Starlink im Ukraine-Krieg: Vorbild für Taiwan, neue Drohungen aus Russland

Das Satelliteninternet Starlink von SpaceX hat sich in der Ukraine als wertvoll erwiesen. Mit Interesse beobachtet man das in Taiwan, während Russland droht.

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(Bild: Anton Chernigovskii/Shutterstock.com)

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Taiwans Regierung will im Fall eines Angriffs von China "umgehend" auf alternative Kommunikationsformen wechseln, darunter auch Satelliteninternet wie Starlink. Vorbild für die Pläne, über die Reuters berichtet, seien auch die Erfahrungen der Ukraine seit dem russischen Angriff im Februar. Leistungsfähige Kommunikationskanäle offenzuhalten, sei in solch einem Fall essenziell, erklärte Audrey Tang, die Ministerin für digitale Angelegenheiten der Nachrichtenagentur. Dabei gehe es nicht nur um "die eigenen Leute", sondern auch darum, Kontakt zu jenen in aller Welt zu halten, "denen wir etwas bedeuten", um Hilfe zu organisieren.

Während Starlink dort also als wertvolles Werkzeug dafür gesehen wird, kommen aus Russland neue Drohungen. Ohne Starlink beim Namen zu nennen, sprach der Vertreter Russlands bei einer Tagung der Vereinten Nationen zu Gefahren aus dem All und möglichen Gegenmaßnahmen von einem "extrem gefährlichen Trend". Er meinte die Nutzung ziviler beziehungsweise kommerzieller Infrastruktur im All für militärische Zwecke durch "die USA und ihre Alliierten". Es habe den Anschein, dass sie nicht realisierten, dass solche Aktionen eine indirekte Beteiligung in militärischen Konflikten bedeuteten: "Quasi-zivile Infrastruktur kann so zu einem legitimen Ziel für Vergeltungsmaßnahmen werden." Welche genau, bleibt offen. Solche Nutzung sei mindestens zweifelhaft, meint Russland.

Beide Einschätzungen machen einmal mehr deutlich, für wie wichtig die Nutzung neuartiger Satelliteninternetnetze bei militärischen Konflikten bereits gehalten wird. Starlink war in der Ukraine noch nicht verfügbar, als Russland am 24. Februar seinen Angriffskrieg gegen das Land begann. Schon wenige Tage später war der Dienst aber freigeschaltet, Dutzende Antennen waren geliefert. Es folgten Tausende weitere, über die bald über 150.000 Menschen ins Internet kamen. Auch die ukrainischen Streitkräfte benutzen die überall verfügbare Technik, um sich des Angriffskriegs zu erwehren. So gibt eine Drohneneinheit darüber Informationen über die Standorte russischer Panzer weiter. Aus Russland gab es bereits von höchster Stelle Drohungen gegen SpaceX-Chef Elon Musk.

Auch in China wird der Einsatz von Starlink in der Ukraine schon lange kritisch gesehen. Forscher in Diensten der Volksbefreiungsarmee haben schon vor Monaten gefordert, dass Chinas Militär in der Lage sein müsse, das Satelliteninternet gegebenenfalls zerstören zu können. Angesichts von Tausenden Satelliten, aus denen Megakonstellationen wie Starlink bestehen, seien günstige Maßnahmen mit hoher Effizienz nötig, die gegen das gesamte System gerichtet werden könnten. Vorstellbar sind Mikrowellenattacken gegen viele Satelliten gleichzeitig. Anti-Satelliten-Raketen dagegen würden gefährlichen Weltraumschrott produzieren, ihr Einsatz wäre gegen die vergleichsweise günstigen Satelliten auch nicht sinnvoll.

In Taiwan wird die Technik dagegen aus der Perspektive eines vergleichsweise kleinen Staats gesehen, der sich einer militärischen Übermacht gegenüber sieht. Nicht nur bezüglich der dann womöglich eingesetzten Technik sieht die Regierung in Taipeh die Ukraine als Vorbild. Nachdem dort bereits während der Pandemie Erfahrungen mit Humor als Mittel im Kampf gegen gefährliche Desinformation gesammelt wurde, sehe man jetzt, wie die Ukraine den als Mittel in einem Krieg benutzt. Seit Monaten verbreitet die "North Atlantic Fella Organization" im Netz Memes, um Russland mit Humor Paroli zu bieten. Das gilt als äußerst erfolgreich und Russland ist es nicht gelungen, auf Twitter & Co. seine Sicht auf die Geschehnisse in der Ukraine zu verbreiten oder auch nur viele Zweifel am Vorgehen der Ukraine und der Verbündeten zu streuen.

(mho)