Telekom Austria verdient weniger bei höherem Umsatz

Mit Umsatzsteigerung und Gewinnschwund hat der ehemalige österreichische Monopolist das erste Quartal des Jahres abgeschlossen. Unterdessen halten sich die Gerüchte um eine mögliche Zerschlagung des Konzerns.

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Die Telekom Austria (TA) konnte im ersten Quartal des Jahres ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahresabschnitt um knapp ein Zehntel auf 1,26 Milliarden Euro erhöhen. Dazu beigetragen haben die Konsolidierung der weißrussischen MDC und der im Konzern verbliebenen österreichischen eTel sowie die Ergebnisse der ausländischen Mobilfunktöchter. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 4,7 Prozent auf knapp eine halbe Milliarde Euro. Der Nettoüberschuss reduzierte sich hingegen um 11,9 Prozent auf 129,7 Millionen Euro, was laut TA vor allem auf Zinsaufwendungen für jene Kredite zurückzuführen ist, mit denen die MDC-Übernahme finanziert wurde. Der Kurs der TA-Aktie reagierte positiv auf das Ergebnis und lag am Nachmittag bei über 16 Euro mit mehr als drei Prozent im Plus. Gegenüber dem Jahresbeginn (19,29 Euro) ist das Wertpapier aber immer noch deutlich weniger Wert.

Größter TA-Aktionär ist mit über 27 Prozent die im Eigentum der Republik Österreich stehende ÖIAG. Seit Tagen halten sich in Wien hartnäckig Gerüchte, wonach die ÖIAG eine Zerschlagung der TA in einen Festnetz- und einen Mobilfunk-Teil plant. Entsprechende Maßnahmen soll der TA-Aufsichtsrat diese Woche in Dubrovnik erwogen haben. Drei Varianten stehen im Raum: In Variante A würden Mobilkom Austria und Telekom Austria parallel an der Börse notieren, die ÖIAG bliebe bei beiden Firmen Kernaktionär. Die Personalvertreter favorisieren Variante B, in der die Telekom wieder verstaatlicht wird und nur die Mobilkom an der Börse bleibt. In Variante C könnte die ÖIAG die Festnetzsparte von der Börse nehmen, um diese einem Großinvestor anzubieten.

Kritiker sehen in diesen Plänen den Versuch, das lukrative Mobilfunkgeschäft zu versilbern und den bevorstehenden kostenintensiven Umbau des Festnetzes in ein Next Generation Network der öffentlichen Hand aufzuhalsen. Das Interesse an einer Übernahme der Mobilkom soll den Meldungen zufolge insbesondere bei Vodafone, Telefonica Moviles und einem russischen Oligarchen groß sein.

Der Alltag des TA-Festnetzgeschäfts ist nach wie vor durch einen starken Rückgang der Festnetzanschlüsse gekennzeichnet. Durch ein Bündelangebot aus Festnetz, Breitband-Internet und Mobilfunk konnten die Kündigungszahlen im ersten Quartal jedoch auf 32.400 halbiert werden. Per 31. März zählte die TA noch 2,4 Millionen Festnetzanschlüsse nach 2,6 Millionen ein Jahr zuvor. Mehr als verdoppelt hat sich die Zahl der Breitband-Neukunden auf 66.900. Insgesamt betreute die TA zum Quartalsende 817.600 Breitbandkunden, wovon 71.800 Anschlüsse im Großhandelsbereich waren. Die Anzahl der entbündelten Leitungen kratzte erstmals an der 300.000er-Marke.

Die Menge an vermittelten Sprachminuten ist trotz der Übernahme der eTel um 5,2 Prozent auf eine Milliarde zurückgegangen. Da jedoch die Festnetz-Konkurrenz noch mehr an der Migration zum Mobilfunk leidet, ist der TA-Marktanteil auf über 60 Prozent gestiegen. Insgesamt ist der Festnetz-Umsatz um 2,2 Prozent auf 522 Millionen Euro gestiegen. Gleichzeitig verschlechterte sich das EBITDA um 19 Prozent auf 157 Millionen Euro, während das Festnetz-Betriebsergebnis sich von 56 auf 30 Millionen annähernd halbierte.

Rosiger sieht es bei der Mobilkom Austria Group aus, wo die Konsolidierung der MDC und die neu gegründeten Unternehmen in Serbien und Mazedonien die Kundenzahl um die Hälfte auf 15,9 Millionen nach oben haben schnellen lassen. Der Umsatz stieg um knapp 15 Prozent auf 797 Millionen Euro, das EBITDA verbesserte sich um über 20 Prozent auf 346 Millionen Euro. Die EBITDA-Marge erreicht damit 43,4 Prozent. Das Mobil-Betriebsergebnis wuchs um fast 17 Prozent auf 189 Millionen Euro. (Daniel AJ Sokolov) / (vbr)