Studie: Unternehmen verlagern Forschung auf Dienstleister im Ausland

Immer kürzere Innovationszyklen führen zur vermehrten Vergabe von Forschungs- und Entwicklungsaufträgen, hat das Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung herausgefunden.

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Immer mehr deutsche Unternehmen entwickeln neue Technologien nicht mehr selbst, sondern beauftragen externe Dienstleister damit -- zunehmend auch im Ausland. Das ergibt eine Studie des Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe. Von rund 6 Milliarden Euro, die allein das verarbeitende Gewerbe im Jahr 2000 an externe Forscher und Entwickler gezahlt habe, sei mehr als 1 Milliarde Euro ins Ausland geflossen, teilt das Institut mit. Dennoch bleibe dieses Geld meistens "in der Familie", da über die Hälfte der ausländischen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten von konzerneigenen Unternehmensteilen erbracht werden.

Nach Angaben der Experten führen immer kürzere Innovationszyklen zur vermehrten Vergabe von Forschungs- und Entwicklungsaufträgen. Vorreiter sei der Fahrzeugbau, der 22,4 Prozent der Ausgaben auf diesem Sektor an externe Dienstleister vergebe. Bei der chemischen Industrie seien es 15 Prozent. Schlusslicht sind demnach der Maschinenbau und die Elektrotechnik mit rund 7 Prozent.

ISI-Projektleiter Knut Koschatzky meint, vor allem in Großunternehmen mehrten sich Stimmen, die vor einem "Aushöhlen der technologischen Wettbewerbsfähigkeit" warnen. Grund sei die Angst vor einem Verlust von Kompetenzen und Ressourcen an externe Lieferanten.

Der Gesamtmarkt für Forschungs- und Entwicklungsleistungen in Deutschland hatte laut ISI im Jahr 2000 einen Umfang von 11 ,Milliarden Euro. Nach dem verarbeitenden Gewerbe waren Dienstleistungsunternehmen mit 2,7 Milliarden Euro zweitgrößter Auftraggeber für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, gefolgt vom Ausland (1,5 Milliarden Euro). Der Staat ist mit 1,2 Milliarden Euro Schlusslicht.

Bei den Auftragnehmern dominieren private Dienstleistungsunternehmen und Forschungseinrichtungen wie die Fraunhofer- oder die Helmholtz-Gesellschaft. Sie erzielten im Jahr 2000 einen Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro. An zweiter Stelle rangierten die Industrieunternehmen selbst mit 3,7 Milliarden Euro, das Ausland (1,9 Milliarden Euro) und die Hochschulen (0,8 Milliarden Euro). An der Analyse waren neben dem ISI das Münchner ifo-Institut und der Stifterverband für die Deutsche Wirtschaft (Essen) beteiligt. (anw)