Wi-Fi 7 ist da | So schnell ist es wirklich

Wi-Fi 7 schafft auf dem Papier 23 GBit/s. Was kann man in der Praxis erwarten? Und warum sollte man jetzt noch kein Wi-Fi-7-Gerät kaufen? c't 3003 klärt auf.

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Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Was macht Wi-Fi 7 besser als Wi-Fi 6? Und sollte man jetzt schon umsteigen? Welche Geschwindigkeiten kann man in der Praxis erwarten? c't 3003 hat's ausprobiert.

(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)

Guckt mal hier, hier übertrage ich gerade über WLAN 3 Gigabit. Also 375 MByte, pro Sekunde! Das schaffen viele normale Festplatten nicht mal! Und auch die meisten Kabel-LAN-Verbindungen nicht, die erreichen nämlich meist maximal nur 1 Gbit/s. Möglich macht’s Wi-Fi 7, der neue heiße Standard. Wir haben sieben Geräte getestet, die Wi-Fi 7 unterstützen und dabei natürlich auch ein paar Haken gefunden. Außerdem erklären wir in diesem Video verständlich, was genau an Wi-Fi 7 besser ist als Wi-Fi 6.

Liebe Hackerinnen. liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei...

Hier, das ist mein Handy, wie es bei mir zuhause, den Google-Speedtest durchballert. Bin ich ganz stolz drauf, dass ich hier so schnell unterwegs bin. Woah, 800 Mbit/s! Wi-Fi 6 represent! Ja, ok, ist in Wahrheit total 2020, denn jetzt gibts halt Wi-Fi 7 oder, wie wir Super-Fachleute sagen, IEEE 802.11be. Diese zungenbrechenden IEEE-Codes sind übrigens eigentlich die korrekten technischen Bezeichnungen, aber die Wi-Fi Alliance hat sich als Marketingbegriffe diese Wi-Fi-Nummern ausgedacht; also nach 6 kommt jetzt halt Wi-Fi 7. Kann man sich besser merken und kann man viel besser aussprechen.

Ja, und dieses Wi-Fi 7 soll in der Theorie, also auf dem Papier unfassbare 23 GBit pro Sekunde schaffen. Aber nur bei Access-Points mit 8 Antennen, das ist Profi-Hardware für Konzerthallen oder so, für zuhause gibts nur Geräte mit 4 Antennen, die schaffen dann theoretisch 11,5 Gbit/s, was ja immer noch extrem viel ist. Aber Spoileralarm: In unseren Tests mit vier ersten Wi-Fi7-Basen und drei Clients haben wir maximal 3,9 Gigabit/s gemessen; und das auch nur bei besten Bedingungen und kurzzeitig. Dazu gleich mehr.

Erstmal ganz wichtig: Was macht Wi-Fi 7 denn nun genau anders als die Vorgänger? Das aufregendste Feature ist auf jeden Fall Multi-Link-Operation, kurz MLO. Ihr kennt das ja vielleicht: Auch wenn euer Router sowohl im 2,4 als auch im 5-GHz-Band funkt, klinken sich die Clients oft in das Band ein, was gerade nicht am besten funktioniert – und gehen da dann auch ungern automatisch wieder raus. Hier mal ganz vereinfacht erklärt: Es gibt seit Wi-Fi 6E drei Funkbänder, die nennt man umgangssprachlich 6 GHz, 5 GHz und 2,4 GHz. Und je höher die Frequenz, desto schneller das WLAN – aber was leider auch gilt: Je höher die Frequenz, desto geringer die Reichweite. Wenn ihr also dicht dran seid am Router, solltet ihr 5 oder 6 GHz verwenden, seid ihr weiter weg, lieber 2,4 GHz, wenn ihr keine Verbindung-Abbrüche riskieren wollt.

