Abrechnungs-Zwang im Google Play Store: Indonesien vermutet Machtmissbrauch

Indonesische Wettbewerbsschützer vertiefen ihre Untersuchung Googles. Hauptverdacht: Das Verbot alternativer Zahlungswege im Play Store sei illegal.

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Gutscheinkarten für Google Play hängen an einem Verkaufsregal

(Bild: Roman Tiraspolsky/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Eine vertiefte Untersuchung von Geschäftspraxen Googles führt die indonesische Wettbewerbsbehörde KPPU durch. Googles Verbot alternativer Zahlungssysteme für Apps und deren Inhalte im Google Play Store lässt die Behörde Böses vermuten: Nämlich dass der Datenkonzern damit seine besondere Marktmacht missbraucht, Produkte unlauter koppelt und andere unfaire Methoden zulasten des Wettbewerbs einsetzt.

"In der (bisherigen) Untersuchung hat die KPPU die Meinungen verschiedener Parteien gehört und kann schließen, dass Googles Regel eine Form unfairen Wettbewerbs im Markt für die Verbreitung von Apps ist", teilt die Behörde mit, "KPPU hegt den Verdacht, dass sich Google verschiedener Arten monopolistischer Methoden und unfairen Wettbewerbs bedient, durch missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung, Bündelungen und diskriminierende Geschäftspraxen."

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Das wäre auch in Indonesien illegal. Daher hat die Behörde am Mittwoch beschlossen, eine vertiefende Untersuchung durchzuführen, die für 60 Werktage anberaumt ist. Für den US-Konzern gilt die Unschuldsvermutung.

Besonders stößt den Wettbewerbsschützern auf, dass Google beim Verkauf von Apps und damit verbundenen Inhalten sowie Abonnements über den Play Store darauf besteht, dass die Betreiber auch die Abrechnung über Googles Systeme durchführen. Die Gebühren sind saftig: 15 bis 30 Prozent. Früher gab es Alternativen, die laut KPPU weniger als fünf Prozent gekostet haben. Doch seit April schiebt Google Bezahlmethoden-Workarounds den Riegel vor.

Zwar gibt es auch andere App Stores, doch sind diese aus Sicht der KPPU keine perfekten Substitute. Googles Play Store hat in Indonesien einen Marktanteil von 93 Prozent, App-Betreiber könnten auf diese Kunden nicht verzichten. Außerdem störe der Google-Zwang die User Experience. Nicht zuletzt könnten Googles Vorschriften die Entwicklung indonesischer Inhalte – ein erklärtes Ziel der Regierung – behindern.

Das Problem ist auch in anderen Ländern akut. Im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) beugt sich Google ein klein Wenig dem Druck der Wettbewerbshüter und Regulierer. Hier läuft seit Monatsbeginn ein Pilotprojekt, für das sich App-Betreiber bewerben können. Sofern es nicht Spiele betrifft, dürfen sie im Rahmen des Projekts auch durch Drittanbieter abrechnen. Geld spart das jedoch kaum, weil Google die Gebühren dann nur um vier Prozentpunkte senkt.

In Südkorea muss Google mittlerweile bereits alternative Bezahlmethoden zulassen – die Regierung hat es Google und Apple untersagt, eigene Bezahlmethoden mit "unangemessenen Gebühren" in ihren Stores zu erzwingen. Allerdings hat auch das alternative App-Payment in Südkorea kaum Vorteile für Entwickler.

In Indonesien kommt erschwerend hinzu, dass Google laut KPPU nur mit einem einzigen indonesischen Finanzdienstleister zusammenarbeitet. Damit sind indonesische App-Betreiber gezwungen, auch mit dieser Firma zusammenzuarbeiten.

(ds)