Ehrgeiziges Umsatzziel: PC-Spezialist-Onlineshop peilt mittelfristig 100 Millionen Euro an

Da hat sich die Synaxon AG ein stolzes Umsatzziel gesetzt: In den nächsten Jahren will der Kooperations-Multi mit dem PC-Spezialist-Onlineshop 100 Millionen Euro umsetzen – mit dem Segen der PC-Spezialist-Händler. Die sollen sogar davon profitieren.

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Von
  • Matthias Parbel
Inhaltsverzeichnis

Vorstandsvorsitzender Frank Roebers: In diesem Jahr "bei guter Entwicklung" eine Umsatzverdoppelung

(Bild: Synaxon)

Der kürzlich zur Hauptversammlung der Synaxon AG vorgelegte Konzernbericht beinhaltet einen außergewöhnlichen Rechnungsposten: Die Umsatzerlöse "Zentrale Warenumsätze". Dahinter verbirgt sich eine bislang unbeachtete Zahlenreihe: der im Herbst 2009 in Schwung gekommene PC-Spezialist Onlineshop. Das Besondere daran ist das ausgesprochen ehrgeizige Umsatzziel. Setzte die Zentrale des Kooperations- und Franchise-Multi aus Bielefeld – mit den Gesellschaften Akcent, iTeam, Microtrend, iTK Community und PC-Spezialist – 2009 gerade mal gut 900.000 Euro über das neu geschaffene Online-Portal um, waren es im vergangenen Jahr bereits 8,23 Millionen Euro. Und damit knapp 35 Prozent der gesamten Umsatzerlöse des Synaxon-Konzerns in Höhe von 23,29 Millionen Euro.

"PC-Spezialisten" können Produkte aus Onlineshop im stationären Laden verkaufen

Aber damit geben sich die Vorstände Frank Roebers, Andreas Wenninger und Mark Schröder längst nicht mehr zufrieden. Sie haben sich als Umsatzziel für den PC-Spezialist-Onlineshop "in drei bis fünf Jahren" nicht weniger als 100 Millionen Euro gesetzt. Da liegt die Messlatte in der Tat doch sehr hoch. Im Gespräch mit heise resale relativiert COO Wenninger das anvisierte Umsatzvolumen, nicht nur mit dem Hinweis, dass Aufbau und Unterhalt eines gut funktionierenden Onlineshop mit hohen Kosten zu Buche schlagen würden, sondern dass erst ab einem Umsatz von 30 bis 50 Millionen Euro ein solches Geschäft überhaupt erst rentabel zu führen sei und – besonders wichtig – für die Hersteller als Absatzmarkt interessant ist. Zudem sollen auch die Partner der Franchisemarke PC-Spezialist von den Onlineaktivitäten des Konzerns profitieren. "Die Händler können die im Onlineshop gelisteten Produkte von uns beziehen und zu attraktiven Preisen verkaufen."

Vorstand Andreas Wenninger: Etwa die Hälfte aller Käufe finden noch immer in Ladengeschäften statt

(Bild: Synaxon)

Dabei handelt es sich um Produkte, die von den Herstellern speziell für den Onlinehandel aufgelegt und zu günstigen Konditionen angeboten werden. "Wir geben die Preise mit einem geringen Handling-Aufschlag von knapp über einem Prozent an unsere Partner weiter. Die können sie dann in ihrem eigenen Onlineshop oder auch in ihrem stationären Geschäft weiterverkaufen", fügt Wenninger hinzu.

