Zivile Überschallflugzeuge AS2 und AS3: Aerion stellt Betrieb ein

Mit ehrgeizigen Plänen für zwei überschallschnelle Businessflugzeuge wollte Aerion die Concorde beerben. Nun gibt das Unternehmen überraschend auf.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 112 Kommentare lesen

Bis zu 50 Passagiere hätten in der AS3 sitzen können, die aber nur vage im Computer existierte.

(Bild: Aerion)

Lesezeit: 2 Min.

Nur wenige Wochen nach der Vorstellung des Passagierflugzeugs AS3 hat Aerion überraschend das Ende des Geschäftsbetriebs angekündigt. Als Ursache gelten hohe Entwicklungskosten und die unsichere Wirtschaftslage. Der Versuch, über einen Börsengang zusätzliche finanzielle Mittel zu generieren und die ebenfalls geplante AS2 auf diesem Wege zu realisieren, dürfte somit gescheitert sein.

Wie Florida Today berichtet, veröffentlichte Aerion am 21. Mai eine Stellungnahme. Demnach würde die AS2 zwar alle wirtschaftlichen, regulatorischen und umweltbezogenen Anforderungen erfüllen. Es habe sich jedoch gezeigt, dass die Beschaffung neuer finanzieller Mittel eine große Hürde sei. Die Gelder wären jedoch nötig gewesen, um die Produktion der AS2 vorbereiten und starten zu können. Laut The Verge veranschlagte das Unternehmen Anfang 2020 etwa 4 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung der Maschine. Zu diesem Zeitpunkt hätte allein die Konzeption des Triebwerks bereits etwa 1 Milliarde US-Dollar gekostet, so Aerion-CEO Tom Vice.

Zahlreiche Kunden sollen Interesse an der AS2 – hier ein Windkanalmodell – bekundet haben. Den Auftragsbestand bezifferte Aerion auf mehr als 10 Milliarden US-Dollar.

(Bild: Aerion)

Dabei sprach Vice noch im März 2021 davon, dass der Auftragsbestand bereits einen Gegenwert von mehr als 10 Milliarden US-Dollar habe – bei einem Preis pro Maschine in Höhe von etwa 120 Millionen US-Dollar. Feste Bestellungen habe es unter anderem vom kanadischen Charterunternehmen Flexjet gegeben. Zudem wollte das Unternehmen im Laufe des Jahres 2021 mit dem Bau der Produktionsanlage am Rande des Orlando Melbourne International Airport in Florida beginnen.

Bereits seit 2014 lief die Entwicklung der AS2. Das Flugzeug sollte Platz für zwölf Passagiere bieten und eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 1,4 (etwa 1500 km/h) erreichen. Die Reichweite gab Aerion mit 8800 km an. Erste Testflüge waren für das Jahr 2024 geplant, die kommerzielle Indienststellung ab 2026. Entwicklungspartner war zunächst Airbus, gab sein Engagement jedoch schon nach rund drei Jahren wieder auf. Seit 2019 ist Boeing beteiligt.

Im März 2021 stellte das Unternehmen dann die Pläne für die AS3 vor. Das deutlich größere Flugzeug sollte mindestens Mach 4 erreichen und bis zu 50 Passagiere 13.000 km weit transportieren. Den Erstflug sah Aerion noch für dieses Jahrzehnt vor.

(pbe)