Zweiter Patentpool für Videostandard HEVC formiert sich

Normalerweise ist der MPEG License Administrator (MPEG LA) die Anlaufstelle für jene, die Lizenzen für die Videostandards der MPEG und ITU haben wollen. Doch mit HEVC Advance formiert sich nun ein zweiter Patentverwalter.

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Zweites Patentpool für Videostandard HEVC formiert sich

(Bild: HEVC Advance / Technicolor)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Volker Zota

Bekannt ist es beispielsweise schon von den MPEG-Audioformaten: Wer MP3-Lizenzen für seine Produkte erwerben will, muss bei MP3Licensing und Sisvel vorstellig werden. Bei den MPEG-Videoformaten MPEG-2, MPEG-4, 4 AVC (H.264) und HEVC (H.265) reichte bisher ein Vertrag mit dem Lizenzverwalter MPEG LA. Doch nun formiert sich Widerstand gegen die inzwischen von 27 Patentinhabern ausgehandelten Lizenzgebühren für den H.264-Nachfolger, der es unter anderem ermöglichen soll, hochaufgelöste 4K-Videos ohne sichtbare Verluste mit der halben Bandbreite zu übertragen, wie es mit H.264 möglich wäre.

Hinter HEVC Advance stehen Technicolor, General Electric und Dolby, die außerdem Philips und Mitsubishi Electric mit ins Boot holen wollen. Insgesamt sollen so bis zum Start des Lizenzprogramms im dritten Quartal dieses Jahres rund 500 essenzielle HEVC-Patente zusammenkommen. HEVC Advance verspricht Lizenznehmern ein effizientes und transparentes Lizenzverfahren. Die geplanten Lizenzbedingungen und Gebühren wurden bisher allerdings nicht veröffentlicht.

Nun werden bereits Befürchtungen laut, dass durch den zweiten Patentpool HEVC-kodierte Inhalte teurer werden könnten, weil Anbieter zweimal zur Kasse gebeten würden. Tatsächlich könnte den Unternehmen hinter HEVC Advance auch ein Dorn im Auge sein, dass die HEVC Patent Portfolio License der MPEG LA anders als bei AVC für HEVC keine Gebühren für darin produzierte Inhalte vorsieht.

Google dürfte die Entwicklung amüsiert beobachten. Die MPEG LA hatte dem Internet-Konzern Stöcke zwischen die Beine geworfen, als Google den mit On2 Technologies übernommenen Videocodec VP8 als lizenzfreies Videoformat für Internet-Videos etablieren wollte. Die MPEG LA sammelte Patentansprüche gegen VP8, um Google auszubremsen. Im März 2013 erkaufte sich Google weitgehenden Patentschutz für VP8 und dessen optional bei YouTube eingesetzten Nachfolger VP9. (vza)