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Colorgrading leicht gemacht: Natürlich aussehende Videos erstellen

Felix Krumme

Die selbst gedrehten Videos wirken matt und kraftlos? Wir zeigen unseren schnellen Colorgrading-Workflow mit DaVinci Resolve 18 im Video-Tutorial.

Die Farbbearbeitung ist ein essenzieller Schritt der Videoerstellung, um Videos professioneller aussehen zu lassen. Dabei macht es einen großen Unterschied, ob man die Farben im Video anpasst: Color Correction und Color Grading kann das Material deutlich aufwerten.

Mit der kostenlosen Software DaVinci Resolve lassen sich die eigenen Videos auf eine Vielzahl von Arten anpassen. Videoredakteur Felix Krumme erklärt in einem Tutorial seinen schnellen Color-Workflow, und wie er sein im Farbprofil Log gedrehtes Material schnell mit ansprechenden Farben versieht.

Einfach das gedrehte Material in Resolve geladen und los gehts: Schritt für Schritt können Sie dann Ihren Videos einen natürlichen Look verpassen.

Ihr habt euch auch schon mal gefragt, warum die Videos auf YouTube so knackige Farben haben, und euer Videomaterial nicht? Ihr möchtet in Color Correction und Color Grading einsteigen, wisst aber noch nicht so richtig wie? Oder die Farben in eurem Videomaterial sind euch noch nicht schick genug? Ich zeige euch meinen schnellen Farben-Workflow mit DaVinci Resolve.

Farbbearbeitung ist ein wichtiger Schritt in der Videoerstellung. Besonders bekannt für seine mächtigen Funktionen ist das kostenlose Programm DaVinci Resolve. Hiermit lassen sich Color Correction und Grading auf Profilevel vornehmen.In diesem kurzen Guide zeige ich euch, wie ihr euer Videomaterial im Handumdrehen mit ansprechenden, knackigen Farben verseht. Besonders gut gelingt die Farbbearbeitung mit Log-Material.

Doch was ist Log? Log ist ein Farbprofil, das das Bild entsättigt aufzeichnet. Dadurch hat das Material einen höheren Dynamikumfang, was die Farbbearbeitung erleichtert und mehr Optionen zur Gestaltung bietet. Inzwischen können die meisten höherwertigen System-Kameras und DSLRS in Log aufzeichnen. Wer die Farben seines Materials bearbeiten möchte, greift am besten zu diesem Farbprofil. Das Material, das ich verwende, ist mit der Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro aufgenommen. Der Workflow lässt sich aber ebenso mit Log-Profilen anderer Hersteller wie Panasonic V-Log oder Sony-S-Log umsetzen. Öffnet euer aufgezeichnetes Material im Color-Tab von Resolve. Mit einem Klick auf Nodes aktiviert ihr die Node-Ansicht. Nodes sind Bearbeitungs-Bausteine, die als kleine Boxen im Fenster dargestellt werden. Wie sie miteinander funktionieren, zeigen die Pfeile zwischen den Boxen an. Da die Farbbearbeitung in mehreren Schritten erfolgt, ist es besonders übersichtlich, jedem dieser Schritte ein Node zuzuweisen.

Für diesen Guide arbeite ich mit Serial Nodes, das bedeutet, dass die Nodes in Reihe geschaltet sind – das heißt, das erste Node wird zuerst ausgeführt, dann folgt das zweite und so weiter. Deswegen ergibt es Sinn, die grundlegenden Schritte an den Beginn eurer Node Reihe zu legen. Standardmäßig ist ein Node für den Clip angelegt. Mit Alt+S legt ihr weitere Nodes an.

Öffnet das Effektfenster mit einem Klick auf Effects, wenn noch nicht geschehen, und zieht den Color Space Transform auf euer erstes Node. Der Color Space Transform ist eine Funktion von Resolve, in dem das sogenannte Farbraumprofil von Kameras gespeichert ist. Jeder Hersteller verwendet eigene Farbraumprofile, die ihr mit diesem Effekt angleichen könnt. Für unseren schnellen Workflow sind die beiden ersten Optionen entscheidend: Input Color Space und Input Gamma. Mit diesen Optionen sagt ihr Resolve, mit welcher Kamera und mit welchem Farbprofil euer Material aufgenommen worden ist. Diese Informationen bekommt ihr beim Hersteller eurer Kamera. In meinem Beispiel wähle ich den Input Color Space "Blackmagic Design Wide Gammut 4/5" und den Input Gamma "Blackmagic Design Film Gen 5" aus. Für die Hersteller und Modelle anderer Hersteller finden sich ebenfalls Optionen, zum Beispiel für Panasonic V-Log.Ihr seht: Resolve hat unsere Einstellungen schon auf den Clip angewendet.

Zur Übersichtlichkeit benennen wir das Node nun noch in CST um und wählen unser nächstes Node an. Hier bearbeiten wir unsere Primaries, das heißt, die grundlegenden Farboptionen – und Bereiche unseres Bildes. Wählt die Color Wheels in der Werkzeugleiste aus, und unter Scopes die Parade.