Der PC-Spezialist-Onlineshop, seit Ende 2009 aktiv, basiert auf "snippr", einem Onlineportal mit persönlicher Kaufberatung, dass von der Synaxon 2007 ins Netz gestellt worden ist. Mit dem Aufbau des Internethandels will Vorstandsvorsitzender Roebers "das zentrale Geschäft um eine zentrale Komponente mit eigenen Handelsumsätzen" ergänzen. "Durch die Kombination von zentralen und dezentralen Umsätzen sehen wir deutliche Steigerungspotenziale für uns und unsere Partnerbetriebe, die Wertschöpfung am Warenstrom zu erhöhen." Parallel dazu baut der Verbundgruppenkonzern unter der Marke "synmarket" einen B2B-Marktplatz für IT-Lösungen, Events und Produkte auf. Damit soll die Beschaffungsplattform Egis um eine Handelsplattform für Dienstleistungen und Lösungen ergänzt werden. Und: Unter "www.synmarket.de" können die der Verbundgruppe angeschlossenen Händler untereinander Waren handeln. Das habe den Vorteil, dass sie beispielsweise über diesen Weg Lager-Überhänge oder eigene Produkte vermarkten könnten.

Thomas Sachs, Geschäftsführer Systempartner Computervertrieb: Hoffnung auf Zusatzgeschäft durch E-Tail-Produkte

(Bild: PC-Spezialist)

Vor der Einführung des PC-Spezialist-Onlineshop wollte die Zentrale ganz sicher sein, dass sie ihren "PC-Spezialisten" damit nicht auf die Füße tritt. Darum wurde nicht nur der Beirat frühzeitig in die Pläne eingebunden, sondern auch eine Befragung unter den Händlern der Marke PC-Spezialist durchgeführt. Das Votum fiel nach Wenningers Aussage eindeutig aus: "Deutlich über 80 Prozent der Partner haben zugestimmt". Zu den Befürwortern zählt auch Thomas Sachs. Der Geschäftsführer der Systempartner Computervertriebs GmbH in Schwerin, versteht als PC-Spezialist-Partner den Onlineshop der Zentrale als wichtigen Werbepartner und zugleich als eine Quelle für zusätzliches Warensortiment. "So kommen wir auch an Ware, die sonst nur den E-Tailern, denn als solcher fungiert die Zentrale gegenüber den Herstellern, vorbehalten ist. Damit sind wir konkurrenzfähiger gegenüber den großen Internetanbietern", unterstreicht Sachs. Denn trotz hohem Dienstleistungsangebot müsse er feststellen, dass der reine Warenverkauf im stationären Handel immer mehr zurückgehe. "Das Geschäft mit privaten Endkunden wird immer schwieriger."

Dabei, so Synaxon-Manager Wenninger, habe der stationäre Elektronik-, IT- und CE-Handel durchaus noch seine Berechtigung. Denn: "Rund 50 Prozent aller Käufe finden nach wie vor im stationären Handel, also im Ladengeschäft statt." Allerdings steige die Zahl der Internetkäufer, vor allem im B2C-Kundenumfeld. "Bereits mehr als 80 Prozent der potenziellen Kunden informieren sich über das Internet und selektieren dort auch schon mal die Angebote." Trotzdem, oder gerade deshalb appelliere Wenninger an die Inhaber von Ladengeschäften, vernünftiger zu arbeiten. Dies beginne bereits damit, dass der Warenbestand keine Lücken aufweisen sollte, also alle aktuellen Produkte vorrätig sind. "Außerdem beraten viele Händler am Kunden vorbei. Denn oftmals sollen nur zwei oder drei Detailfragen beantwortet werden, auf die manch ein Verkäufer nur unzureichend antworten kann". Solche Zustände im Handel seien nicht haltbar, wenn das Ladengeschäft auch weiterhin profitabel laufen soll. Gelegentlich habe Wenninger sogar den Eindruck, dass "manch ein Händler in den 90er-Jahren stehen geblieben ist".

