Sonos: WiFi-Lautsprecher Era 300 und Era 100 angekündigt

Sonos bietet in zwei neuen Heimlautsprechern Stereo- und 3D-Audio in je einem einzelnen Gerät sowie Bluetooth- und USB-Input. heise online hat reingehört.​

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(Bild: Berti Kolbow-Lehradt, heise online)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Berti Kolbow-Lehradt
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Sonos hat die neuen Smart Speaker Era 300 und Era 100 angekündigt, die das Sortiment des Audiospezialisten um zwei Modelle mit erweiterten Bedienoptionen und Klangfähigkeiten ergänzen. Erstmals lassen sich zwei stationäre Lautsprecher des Herstellers nicht nur mit WLAN, sondern auch mit Bluetooth bespielen. USB-C ermöglicht Audioinput etwa von Plattenspielern. Mit diesem niederschwelligen Zugang setzt sich Sonos klar von anderen smarten Lautsprechern ab, die sich ausschließlich per App oder Sprache bedienen lassen.

Höhere Klangansprüche bedient Sonos mit dem Einbau von mehr Lautsprechern, die in einem einzelnen Era 100 annähernd Stereo-Klang und im Era 300 Raumklang mit Dolby Atmos bieten sollen. Letzteres Modell zieht dadurch mit dem HomePod von Apple gleich, der im Vergleich aber weniger Zuspielquellen zur Auswahl stellt. Die Raumakustikmessung Trueplay ist erstmals auch für Android-Smartphones verfügbar, sodass ein iPhone-Einsatz nicht mehr zwingend nötig ist. Ob auch andere Sonos-Lautsprecher mit eingebauten Mikrofonen rückwirkend ein Update für Trueplay via Android erhalten, wollte Sonos noch nicht bestätigen.

Damit bestätigen sich viele der vorab durchgesickerten Infos zu den Neuzugängen von Sonos. Heise online konnte sich schon vor dem Marktstart einen äußeren und klanglichen Eindruck vom Duo bilden.

Das Design der jeweils in Weiß und Schwarz erhältlichen Gehäuse fügt sich grundsätzlich in Sonos' aktuelle Formsprache ein, die matte glatte Flächen mit feinmaschigen Stoffgrills kombiniert. Der zylinderförmige Sonos Era 100 ist als Nachfolgemodell des Sonos One gedacht. Weil ein größerer Mitteltöner und zwei statt einem Hochtöner drinstecken, ist er mit Maßen von 18,3 × 12 × 13,1 Zentimetern etwa zwei Zentimeter höher und einen dicker als der Vorgänger. Der wuchtige Era 300 reiht sich mit Maßen von 16 × 26 × 18,5 Zentimetern zwischen dem Era 100 und dem Sonos Five ein. Seine Form fällt etwas aus dem Rahmen. Er sieht wie eine umgekippte Sanduhr aus und hat somit äußerlich nichts mehr gemein mit dem 2018 eingestellten Play 3, dessen Lücke der Era 300 im Sortiment von Sonos füllt.

Der 500 Euro teure Sonos Era 300 sieht aus wie eine umgelegte Sanduhr.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt, heise online)

Für den Kontakt zum Heimnetzwerk und zu Zuspielgeräten verfügen beide Lautsprecher über Wi-Fi 6 (2,4 und 5 GHz), AirPlay 2, Bluetooth 5 und USB-C. Der Era 100 ist damit anschlussfreudiger als sein Vorgänger Sonos One, der außer Ethernet keinen gängigen Kabelkontakt zu Audiozuspielern bietet. Zu einem dezidierten Anschluss für Line-In wie beim Sonos Five oder beim Echo und Echo Studio von Amazon konnte Sonos sich nicht durchringen. Mittels eines USB-Adapters lassen sich aber Stecker für Line-In und Ethernet anschließen. Das muss nicht zwingend ein Original-Adapter von Sonos sein, bestätigte der Hersteller. Besser als bei Apples HomePods oder Googles aktuellen Nest-Lautsprechern ist das allemal. Sie verzichten komplett auf Audioinput per Kabel.