Bislang galt leider: Entweder oder. Also euer mit dem Router verbundenes Gerät musste sich für ein Band entscheiden, auf dem es funkte. Aber: Jetzt mit MLO geht das erstmals, dass zwei Bänder gleichzeitig genutzt werden können. Und das ermöglicht nicht nur höhere Geschwindigkeiten, sondern auch eine bessere Zuverlässigkeit und eine geringere Latenz, also weniger Verzögerung. Leuchtet ja auch ein, ne? Also wenn mehr Funkkanäle zur Verfügung stehen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass gerade einer frei ist, wenn was gesendet werden soll. In der Praxis ist MLO ziemlich komplex; das muss auch noch ein bisschen reifen; also mein Kollege Ernst Ahlers hat mehrere Geräte getestet, bei denen er noch kein aktives MLO messen konnte – also das ist halt wirklich noch früh, es gibt wenig Hardware und häufige Firmwareupdates. Wenn ihr übrigens genau wissen wollt, wie MLO und andere Wi-Fi-7-Features funktionieren: Auf heise+ gibt es mehrere sehr interessante Artikel dazu, Link ist in der Beschreibung. Und für die 3003-Community gibts sogar drei Monate für den halben Preis. Mensch, das ist doch echt was!

So, jetzt hier aber mal genug Theorie, jetzt mal Praxis hier.

Im Test hatten wir die

  • Basisstation Amazon eero Max 7,
  • einen Asus GT-BE98 (hallo, ich habe meine gefährliche Roboterspinne verloren, hat die jemand gesehen?)
  • einen Netgear RS700S
  • und ein Zyxel WBE660S

Ja, ihr habt ja vielleicht die eingeblendeten Preise gesehen, zwischen 600 und 900 Euro, also echt teuer. Und obwohl die Anschaffungspreise schon so hoch sind, braucht man bei Amazon und Netgear obendrein noch ein Abo für bis zu 115 Euro im Jahr, um bestimmte Funktionen wie die Kindersicherung oder dynamisches DNS zu nutzen. Sag’ ich ganz offen, find’ ich doof. Und was man auch noch bedenken muss: Die vier Router genehmigen sich alle ungefähr 20 Watt, zum Vergleich: Meine Fritzbox 6690 zieht 11,7 Watt aus der Steckdose. Das ist schon ein Unterschied.

So, das waren die Basisstationen, als Clients haben wir einmal die WLAN-Module Intel BE200 und Qualcomm WCN785 getestet,, das sind so Steckkarten für den M.2-Slot, also wo man normalerweise SSDs reintut. Als dritten Client haben wir einfach ein Google Pixel 8 ausprobiert. Erstaunlicherweise gibt’s nämlich schon ganz schön viele Android-Handys mit Wi-Fi-7-Unterstützung. Bei Apple allerdings übrigens noch keine.

Ja, und dann wurde hart getestet. Frage an unseren Netzwerk-Experten Ernst Ahlers, wie hast du das denn genau gemacht?

[Erklärung von Ernst Ahlers, wie das Messverfahren funktioniert]

Ja, und das kam da dann dabei raus:

Den höchsten Durchsatz schaffte die Kombination aus Netgear RS700S und Qualcomm WCN7850-Client: 2682 Mbit/s aus naher Entfernung im 6 GHz-Band. Am schlechtesten schnitt das Paar Pixel 8 und Asus GT-BE98 ab: Nur 137 MBit aus 20 Metern Entfernung im 2,4 GHZ Band. Kurios: Der Vergleichsrouter mit Wi-Fi 6 schaffte hier mit 162 MBit/s ein besseres Ergebnis.

Ohnehin sind die Messwerte aber eine Momentaufnahme, das solltet ihr echt bedenken. So kam kurz vor Redaktionsschluss ein Update des Intel-WLAN-Treibers für den BE200 raus. Und danach ging es in Stichproben bei 6 GHz hoch auf bis zu 3,9 GBit/s Durchsatz. Übrigens haben wir den BE200 auch unter Linux zum Laufen bekommen, mit Kernel 6.5.0-14 hatten wir keinerlei Probleme. Der Qualcomm-Chip lief dagegen bei uns nicht unter Linux.

