Wohlfühlen am Arbeitsplatz: Roboter können helfen

Können Roboter das Wohlbefinden am Arbeitsplatz steigern? Ja, aber sie müssen dazu das richtige Aussehen haben.

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Die beiden Roboter QT (li.) und Misty II (re.) führten Wohlfühl-Coachings durch.

(Bild: Hatice Gunes)

Lesezeit: 3 Min.

Wissenschaftler der Universität Cambridge haben herausgefunden, dass Roboter zum mentalen Wohlbefinden am Arbeitsplatz von Menschen beitragen können. Wie effektiv sie das können, hängt jedoch davon ab, wie sie aussehen.

Die Forscher führten eine Studie in einer Technologieberatungsfirma durch. Dabei setzten sie zwei verschiedene Roboter als Wohlfühl-Trainer ein. Die Trainings fanden vier Wochen lang statt. An ihnen nahmen 26 Mitarbeitende teil. Beide Roboter nutzten identische Stimmen und Gesichtsausdrücke. Und sie verwendeten die gleichen Skripte für ihre Coachings. Der einzige Unterschied bestand lediglich darin, dass es sich bei einem der Roboter um einen spielzeug-ähnlichen Roboter handelte, im anderen Fall um einen humanoid-ähnlichen Roboter.

Misty II ist ein 36 cm großer Roboter, der einem Spielzeug gleicht, QT ein kindlicher humanoider Roboter mit einer Größe von 90 cm. Beide Roboter verfügen über Bildschirme, auf denen sie Gesichter mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken darstellen können. Die beiden Roboter leiteten in dem Experiment in einem Besprechungsraum durch Sitzungen zur positiven Psychologie. Sie forderten zunächst die Teilnehmenden dazu auf, sich an ein positives Erlebnis zu erinnern. Anknüpfend daran stellten die beiden Roboter dann Folgefragen an die Probandinnen und Probanden.

Im Anschluss an die Sitzungen wurden die Teilnehmenden über ihren Eindruck zu den Robotern mit einem Fragebogen und in einem Interview befragt. In den Befragungen kam Misty besser weg als QT. Die Probanden gaben an, dass sie eine "bessere Arbeitsverbindung" und eine insgesamt "positivere Wahrnehmung" von Misty hatten, als es bei QT der Fall war.

Die Forschenden gehen davon aus, dass der spielzeugähnliche Roboter mehr den (niedrigen) Erwartungen der Teilnehmer entsprach. Der humanoide Roboter QT weckte dagegen die Erwartung, er würde sich wie ein Mensch verhalten. Da dies nicht der Fall war, wurden die Teilnehmer enttäuscht, resümieren die Forscher.

"Wir haben die Roboter mit einem Skript programmiert, aber die Teilnehmer hatten sich mehr Interaktivität erhofft. Es ist unglaublich schwierig, einen Roboter zu entwickeln, der zu einer natürlichen Konversation fähig ist. Neue Entwicklungen bei großen Sprachmodellen könnten in dieser Hinsicht wirklich von Vorteil sein".

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Vorstellung davon, wie ein Roboter aussieht oder wie er sich verhalten sollte, die Akzeptanz von Robotern eher behindert.

Die Teilnehmenden zogen trotzdem ein positives Fazit aus den Wohlfühl-Übungen: Sie fanden sie hilfreich. Zudem stehen sie der Idee weiterhin offen gegenüber, mit einem Roboter zu sprechen. Die Wissenschaftler sehen deshalb einen Roboter als eine gute Möglichkeit, Menschen am Arbeitsplatz an Wohlfühlübungen zu erinnern. "Und wenn man versucht, das geistige Wohlbefinden zu verbessern, kann es hilfreich sein, Dinge laut auszusprechen, sogar zu einem Roboter", sagt Hatice Gunes, Professorin am Cambridge Department of Computer Science and Technology.

Die beiden Wohlfühl-Robotertrainer sollen nun verbessert werden, insbesondere, was deren Reaktionsfähigkeit betrifft, um die Interaktionen während der Coachings zu verbessern.

(olb)