Mit den Color Wheels lassen sich die Primaries bearbeiten, die Parade zeigt uns unser Bild aus technischer Sicht an: Im Graphen sind alle Farbinformationen des Bildes dargestellt, aufgeteilt nach den drei Farbwerten Rot, Grün und Blau.Das sind die sogenannten RGB-Werte. Beispielsweise sehen wir hier, wie viele Farbinformationen sich im hohen und damit hellen Bereich des Bildes befinden, und ob einer der drei RGB-Farbtöne, aus denen unser Bild zusammengesetzt ist, stärker als die anderen Bereiche gewichtet ist. Die Parade ist dabei ein guter Richtwert. Um unser Log-Video-Material mit knackigen Farben zu versehen, möchten wir erst einmal eine Balance der Farbwerte – und -töne herstellen.

Haben wir zum Beispiel zu viele helle Werte oder zu viele Blautöne im Bild, erhalten wir ein überbelichtetes oder unnatürlich bläuliches Ergebnis. Damit wir alle Farbinformationen sehen, die im Bild gespeichert sind, setzen wir die Tiefen auf den unteren Rand der Farbdarstellung und die Spitzen auf den oberen Rand. Lift bearbeitet die Tiefen, Gamma die Mitten und Gain die hohen Farbwerte bzw. die Spitzen. Dazu verwendet ihr die schwarzen Schieberegler unter den Kugelreglern. Das Gleiche macht ihr mit dem Gamma-Regler. Schaut hier besonders auf euer Bild – helle Hauttypen werden üblicherweise in diesem Spektrum angezeigt.

Für die Hauttöne bietet euch Resolve ein Hilfswerkzeug. Klickt dafür auf Parade und wählt das Vectorscope an. Das Werkzeug stellt die Farbinformationen in einem übersichtlichen Koordinatensystem dar. Klickt auf den Einstellungsbereich und aktiviert „Show Skin Tone Indicator“. Jetzt seht ihr eine Linie, die eine Orientierung für die korrekte Darstellung von Hauttönen gibt. Um die Hauttöne zu checken, wählt den Qualifier im Wiedergabefenster aus und klickt auf das Dreipunktmenü über der Parade. Hier wählt ihr Display Qualifier Focus an. Fahrt mit der Maus über einen Bildbereich mit Haut. Liegt der Kreis des Qualifiers auf der Linie, befinden sich die Farbwerte im Rahmen der Farbwerte von Hauttönen.

Schaltet danach zurück auf die Parade. Auch andere Bildbereiche lassen sich so schnell überprüfen. Wir möchten ein ausbalanciertes Bild ohne Rot- oder Blaustich. Seht euch eure Farbwerte auf der Parade an. Befinden sich Bereiche im Ungleichgewicht, könnt ihr sie mit dem Kugelregler ausgleichen.

Natürlich müssen auch bei Log-Video-Material die Basics stimmen: Auch wenn eure Kamera das Bild entsättigt anzeigt, kommt ihr nicht um eine korrekte Belichtung und den Weißabgleich herum. Je sauberer ihr belichtet habt, desto besser lässt sich das Bild bearbeiten. Wenn das Bild zu hell ist, seht ihr in der Parade, dass Farbwerte verloren gehen. In der Parade erscheinen sie am oberen Rand abgeschnitten. Man sagt auch: Das Bild brennt aus. Wenn das Bild zu wenig Licht beinhaltet, verlieren wir Farbwerte am unteren Rand der Parade. Man sagt auch: Das Bild säuft ab.

Aktiviert ihr die Waveform auf eurer Kamera, könnt ihr eine grobe Verteilung der Farb- und Lichtwerte schon beim Filmen checken. Optional könnt ihr auch über das Falschfarben-Tool eurer Kamera belichten.

Wenn ihr bereits wisst, dass euer Material zu warm oder zu kalt belichtet ist – zum Beispiel durch wechselnde Lichtverhältnisse am Set – habt ihr die Möglichkeit, die Farbtemperatur und den Farbstich mit den Reglern "Temperature und Tint" global zu bearbeiten, bevor ihr das Material mit den Kugelreglern anpasst. Hierzu empfehle ich ebenfalls ein eigenes Node anzulegen, um den Workflow übersichtlicher zu gestalten.

Mein letzter Schritt ist die Anpassung der Sättigung. Da Log-Video-Material mit weniger Sättigung ausgegeben wird, empfehle ich, den Wert in einem eigenen Node erst einmal um 10 bis 15 zu erhöhen und davon ausgehend anzupassen.In diesem Fall bin ich mit einer Sättigung von 55 zufrieden, bei meiner Panasonic Lumix S5 liegt mein Standardwert allerdings bei 63 – da lohnt es sich, je nach Modell und Farbprofil herumzuprobieren. Um euren Look auf weitere Clips anzupassen, rechtsklickt in das Wiedergabefenster und wählt "Grab Still". Euer Grading wird nun als Still in der Gallery abgelegt, von hier aus könnt ihr es umbenennen und mit Rechtklick "Apply Grade" auf weitere Clips anwenden.Die Basics sind geschafft – von hier aus könnt ihr weiter herumprobieren und euren Look entwickeln. Color Correction und Color Grading sind ein riesengroßes und spannendes Feld.

Was ist euer Standard-Workflow für die Farbkorrektur und -bearbeitung? Schreibt es mir in die Kommentare, genauso wie eure Fragen. Wenn ihr mehr über Videobearbeitung, Software, Hardware und IT wissen wollt, schaut doch gerne mal bei heise vorbei. Bis dahin – kommt gut durch die Woche.

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