-Verlust belaufe sich auf mindestens 126 Millionen Schweizer Franken (rund 135 Millionen Euro). Im Jahr 2025 will das Unternehmen einen positiven Cashflow erzielen, benötigt dafür jedoch Finanzmittel in Höhe von rund 450 Millionen Schweizer Franken (etwa 480 Millionen Euro). Dies sollen deutsche Euler-Hermes-gedeckte Exportfinanzierungen, ein Finanzkonstrukt, das künftige US-Steuergutschriften monetarisiert, ein sogenannter Advanced Manufacturing Production Credit sowie ein Darlehen des US-Energieministeriums liefern. Außerdem erwägt das Unternehmen eine Eigenkapitalfinanzierung beispielsweise durch eine Bezugsrechtsemission, Privatplatzierungen oder andere Eigenkapitalformen.

(dmk)