Für die Energieversorgung liegt ein Netzkabel mit Kaltgerätestecker im Karton. Den Standby-Verbrauch will Sonos auf unter zwei Watt gesenkt haben. Zum Vergleich: Der Sonos One zweiter Generation gönnt sich im Ruhemodus 3,4, der Play 3 4,4 Watt. Die Lautsprechergehäuse bestehen aus recyceltem Kunststoff. Außerdem verwendet Sonos eigener Aussage zufolge mehr Schrauben und weniger Kleber, damit sich die Geräte leichter zerlegen und reparieren lassen.

Bluetooth und USB ermöglichen zwar im Betrieb, auf den Griff zur Sonos-App und die Weitergabe des WLAN-Passworts verzichten zu können. Eine einmalige Einrichtung mit der Hersteller-Software bleibt aber weiterhin Pflicht. Erstmals ermöglicht sie auch unter Android mit dem "Trueplay"-Verfahren von Sonos, die Raumakustik einzumessen und die Tonausgabe entsprechend zu justieren. Dabei kommen dann aber die Mikrofone der Lautsprecher und nicht das des Smartphones zum Einsatz. Unter iOS können sich Musikfans entscheiden, mit welchen Mikros sie die Akustik prüfen wollen. Ihnen empfiehlt Sonos, weiterhin mit dem iPhone das Zimmer zu durchschreiten. Diese Variante soll präzisere Ergebnisse als die automatische Alternative mit den stationären Lautsprechermikrofonen erzielen.

Die Bedienung auf dem Lautsprechergehäuse ist bei beiden Modellen im Vergleich zum Sonos One ebenfalls um ein paar Optionen reicher. Zusätzlich zu einer Sensortaste für Play und Pause gibt es nun jeweils eine für Vor und Zurück sowie einen kapazitiven Regler für die Lautstärke. Fingerfertig über die Lautstärketaste zu streichen, um in der Playlist vor- oder zurückzuwandern, ist somit nicht mehr nötig.

Die neuen Sonos-Modelle haben mehr Bedienelemente: Neben einer Sensortaste für Play und Pause gibt es nun auch Tasten für "vor" und "zurück" sowie einen Lautstärkeregler.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt, heise online)

Über die Controller-App von Sonos lässt sich wie gehabt eine sehr große Auswahl an Streaming-Diensten verknüpfen. Wer auf dem Sonos Era 300 in Dolby Atmos abgemischte Musik wiedergeben möchte, ist auf ein kostenpflichtiges Abo von Amazon Music Unlimited angewiesen. Apple Music leitet kein 3D-Audio durch. Das ist dem HomePod vorbehalten. Mittels Bluetooth und AirPlay ist ebenfalls keine Wiedergabe von Musik mit Raumklang auf den Sonos-Lautsprechern möglich.

Per Sprachbefehl lässt sich die Musik über die eingebauten Lautsprechermikrofone steuern, wenn man Amazon Alexa oder die Sonos Voice Control aktiviert. Sonos‘ eigene Sprachassistenz ist weiterhin nur auf Englisch und Französisch verfügbar. Zu einem etwaigen Deutschlandstart äußerte sich Sonos nicht.

Überraschend verzichtet Sonos auf den Google Assistant. Er ist auf dem Era 300 und Era 100 nicht verfügbar – anders als auf allen anderen aktuellen Sonos-Modellen mit eingebauten Mikrofonen und Sprachbedienung. Die Begründung klingt diplomatisch. Demnach habe Google die Vorgaben für Drittanbieter geändert, was Sonos vor technische Herausforderungen stelle. Wahrscheinlicher ist, dass der Streit zwischen Google und Sonos derart eskaliert ist, dass Google dem Hersteller nun die Nutzungslizenz für neue Geräte verweigert.

