Umfrage zur Kreislaufwirtschaft: Mobile Geräte sind oft noch Wegwerfprodukte

Autos, Bücher und Fahrräder erhalten in Deutschland die besten Kreislaufwerte, Smartphones und Tablets werden hingegen oft noch als Wegwerfprodukte gesehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen
Two,Repairmen,Repairing,Desktop,Computer

Zwei Menschen reparieren einen Computer.

(Bild: Elnur/Shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Laut einer Befragung im Auftrag des finnischen iPhone-Refurbish-Unternehmens Swappie spricht sich ein Großteil der deutschen Bevölkerung für Recycling aus und betrachtet es als wichtigsten Faktor einer Kreislaufwirtschaft. Zugleich werden Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets von rund der Hälfte der Befragten als Wegwerfprodukte betrachtet.

Für ein Refurbishing sprechen sich je nach Wissensstand 74 bis 94 Prozent der Befragten aus. Unterschiede bei der Bewertung von Kreislaufgeräten zeigten sich zwischen Apple- und Android-Nutzern sowie jüngeren und älteren Menschen.

Laut der im März 2023 unter 1.075 Teilnehmenden durchgeführten repräsentativen Studie wird das Recycling als Teil einer Kreislaufwirtschaft mit 96,3 Prozent als am wichtigsten bewertet. Die Mehrfachverwendung von Geräten (94,4), die Reparatur (92,4), Abfallminimierung (91,8) und Ressourceneinsparung (90,8) werden ebenfalls von mehr als 90 Prozent der Befragten als wichtiger Bestandteil einer Kreislaufwirtschaft genannt.

Für die Kreislaufwirtschaft besonders wichtig: Das Recycling. Als am wenigsten wichtig wird von Befragten das Leasing eingestuft.

(Bild: Swappie)

83,8 Prozent der Befragten sprechen sich für das Upcycling von Produkten aus, 74,1 Prozent für das Refurbishing, gleichauf folgt das Sharing (74,1). Noch 73 Prozent der Befragten stufen das Verbot von geplantem Produktverschleiß (geplante Obsoleszenz) als wichtig ein, 60,8 Prozent das Downcycling. Das Leasen von Produkten wird hingegen nur von 52,1 Prozent der Befragten als wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft gesehen.

Aus Sicht von Swappie ist der Begriff Refurbishing noch so neu, dass er den meisten Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht bekannt ist. Beim Refurbishing wird ein technisches Gerät nach einer Überprüfung erneuert und repariert, damit es für den Wiederkauf bereit ist. Dies kann die Lebensdauer des Geräts erhöhen und zur Vermeidung von Elektroschrott beitragen. Erkläre man den Begriff, steige die Zustimmung zum Refurbishment von 74,1 auf 94,7 Prozent, so Swappie. Der Refurbishing-Markt ist ein Wachstumsmarkt in der EU.

In der Befragung zeigte sich laut Swappie auch, dass Apple-Nutzerinnen und -Nutzer das Refurbishing als wesentlich wichtiger einstufen als etwa Menschen mit Android-Geräten. iOS-Nutzer sprachen sich zu 83 Prozent dafür aus, Android-Nutzende zu 70,6 Prozent.

Robert Fritsche, Country Manager Swappie Deutschland, erklärt hierzu: "Das könnte daran liegen, dass iPhones länger nutzbar sind, da der Hersteller Apple seine Software-Updates über größere Zeiträume zur Verfügung stellt und selbst ältere Modelle noch gewinnbringend an Refurbisher verkauft werden können."

Auch gebe es eine Korrelation zwischen der Haltung der Menschen zu Refurbishing und der Zahl der angesammelten Handys und Smartphones in ihren Schubladen. So soll das Refurbishing von den Menschen als weniger wichtig erachtet werden, die vergleichsweise mehr Altgeräte aufbewahren (0 Geräte: 77,2 Prozent, 1 Gerät: 75,7 Prozent, 2 Geräte: 72,5 Prozent, 3 Geräte: 72,6 Prozent, 4 Geräte: 71,9 Prozent, 5 oder mehr Geräte: 63,2 Prozent).

Als Top-Kreislaufprodukt bewerteten die Befragten mit 79,9 Prozent das Auto. Hier sei laut Swappie allerdings auch der Anschaffungspreis sehr hoch und es habe sich ein guter Gebrauchtmarkt etabliert. Im Gegensatz dazu werden Haushaltsgeräte mit 61,1 Prozent als die Top-Wegwerfprukte eingestuft. Nur noch 38,9 Prozent der Befragten sehen diese auch als Kreislaufprodukt.

Nach dem Auto als Top-Kreislaufprodukt folgen Bücher mit 74,4 und Fahrräder mit 73,9 Prozent. Computer und Laptops kommen schon auf wesentlich schlechtere Werte. Sie werden von 55,9 Prozent der Befragten noch als Kreislaufprodukt gesehen, bei Smartphones und Tablets (50,4 vs. 49,6 Prozent) gibt es schon ein knappes Unentschieden zwischen Kreislauf- und Wegwerfprodukt. Swappie möchte hier mit seiner Arbeit ansetzen und das Bewusstsein für technische Geräte, insbesondere Smartphones, als Kreislaufprodukt schärfen, erklärt Robert Fritsche.

Kreislauf- oder Wegwerfprodukt? In manchen Kategorien fällt die Entscheidung sehr unentschieden aus.

(Bild: Swappie)

Die erhobenen Werte unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern und auch den Altersgruppen teilweise deutlich. So stufen Männer eher als Frauen Geräte als Kreislaufprodukte ein. Bei Haushaltsgeräten stimmen 41,2 Prozent von ihnen für das Kreislaufprodukt im Gegensatz zu 36,5 Prozent der Frauen (Ø 38,9 Prozent). Die Kategorie Computer/Laptops wird von 59,1 Prozent der Männer als Kreislaufprodukt gesehen, aber nur von 52,7 Prozent der Frauen (Ø 55,9 Prozent). Und auch Smartphones und Tablets geben Männer zu 52,5 Prozent eine Chance als Kreislaufprodukt, Frauen nur zu 48,1 Prozent (Ø 50,4 Prozent).

Bei den Altersgruppen tendieren wiederum eher die jüngeren als die älteren Befragten zur Einstufung "Kreislaufprodukt". Haushaltsgeräte kommen bei den 18- bis 29-Jährigen auf einen Wert von 44,2 Prozent, Computer/Laptops zu 60,7 Prozent und Smartphones und Tablets zu 52,3 Prozent. Zum Vergleich: In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen werden Haushaltsgeräte nur von 32,5 Prozent der Befragten als Kreislaufprodukt gesehen, Computer/Laptops zu 51,1 Prozent und Smartphones und Tablets erreichen in dieser Altersgruppe 47,4 Prozent.

Auch Kleidung erhält in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen mit 56,2 Prozent den höchsten Kreislaufwert, den niedrigsten Wert erreichen hier erneut die 50- bis 59-Jährigen mit 43,7 Prozent. In der Kategorie Möbel verhält es sich ähnlich: 64,1 Prozent der 18-29-Jährigen sehen diese als Kreislaufprodukt (Topwert), mit 47,5 Prozent liefern die 50-bis 59-Jährigen wieder den niedrigsten Wert.

Die von Swappie beauftragte Umfrage wurde durch das Marktforschungsunternehmen bilendi durchgeführt. Dafür wurden im März 2023 insgesamt 1.075 Smartphonebesitzer in Deutschland online befragt.

(kbe)