Also ich muss sagen, dass ich mit Wi-Fi 6 sowohl meine Internetleitung als auch meine Festplatten im internen Netz, also meinen Homeserver, komplett auslaste. Die sind nämlich nur mit USB angebunden und schaffen nur etwas mehr als 100 MByte/s, das entspricht 800 MBit, also genau das, was ich mit Wi-Fi 6 hier zu Hause auch hinbekomme. Und auch meine 1-Gbit-LAN-Anbindung, also per Kabel, reicht für meinen Netzwerkspeicherkram völlig aus. Ohnehin ist hier alles mit 1-Gbit-LAN angebunden, einfach weil ich keine Lust habe, mir neue Switches etc. anzuschaffen – und ehrlich gesagt ist das einzige Gerät, das 2,5 Gbit per Kabel könnte, mein neuer Desktop-PC.

Also für ‘ne höhere Geschwindigkeit brauch’ ich deshalb Wi-Fi 7 nicht. Aber: Ich mach’ ja viel mit VR, und wenn ich PC-VR nutze, binde ich zum Beispiel meine Quest 3 über WLAN statt mit einem Kabel; funktioniert zwar schon mit Wi-Fi 6 ziemlich gut; aber manchmal sehe doch ein paar Artefakte sehe. Mit Wi-Fi 7 könnte das perfekt werden.

Und ganz allgemein finde ich das auch sehr vielversprechend, dass ich zusätzlich zu 5 GHz mit Wi-Fi 7 das 6-GHz-Band nutzen kann, da ist hier in meiner Nachbarschaft erst sehr wenig los, ich hab’ das also im besten Fall ziemlich für mich alleine. Ja, dafür könnte ich auch auf Wi-Fi 6E umsteigen, aber das hat ja kein MLO und das würde ich mit Wi-Fi 7 noch obendrauf bekommen. Und dieses Multi-Link-Operation hat ja noch mal das Potenzial Stabilität und Latenz zu verbessern, weil also, dass mehrere Frequenzbänder gleichzeitig genutzt werden können.

Aber ganz klar: Die aktuellen Router sind mir viel zu teuer und das Ganze ist mir auch noch zu wenig ausgereift. Außerdem kann mein aktuell genutztes Handy zum Beispiel gar kein Wi-Fi 7. Aber sobald hier Wi-Fi-7-fähige Hardware im Haushalt ankommt, da würde ich mir das schon langsam überlegen. Vielleicht so in ein, zwei, drei Jahren, mal gucken, was es da so gibt und ob ich da wirklich konkrete Anwendungsszenarien im Ärmel hätte. AVM hat ja auf dem MWC direkt vier neue Router mit Wi-Fi 7 angekündigt, nachdem der Fritzbox-Hersteller ja Wi-Fi 6E einfach mal übersprungen hat. Daran sieht man aber auch schön, dass Wi-Fi 7 nicht gleich Wi-Fi 7 ist: Denn Pflicht ist nur MLO, aber zum Beispiel nicht das 6 GHz-Band. Also man darf da Wi-Fi 7 draufschreiben, ohne dass die Teile 6 GHz können. So ist das zum Beispiel bei Fritzbox 5690 XGS, 6670 Cable und 7682: Sind alle Wi-Fi-7-zertifiziert, können aber kein 6 GHz. Nur das Topmodell Fritzbox 5690 Pro beherrscht alle drei Funkbänder. Das Gerät soll im Sommer für 340 Euro auf den Markt kommen.

Wie ist das bei euch? Seid ihr jetzt schon heiß auf Wi-Fi 7? Gerne in die Kommentare schreiben. Und den 3003-Newsletter abonnieren und natürlich hier auf YouTube den Channel selbst. Tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)