Studie: Deutschland sollte 4500 km mehr ICE-Trassen bekommen

Um den Klimazielen gerecht zu werden, sollte das Hochgeschwindigkeits-Schienennetz stark wachsen, ergibt eine Studie im Auftrag von Bahnunternehmen.

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Ein ICE fährt im Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe ein.

(Bild: heise online / anw)

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Der Schienenverkehr soll dazu beitragen, dass Europa seine Klimaziele erreicht. So geht es aus dem Green Deal der EU-Kommission hervor. Dazu gehört ein ausreichend ausgebautes Hochgeschwindigkeits-Schienennetz, auf das Passagierflugverkehr verlagert werden kann. Wie das aussehen sollte, hat die Deutsche Bahn (DB) zusammen mit anderen europäischen Bahnunternehmen untersuchen lassen.

Bisher gibt es in Europa rund 11.000 Streckenkilometer, auf denen Züge etwa mit Tempo 300 km/h fahren können. Das sollte bis 2050 auf 32.000 km ausgebaut werden, hat das Beratungsunternehmen PTV für die Studie zu einem "Metropolitan Network" erarbeitet. Für Deutschland heißt das, die momentan knapp 1600 km müssten auf gut 6000 km ausgebaut werden.

Das in der Studie projektierte und simulierte "Metropolitan Network" soll alle 230 Metropolregionen und die großen Städte in Europa mindestens im Stundentakt an den Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) anbinden. In solchen Agglomerationen von mehr als 250.000 Einwohnern leben rund 60 Prozent der Europäer. Diese erhielten damit einen direkten Zugang zum HGV, und zwar auch in Regionen, in denen es heute noch gar keinen schnellen Bahnverkehr gibt.

Passagierverkehr vom Flugzeug auf die Schiene zu verlagern, wäre nicht nur gut für das Klima, geht weiter aus der Studie hervor, es würde Europa auch krisenfester machen. Der Krieg in der Ukraine habe gezeigt, dass leistungsstarke Schienenverbindungen, insbesondere zwischen mittel- und osteuropäischen Ländern, für die Krisenintervention von wichtig seien. Zahlreiche ukrainische Flüchtlinge hätte Züge genutzt, um sich in Sicherheit zu bringen. Zudem würde das Wirtschaftswachstum gestärkt und auch die europäische Identität.

Der in der PTV-Studie projektierte Ausbau des europäischen Schienennetzes.

(Bild: Deutsche Bahn)

Die momentan geplante Infrastruktur reiche aber nicht aus, um – wie von der EU gewünscht – den Hochgeschwindigkeitsverkehr auf der Schiene bis 2030 zu verdoppeln, resümiert die Deutsche Bahn. Die Eisenbahn-Unternehmen in Europa wollen im kommenden Herbst mit der Politik darüber beraten, wie die Strecken in Europa ausgebaut werden können. In Deutschland geht es zunächst einmal vor allem darum, das vorhandene Netz zu sanieren. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat das vor einem Jahr zur Chefsache gemacht.

(anw)