Starlink erhöht die Preise

SpaceX erhöht Tarife für seinen satellitengestützten Breitband-Internetdienst Starlink. Die höheren Preise greifen zum Teil sofort, zum Teil im April.​

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Starlink-Schüssel von hinten

Starlink-Schüssel von hinten

(Bild: Starlink)

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"Aufgrund exzessiver Preissteigerungen" steigert SpaceX die Preise für seinen satellitengestützten Internetzugangsdienst Starlink. Das hat das Unternehmen Dienstagabend seinen Kunden sowie den auf Zugang Wartenden per E-Mail mitgeteilt. Die Anschaffungskosten für die notwendigen Satelliten-Terminals sind ab sofort höher, die monatlichen Gebühren ab April.

Bei neuen Bestellungen kostet das einfache, für Verbraucher gedachte Modell in den USA statt bisher 499 US-Dollar nunmehr 599 Dollar, in Kanada statt bisher 649 kanadische Dollar nunmehr 749 Dollar (jeweils netto). Wer auf der Warteliste steht und bereits eine Anzahlung geleistet hat, bekommt jeweils 50 Dollar Rabatt, muss aber 50 Dollar mehr zahlen als erwartet.

Die US-Preise sind Richtwert für Starlinks weltweite Preisgestaltung. Für Bestellungen mit deutscher Lieferadresse zeigt die SpaceX-Webseite aktuell 629 Euro plus 73 Euro Versandkosten an (jeweils brutto). Zum Zeitpunkt unseres Tests des Highspeed-Internets per Satellit Starlink im Oktober waren es noch 500 Euro plus 59 Euro für den Versand. Für Österreich zeigt die Webseite derzeit 634 Euro plus 85 Euro Versandspesen.

Die monatlichen Gebühren steigen in den USA von 99 auf 110 US-Dollar, in Kanada von 129 auf 140 kanadische Dollar (jeweils netto). Das gilt auch für Bestandskunden, und zwar ab 22. April – genau ein Monat nach Bekanntgabe. Für Bestellungen in Deutschland und Österreich zeigt die Starlink-Webseite zur Stunde noch den alten Preis von 99 Euro pro Monat an. Das könnte sich bald ändern.

Überhaupt ist die Preiserhöhung alles andere als eine Überraschung. Firmenchef Elon Musk hat im Juni angegeben, dass es weitere 20 bis 30 Milliarden US-Dollar kosten wird, das noch in Aufbau befindliche Satellitennetz fertigzustellen. Gleichzeitig sind sowohl die Lebensdauer der Satelliten als auch die erreichbare Kapazität des Systems begrenzt.

Ogutu Osoro und Edward Oughton haben ausgerechnet, dass Starlink-Nutzer bei guter Signalqualität im Median mit 25 Mbit/s Downstream rechnen können, vorausgesetzt, SpaceX baut das Netz auf 5.040 Satelliten aus, hat nicht mehr als 0,1 User pro Quadratkilometer und nur einer von 20 Kunden nutzt den Dienst tatsächlich zur gegebenen Zeit. Weniger Satelliten oder mehr Nutzer in einer Region würden die verfügbare Bandbreite weiter reduzieren. Zurzeit sind laut der privaten Webseite starlink.sx im Starlink-Netz 1.365 Satelliten in Betrieb, weitere 254 im Stand-by-Modus.

Auch wenn das deutlich mehr Kapazität ist als Mitbewerber OneWeb auf die Waage bringen kann, zeigt die Berechnung, dass Starlink nicht beliebig viele Kunden bedienen kann, sondern ein Nischenprodukt bleiben muss. Mit 99 Dollar pro Monat und Anschluss lassen sich die zu investierenden Milliarden plus Kapitalkosten aber nicht zurückverdienen. Außerdem hat SpaceX eingestanden, dass die Verkaufspreise für die Satellitenterminals nicht kostendeckend sind.

Preiserhöhungen waren also absehbar. Hinzu kommen teurere Gestehungskosten durch den weltweiten Chipmangel, und dass der Überfall Russlands auf die Ukraine den Euro gegenüber dem US-Dollar geschwächt hat. Einnahmen in Euro sind also weniger Dollar wert. Möglicherweise hat sich SpaceX durch Währungshedging abgesichert, doch laufen solche Verträge nur für begrenzte Zeit. Erholt sich der Eurokurs auf längere Zeit nicht, wird SpaceX die Preise zumindest im Euro-Raum weiter anheben müssen.

Selbst der US-Preis von nunmehr 110 Dollar pro Monat dürfte auf Dauer nicht reichen – es sei denn, Starlink verkauft viele Premium-Anschlüsse, die doppelte Geschwindigkeit zum fünffachen Preis verheißen. Diese Tarife lässt SpaceX im Moment unverändert. Laut SpaceX-Mitteilung ist "der einzige Zweck der (aktuellen Preiserhöhungen), mit der steigenden Inflation Schritt zu halten."

(ds)