Stromversorgung in Deutschland "eine der zuverlässigsten der Welt"

In Deutschland waren die Stromkunden durchschnittlich 12,1 Minuten lang in einem Blackout. Damit sei das Stromnetz weiterhin sehr zuverlässig, sagt der VDE.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 202 Kommentare lesen

Umspannwerk in Bremen

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 4 Min.

Die Stromversorgung in Deutschland ist nach Angaben des VDE eine der zuverlässigsten der Welt, hinter Südkorea. Die Statistik zeige, dass 2021 in Deutschland drei von vier Kunden von gar keinem Stromausfall betroffen waren. Die Versorgung sei sicher, obwohl es weiterhin im Netz rege Schalt- und Bautätigkeiten gebe. "Das zeigt, dass die Netzbetreiber die Prozesse erfolgreich optimieren konnten", sagt Heike Kerber, Geschäftsführerin von des Forums Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN).

Über das gesamte Jahr gerechnet mussten Stromkunden 2021 durchschnittlich 12,1 Minuten ohne Strom auskommen. Das zeigt die neue Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik VDE FNN. Im Vergleich zu 2020 sei die Strom-Unterbrechungsdauer, die ausschließlich durch höhere Gewalt beziehungsweise Extremwetterlagen verursacht wurde, von 2,3 auf 9,2 Minuten gestiegen. Grund dafür ist die Überflutungskatastrophe im Westen und Südwesten Deutschlands im Sommer des vergangenen Jahres.

Durch die Flutkatastrophe seien zeitweise über 100.000 Einwohner in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ohne Strom gewesen. Netzbetreiber konnten nach etwa einer Woche weitestgehend eine provisorische Stromversorgung wiederherstellen. Lokal wurden über 5400 technische Anlagen wie zum Beispiel Ortsnetzstationen und Kabelverteilerschränke geprüft, um auf dieser Basis die systematische Instandsetzung in Gang zu setzen. Waldbrände hatten hingegen wie in den vergangenen Jahren nur eine geringe Auswirkungen auf die Strom-Unterbrechungsdauer.

In einem Ländervergleich des VDE FNN kam Deutschland mit 10,2 Minuten durchschnittlicher Strom-Unterbrechungsdauer im Jahr 2020 hinter Südkorea (5,4 Minuten im Jahr 2018) auf den zweiten Platz, die Niederlande mit 20,9 Minuten im Jahr 2016 auf den dritten. In den USA waren die Menschen im Jahr 2019 durchschnittlich 92 Minuten ohne Strom.

Kurzzeitige Spannungseinbrüche werden vom VDE FNN seit 2004 gesondert ausgewertet, da sie für Industrie- und Gewerbekunden mit hochempfindlichen Geräten und Anlagen relevant sind. Die für 2021 ermittelte Anzahl kurzschlussartiger Fehler liege im Rahmen der üblichen zufallsbedingten Schwankungsbreite, schreibt der Verband. Bei fehlenden oder falsch eingestellten Schutzparametern an den Kundenanlagen könnten kurzzeitige Spannungseinbrüche zu deren Beeinträchtigung oder Abschaltung führen, erläutert er.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien habe sich auch 2021 nicht erkennbar auf die Versorgungsqualität ausgewirkt. "Allerdings hat die Zahl der Situationen zugenommen, in denen die Stromnetzbetreiber eingreifen mussten, um den Vorrang von erneuerbarer Energie sicherzustellen", teilte das VDE FFN mit. Die Netz- und Systemsicherheit weiter aufrechtzuerhalten, werde weiter aufwändiger.

Das Stromnetz in Deutschland hat laut VDE eine Länge von 1,7 Millionen Kilometer. Es besteht aus einem überregionalen Übertragungsnetz sowie regionalen und lokalen Verteilnetzen. Umspannanlagen verbinden diese Netzebenen miteinander.

Das Stromnetz wurde früher hauptsächlich für zentrale Großkraftwerke gebaut. Bis 2050 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Mehr als 90 Prozent dieser Anlagen speisen ihre erneuerbaren Energien dezentral in die Mittel- und Niederspannungsnetze ein. Der Ausbau des Stromnetzes in Deutschland, insbesondere der Stromautobahnen vom Norden bis in den Süden, soll helfen, den Strom aus erneuerbaren Energien zu verteilen.

Zudem speisen Windkraft- und Solaranlagen Energie wetterabhängig ein, während die Großkraftwerke, den Strom genau nach dem Bedarf der Kunden erzeugen. Umso schwieriger wird es für Netzbetreiber, im Stromnetz in jedem Moment das wichtige Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch zu erhalten. Werde dieses nicht erhalten, schwanke die Netzfrequenz und weiche von ihrem Sollwert 50 Hertz ab. "Sinkt oder steigt die Frequenz im Netz zu stark, wirkt sich dies auf die Funktion zahlreicher elektrischer Geräte aus – im schlimmsten Fall droht ein Zusammenbruch des Netzes", erläutert der VDE. Obendrein müssten wohl künftig unter anderem Millionen neuer Elektroautos und Wärmepumpen mit Strom versorgt werden.

Sehen Sie dazu auch

(anw)