ToTango verkauft kaschierte T-Online-Flatrate

Die im März gestartete Billig-DSL-Flatrate von ToTango entpuppt sich als womöglich widerrechtlicher Weiterverkauf von T-Online-Pauschalzugängen.

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Von
  • Holger Bleich

Für überaus günstige 17,99 Euro pro Monat bietet die Eichstätter ToTango GmbH seit Anfang März einen T-DSL-Pauschaltarif ohne Transfervolumen- oder Zeitbeschränkung an. Da fragt sich nicht nur die Konkurrenz verwundert, wie ToTango Privatkunden diesen Preis offerieren kann, wo doch selbst die große T-Online bei 25 Euro pro Monat für ihre T-DSL-Flatrate noch drauflegt.

Ganz einfach: "Unser Zugang ist teilweise werbefinanziert", erklärt ToTango-Chef Christian Neumeyer sein Geschäftsmodell. Der -- angeblich offizielle -- Telekom-Vertriebspartner zwingt seine Kunden, mittels einer speziellen Windows-Zugangs-Software den Kontakt zur DSL-Gegenstelle herzustellen. Dieses Programm blendet unter anderem Werbebanner der Erotik-Branche ein und soll so für die Refinanzierung des Zugangs sorgen.

Schon bald dürfte sich aber unter den Kunden herumgesprochen haben, wie sich die Zwangseinblendungen leicht umgehen lassen: Die ToTango-Nutzerkennungen sind simpel kaschierte Flatrate-Zugangsdaten von T-Online. Gibt man die ToTango-Kennungen in die ToTango-Software ein, übersetzt diese sie in eine T-Online-Kennung und stellt eine T-DSL-Verbindung her. Auf Anfrage teilte uns die ToTango-Hotline sogar den "Schlüssel zur Decodierung" mit, um die eigene Kennung in eine T-Online-ID zu übersetzen. Mit der T-Online-Kennung sind ToTango-Kunden dann nicht mehr auf die proprietäre Zugangs-Software angewiesen und können außerdem jedes Betriebssystem oder einen DSL-Router zum Internet-Zugriff nutzen -- das Geschäftsmodell ist damit ausgehebelt, wie auch Neumeyer im Gespräch mit heise online zugab.

T-Online wiederum zeigte sich auf Anfrage von heise online überrascht, dass ToTango T-Online-Flatrate-Zugänge weiterverkauft: "Wir verkaufen unsere Zugänge nicht an Reseller weiter", betonte Firmensprecher Michael Schlechtriem. Es sei ToTango laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von T-Online nicht gestattet, Zugangsdaten an Dritte weiterzugeben. Dieser klare Verstoß gegen die AGB hat wohl auch rechtliche Konsequenzen: "Wir prüfen jetzt juristische Schritte gegen ToTango", bestätigte Schlechtriem.

Nach eigenen Angaben beantragt ToTango die T-DSL-Zugänge der Telekom und die T-Online-Accounts über "verschiedene Distributoren". Der Reseller behauptet, "damit auch Vertriebspartner der Telekom-Tochtergesellschaften, also unter anderem von T-Online" zu sein. Einen solchen Automatismus konnten auf Anfrage weder die Telekom noch T-Online bestätigen. Überdies bestreitet die Telekom, dass ToTango überhaupt ein offizieller Vertriebspartner der Telekom ist. (hob)