Bei der Tonausgabe hat Sonos einen Schwerpunkt auf den räumlichen Klangeindruck gelegt. Der Sonos Era 100 enthält neben einem Mitteltöner zwei abgewinkelte Hochtöner, die nach links und rechts abstrahlen. Das soll für einen Stereo-ähnlichen Effekt sorgen, obwohl ein einzelnes Gerät normalerweise prinzipbedingt nur eine Mono-Wiedergabe ermöglicht. Ungeachtet dessen lassen sich zwei Era 100 auch zu einem physischen Stereo-Paar koppeln oder als Rücklautsprecher-Duo in einem Heimkinosetup einsetzen.

In den Era 300 hat der Hersteller vier Hochtöner eingebaut, von denen zwei nach vorne, je einer nach links und rechts und einer nach oben abstrahlt. Zusätzlich kümmern sich zwei Tieftöner um die Bassfrequenzen. Dieser Verbund soll bereits in einem einzelnen Gerät eine dreidimensionale Klangblase erzeugen. Ansonsten ist das Modell für den paarweisen Einsatz als Rear-Speaker in Kombination mit den TV-Lautsprechern Sonos Beam 2 oder Arc gedacht. Hinter der Sitzposition aufgestellt, soll es den Raumklangeffekt von Material mit Dolby Atmos verstärken. Im Vergleich dazu sind die Atmos-fähigen Smart Speaker von Apple aktuell nicht als Rear-Speaker konfigurierbar.

Bei der Klangdemo während der Pressevorführung hinterließen die Neuzugänge den vom Hersteller gewünschten Eindruck. Der Era 100 erzeugte auch einzeln ein sehr stereofon wirkendes Klangbild. Wie nahe das an den Sound zweier zu einem Paar gekoppelter Sonos One herankommt, muss ein separater Vergleich zeigen. Vor Ort war das nicht möglich. Bei der Wiedergabe von Lizzos Funk-Song "About Damn Time" konnte der Era 100 auch mit einem voluminös klingenden Bass beeindrucken, obgleich er nicht bis ganz nach unten reichte – wie bei einem Regallautsprecher typisch.

Der Era 300 überzeugte beim Abspielen von Dolby-Atmos-Tracks mit einer ausgesprochen räumlichen Wirkung. Schon ein einzelnes Gerät erzeugte eine diffuse Klangblase, sodass sich die Richtung der Klangquelle je nach Song kaum bis gar nicht mehr verorten ließ. Prima, um in Musik einzutauchen. Erwartungsgemäß entfaltete der Era 300 eine viel kraftvollere Basswirkung als der Era 100.

Als rückwärtiges Lautsprecherduo im Verbund mit dem Klangriegel Sonos Arc verbreitete der Era 300 großen Heimkinospaß. Die bedrohlichen Klickgeräusche des Monsters in "A Quiet Place" schienen von überall zu kommen, abgefeuerte Raketen in "Top Gun: Maverick" zischten klar lokalisierbar von links unten nach rechts oben. Welchen Anteil an diesem Klangeindruck der Arc-Lautsprecher und welchen die beiden Era 300 hatten, ließ sich vor Ort nicht genauer beurteilen. Dazu wird ein separater Test mit einer anderen Konfiguration unter kontrollierten Bedingungen nötig sein.

Die beiden Lautsprecher kommen am 28. März in den deutschen Handel. Für den Sonos Era 100 ruft der Hersteller 280 Euro auf. Das sind 50 Euro mehr als der Sonos One derzeit nach der jüngsten Preiserhöhung kostet. Der Sonos Era 300 ist zum Marktstart für 500 Euro erhältlich und kostet damit fast so viel wie die vollwertige Atmos-Soundbar Beam 2. Den USB-Adapter für Line-In-Stecker bepreist Sonos mit 25 Euro. Die Kombi-Alternative mit Line-In und Ethernet gibt es für 45 Euro. Eine erhöhte Position ermöglicht ein Standbein, das für den Era 300 rund 170 und für den Era 100 rund 160 Euro kostet. Ein Standbeinpaar bündelt der Hersteller in beiden Fällen zum Preis von 300 Euro.

(dahe)