c't 3003: Wie gut man das erste iPhone von 2007 heute noch benutzen kann

Das erste iPhone wird 15 Jahre alt. Kann man mit der ollen Gurke heute noch was anfangen? c't 3003 macht den Alltagstest – und das iPhone weiß zu überraschen.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Johannes Börnsen
Inhaltsverzeichnis

Transkript des Videos:

Dieses Jahr wird das erste iPhone 15 Jahre alt. Aus heutiger Sicht ist es ein relativ kleines, mit 11,6 Millimetern eher dickes Smartphone. Aber: könnte man das iPhone 1 heute noch im Alltag benutzen? Wir machen den Alltags-Check.

Klar, sicherheitstechnisch und komfortechnisch ist das iPhone 1 natürlich raus. Updates gibts schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr, es hat kein FaceID, keinen Fingerabdrucksensor und selbst die Webcam in MacBooks macht inzwischen bessere Fotos als das iPhone 1.

Wir erinner uns: 2007 – WAS FÜR EIN JAHR! Tokio Hotel hat Monsoon rausgebracht, Windows Vista wurde vorgestellt und als wäre das alles nicht genug, beginnt mit dem Fahrplanwechsel 2007 der reguläre Zugverkehr durch den Lötschberg-Basistunnel – ein wichtiges Glied in der Alpentransversale. Seht ihr – habt ihr nicht mehr gewusst! Und dann steht am 9. Januar Steve Jobs auf der Bühne, und wirft mal eben den kompletten Mobilfunkmarkt durcheinander. Fragt mal Nokia.

So, kommen wir nun zum Alltagstest: Wir haben uns 5 typische Anwendungen fürs Smartphone herausgesucht und schauen nun mal, ob das iPhone 1 diese noch hinbekommt.

In das iPhone 1 gehört eine SIM-Karte im sogenannten Mini-SIM-Format. Und wenn man heute bei einem der typischen Mobilfunk-Anbieter eine SIM-Karte kauft, bekommt man nach wie vor dieses Format geliefert. Das passt also schon mal. Wenn man die SIM-Karte reinsteckt, fragt das iPhone nach der PIN – genau wie damals – und genau wie damals kann man damit auch nach wie vor tatsächlich telefonieren. Auch wenn letztes Jahr das 3G Netz abgeschaltet wurde, das 2G Netz, welches das iPhone 1 nutzt, das läuft noch. Auch SMS schreiben funktioniert genau wie damals. Einfach einen Kontakt auswählen, Nachricht eingeben, senden. Fertig.

Und nur um das noch mal zu betonen: Diese Tastatur ist für uns heute das normalste der Welt, damals war eine Multitouch-Smartphone-Tastatur auf dem Bildschirm, die nur dann sichtbar ist, wenn man etwas schreiben muss, eine absolute Revolution! So sahen Handys vorher aus, T9 blind während des Unterrichts. Telefon und SMS funktioniert.

Das sollte einfach sein. Ich starte einfach die Kamera-App und schon kann ich ein Foto machen. Genau wie damals. Es gibt sogar schon den Button zum Teilen des Bildes, im Vergleich zu heute ist da aber ziemlich wenig möglich. Gut, aber E-Mail würde ja reichen. Leider lässt sich mein Gmail-Konto nicht einrichten, ich vermute, dass es an der 2-Faktor-Authentifizierung liegt. Mit einem IMAP-Konto auf meinem eigenen Server gehts dann aber, wenn auch nur ohne SSL-Verschlüsselung. Aber so kann ich jetzt die Bilder per Mail verschicken und bei ausreichend Licht sehen die auch gar nicht soooo schlecht aus. Naja. Aber: Test bestanden.

Das iPhone 1 hat sogar eine vorinstallierte App für Youtube. Die ist aber leider ohne Funktion und auch in Safari bekomme ich nur eine irgendwie kaputt aussehende Warteanimation, aber keine Videos zu sehen. Also müssen wir das irgendwie anders lösen. Wenn man das iPhone an den Mac anschließt, wird es ganz normal vom Finder erkannt, wie ein aktuelles iPhone auch. Da könnte ich jetzt theoretisch auch Videos und Musik auf das iPhone synchronisieren, in der Praxis habe ich das aber nicht hinbekommen. Das iPhone will hier Medien aus iTunes synchronisieren, aber iTunes gibts ja gar nicht mehr. Und wenn ich den Haken zum manuellen Verwalten setze, um ins passende Format konvertierte Videos oder mp3s zu syncen, verschwindet der Haken einfach wieder – leider also keine Videos und auch keine Musik. Das ist schade, denn das iPhone 1 lässt sich sogar mit den AirPods Pro koppeln, mit denen ich so aber leider nur telefonieren kann.

Ich war ehrlich überrascht, dass es die Apple Maps-App aufs dem iPhone 1 gibt. Die funktioniert auch noch, ist aber im Vergleich zur Maps-App auf neueren iPhones ziemlich abgespeckt. Man greift zwar auf aktuelle Kartendaten zu und sieht anhand des blauen Punktes auf der Karte, wo man sich befindet und kann dann eine Route berechnen. Eine Turn-By-Turn-Navigation gibts aber nicht, man kann sich lediglich so eine Liste der Fahrmanöver anzeigen lassen. Das kommt mir nicht besonders praxistauglich vor.

Bei der Vorstellung des iPhones war vom App-Store noch nicht die Rede. Man wollte die Entwickler am Anfang mit Web-Apps zufriedenstellen. Der App-Store kam erst ein Jahr später und wurde beim iPhone 1 dann mit einem iOS-Update nachgereicht. Die AppStore-App gibts natürlich noch, und sie kann sogar noch auf den App-Store zugreifen. Allerdings habe ich leider nicht eine einzige App finden können, die ich auch tatsächlich hätte installieren können. Die brauchen eben leider dann neuere iPhones beziehungsweise neuere Versionen von iOS.

Schade, denn Angry Birds hätte ich jetzt schon gerne mal wieder gespielt. Auch Messenger, Social Media Apps und alles was man sonst so heute standardmäßig auf einem Smartphone installiert, geht leider nicht. Und falls sich noch jemand an Cydia erinnert – eine Art alternativer App-Store, den man nur mit einem Jailbreak installieren konnte – auch in Cydia kann man den Katalog noch durchsuchen, installieren lässt sich aber nichts mehr.

Klar, so ganz ernst gemeint ist das mit dem iPhone 1 im Jahr 2022 natürlich nicht. Aber ich bin positiv überrascht, dass Telefonieren, SMS schreiben und Bilder verschicken noch geht. Da endet es dann auch, alles andere geht damit nicht beziehungsweise nicht mehr. So wirklich Alltagstauglich ist es also nicht. Was mich aber auch überrascht hat, war, dass mir die für heutige Verhältnisse krass niedrige Auflösung des Displays ziemlich schnell gar nicht mehr aufgefallen ist. Und was ich ehrlich sagen muss: Ein iPhone in einem so kompakten Gehäuse, Display bis ganz oben und unten, aktueller Firmware und aktueller Kamera, das fänd' ich auch 2022 noch ein durchaus spannendes Smartphone.


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Redakteur Jan-Keno Janssen und die Video-Producer Johannes Börnsen und Şahin Erengil veröffentlichen jede Woche ein Video.

(vbr)