Auf den "PC-Spezialisten" Sachs trifft dies sicherlich nicht zu. Der Händler aus Schwerin hat längst erkannt, wohin die Reise vor allem in strukturschwachen Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern gehen wird: "Das Ladengeschäft wird zwar weiterhin aufrecht erhalten, vor allem mit den schon erwähnten attraktiven Angeboten, doch verdienen werden wir unser Geld künftig im Grunde nur noch durch Dienstleistungen mit Geschäftskunden; speziell kleinen und mittleren Firmen." Exakt die sind es, auf die sich Thomas Sachs bereits konzentriert. Trotzdem hofft er, vom PC-Spezialist-Onlineshop im Geschäft mit privaten Endkunden profitieren zu können. Vor allem attraktive Konditionen und speziell auf E-Tailer zugeschnittene Produkte könnten seiner Ansicht nach doch das Privatkundengeschäft zumindest stabilisieren. Ob er sich allerdings viel vom Hybridkonzept – wie dies Synaxon-Vorstand Wenninger bezeichnet – versprechen könne, darüber sei sich der PC-Spezialist aus Schwerin noch nicht sicher: "Das Prinzip, wonach die Kunden die Ware im Onlineshop bestellen, aber sich nicht ins Haus schicken lassen, sondern bei mir im Ladengeschäft abholen, ist sicherlich interessant. Aber ob das akzeptiert wird, muss die Praxis zeigen. Auf jeden Fall hätte ich über diesen Weg die Möglichkeit, sofort mit dem Kunden über weitere Dienstleistungen zu sprechen".

Wie auch immer Sachs und die übrigen PC-Spezialist-Händler am Leistungsanbot der Zentrale partizipieren werden, sicher ist, der Konzern schreitet forsch nach vorn. So erwartet Vorstands-Chef Roebers für dieses Jahr "bei guter Entwicklung das Potenzial für eine Umsatzverdoppelung". Das wären knapp 17 Millionen Euro. Da allerdings aufgrund der Marktgegebenheiten Prognosen über einen Zeitraum von länger als einem halben Jahr immer schwieriger werden, baut Roebers schon mal vor: "Im Minimum sollte das Warengeschäft auf einen Wert von 13 Millionen Euro anwachsen. Insgesamt hofft er für 2011 auf einen Umsatz des Synaxon-Konzerns von mehr als 30 Millionen Euro. Die Zahlen für das erste Quartal des laufenden Jahres deuten zumindest schon mal nach oben. Mit 5,9 Millionen Euro stieg der Konzernumsatz gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres um mehr als 39 Prozent (4,2 Millionen). Davon entfielen knapp 2,3 Millionen Euro auf Online-Handel/zentrales Warengeschäft. Im ersten Quartal des Vorjahres waren es 968.000 Euro. Trotz deutlich höherem Shopumsatz im ersten Quartal 2011 gegenüber dem Vorjahresquartal, bewegte sich der Umsatz leicht unter Plan, wie COO Wenninger die Zahlen kommentiert. Zurückzuführen sei dies auf die bereits erwähnte Zurückhaltung im Consumergeschäft, vor allem bei PCs.

Von Bielefeld nach Schloss Holte

(Bild: Synaxon)

Veränderungen stehen den 130 Beschäftigten der Synaxon AG im November dieses Jahres ins Haus: Die Konzernzentrale zieht vom Stammsitz – seit 1991 – in Bielefeld in die nahegelegene Ortschaft Schloss Holte. Dort residiert bereits der Mehrheitsaktionär Bruno Fortmeier mit seiner ARF-Holding. Gleichwohl war nicht die räumliche Nähe zum Mehrheitseigner der Grund für den Umzug, sondern die mit 3000 Quadratmetern deutlich größeren Betriebsflächen des 2009 in Insolvenz gegangenen Holzmöbel und Design-Unternehmens Balke. Zusätzlich stehen noch 7000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Vor allem mit dem von der Zentrale betriebenen Online-Geschäft sei der Bedarf an Bürofläche gestiegen. Gleichwohl treibt es den Vorstand der Synaxon AG – die im Übrigen auch in der Vergangenheit mit Unternehmensteilen in der Stadt Schloss Holte Stukenbrock residierte – ganz besonders aus einem monetären Grund in die Nachbargemeinde von Bielefeld: Günstigere Gewerbesteuer. (map)
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