Vor 45 Jahren: "Erstmals Orbitalstation montiert"

Sowjetischen Kosmonauten gelang es im Januar 1969 erstmals, zwei Raumschiffe im All zu koppeln und per Weltraumspaziergang von einem Raumschiff ins andere zu wechseln. Doch dieser Meilenstein wurde von einer anderen Mission überstrahlt.

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Am 16. Januar 1969 – vor genau 45 Jahren – wechselten mit den Kosmonauten Alexei Jelissejew und Jewgeni Chrunow erstmals Menschen im All von einem Raumschiff ins andere. Dazu waren die sowjetischen Sojus 4 und Sojus 5 zuvor als erste Raumfahrzeuge überhaupt im All gekoppelt worden. Da es aber keine Durchstiegsluke gab, mussten die Kosmonauten einen Weltraumspaziergang unternehmen, um wie geplant von der einen Kapsel in die andere zu gelangen.

Zuvor waren die beiden Raumschiffe einander vom Autopiloten auf 100 Meter angenähert worden. Der Rest wurde dann von den Piloten erledigt, die das allererste Andockmanöver erfolgreich abschließen konnten. Dabei wurden auch die Kontrollen, die Energieversorgung und die Kommunikationseinrichtungen miteinander gekoppelt, berichtet die US-Weltraumagentur NASA. Von der Sowjetunion seien die vereinten Schiffe als erste Raumstation der Menschheit bezeichnet worden. In den insgesamt mehr als viereinhalb Stunden, in denen sie aneinander hingen, wechselten dann auch Jelissejew und Chrunow ihr Gefährt.

Der Aufnäher zur Mission von Sojus 5

(Bild: Russische Föderation)

Das gesamte Manöver war ein Test für die geplante Mondlandung der Sowjetunion, erklärt das US-Magazin Wired. Vorgesehen war demnach, dass sich zwei aneinander gedockte Raumschiffe auf den Weg zum Mond machen sollten. In dessen Umlaufbahn wäre einer der beiden Kosmonauten per Weltraumspaziergang in die Landekapsel gewechselt, um dann darin zur Oberfläche vorzustoßen. Nach seinem Aufenthalt wäre er darin zurückgekehrt und wieder durch den Weltraum zurück in das eigentliche Raumschiff gelangt. Die Landekapsel sollte vor dem Rückweg abgestoßen werden. Dieser vergleichsweise komplizierte Plan war demnach nötig, weil die Sowjetunion nicht über einen Durchstiegstunnel verfügte, um einen sicheren Wechsel des Raumschiffs zu ermöglichen.

Sowjetische Postkarten zum Gedenken (4 Bilder)

Der Weihnachtsmann am Steuerpult

Trotz Weihnachtsmann ist dies eine Neujahrskarte zur Erinnerung an das Manöver (Bild: David S. F. Portree collection)

Die technische Leistung wurde damals auch in der DDR gefeiert. So titelte das Neue Deutschland am Tag danach "Erregender Tag im Kosmos: Erste Orbitalstation montiert." Außerdem druckte die Zeitung einen Telegrammwechsel zwischen "Kosmos und Kreml" ab. Darin wurde den Kosmonauten von Staat und Partei für ihre Leistung gedankt. Die Berliner Zeitung berichtete vom Internationalen Lob für die sowjetische Technik, die mit der "Regelmäßigkeit eines Uhrwerks gearbeitet habe". Die Neue Zeit wiederum sprach von einer "großartigen Pioniertat der sowjetischen Raumfahrt", die Millionen am Bildschirm miterlebt hätten.

Obwohl dieser Weltraumspaziergang einen Meilenstein in der Raumfahrtgeschichte darstellt, wurde er damals von Apollo 8 überstrahlt. Für die NASA hatte diese Mission wenige Tage zuvor als erstes bemanntes Raumschiff die Erde hinter sich gelassen und den Orbit des Mondes erreicht. Genau an Heiligabend war sie in dessen Umlaufbahn eingeschwenkt. Das war jedoch nur ein Testlauf für die eigentliche Mondlandung, die dann, nur wenige Monate später, am 20. Juli 1969 stattfand. Zu dieser Zeit hatte die Sowjetunion ihre Pläne für eine bemannte Mondlandung bereits aufgegeben und konzentrierte sich stattdessen auf das unbemannte Luna-Programm. (mho)