WordPerfect-Prozess wird nicht abgekürzt

Anders als von Microsoft gewünscht wird die Klage des Software-Unternehmens Novell unter Beteiligung von Geschworenen verhandelt.

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Der Softwarekonzern Microsoft hat sich mit seinem Antrag auf ein verkürztes Verfahren in dem seit 2004 laufenden Rechtsstreit mit Novell um die Software WordPerfect nicht durchgesetzt. Das US-Bundesberufungsgericht in Richmond im US-Bundesstaat Virginia hat entschieden, dass der Prozess fortgeführt und nicht – wie von Microsoft gewünscht – ein Urteil ohne Beteiligung von Geschworenen gefällt wird ("summary judgment"). Anders als Microsoft meinen die Richter nicht, Novell habe sein Klagerecht aufgegeben, als es seine fraglichen Produkte 1996 an Caldera verkauft habe. Dieses Argument spielte schon früher in dem Verfahren eine wichtige Rolle. Microsoft hatte 2008 vergeblich versucht, vor dem obersten US-Gericht eine Entscheidung desselben Berufungsgerichts aus dem Jahr 2005 aufzuheben, das Verfahren fortzuführen.

Novell hatte WordPerfect im Juni 1994 für 51 Millionen US-Dollar erworben. Seinerzeit begann das Unternehmen nach eigenen Angaben, die Software sowie die Tabellenkalkulation Quattro Pro in seine eigene Suite für das bevorstehende Windows 95 zu integrieren. Auf Anraten von Microsoft habe es aufwendig dafür gesorgt, dass so genannte Browsing Extensions in seine Software eingebaut werden könnten. Als die öffentliche Beta von Windows 95 erschienen sei, hätten aber die nötigen Programmierschnittstellen und Dokumentationen für diese Erweiterungen gefehlt. Daher habe Novell das Erscheinen von WordPerfect für Windows 95 verschieben müssen; die Nutzer des Betriebssystems hätten deshalb ihre WordPerfect-Dokumente nicht mehr öffnen können. Microsoft hingegen führt den Rückgang des Marktanteils von WordPerfect von etwa 50 Prozent im Jahr 1990 auf weniger als 10 Prozent im Jahr 1996 auf Missmanagement bei Novell zurück. (anw)