Notebooksbilliger.de: Schöne Verkäufer und Verkäuferinnen - aber nicht zu schöne

Nun will Arnd von Wedemeyer, Chef des Etailers Notebooksbilliger.de, auch noch ein Ladengeschäft aufmachen. Das stellt neue Herausforderungen an die Optik seines Verkaufspersonals.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

Arnd von Wedemeyer, Vorstandsvorsitzender, notebooksbilliger.de AG

(Bild: notebooksbilliger.de)

Lieber Notebooksbilliger.de-Chef Arnd von Wedemeyer,

nach dem Vorbild Ihres Konkurrenten Cyberport wollen Sie nun ebenfalls ein Ladenlokal aufmachen. Allerdings nicht wie Cyberport in Berlin, der Hauptstadt der Deutschen, sondern in München, der Hauptstadt mit Herz. Ich bin nicht sicher, ob dies eine gute Idee ist. Allerdings bin ich auch nicht sicher, ob dies eine schlechte Idee ist. Um ehrlich zu sein, lassen sich sowohl für als auch gegen die Eröffnung eines Ladengeschäft eine ganze Reihe von Argumenten finden. Vermutlich handelt es sich hier um einen dieser Fälle, die man einfach machen und ausprobieren muss. Ob die Idee gut oder schlecht war, erfährt man dann erst hinterher.

Allerdings bedeutet das natürlich nicht, dass man nicht alles dafür tun sollte, um so ein Ladenlokal zum Erfolg zu machen. So dass man im Falle eines Scheiterns wenigstens sagen kann, dass man alles versucht habe. In diesem Zusammenhang habe ich eine, wie ich finde, sehr interessante und wertvolle Information für Sie. Wie man weiß, ist einer der wesentlichen Faktoren für den Erfolg oder Misserfolg einer Unternehmung das Personal. Die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Platz – das ist schon die halbe Miete. Die Frage ist nur: Wer sind die richtigen Leute? Hier kursieren eine Menge falsche Vorstellungen. Schauen wir uns aus aktuellem Anlass einmal die Verkäufer bzw. Verkäuferinnen an. Viele Geschäftsführer (meist männlich) sind offenbar der Ansicht, das Beste, was sie für den Umsatz tun könnten, sei, eine besonders schöne Verkäuferin einzustellen. Völlig falsch, hat jetzt eine junge Wissenschaftlerin in Australien herausgefunden. Zumindest bei weiblichen Kunden haben überdurchschnittlich schöne Verkäuferinnen sogar den gegenteiligen Effekt: Statt zu kaufen, ergreifen die Kundinnen die Flucht. Der Grund: Sie vergleichen sich automatisch mit der Verkäuferin und fühlen sich optisch unterlegen. Sie nehmen die attraktivere Verkäuferin als Bedrohung wahr und versuchen, sich so schnell wie möglich dieser für sie unangenehmen Situation zu entziehen. Blöd.

Klingt für mich ziemlich plausibel. Ich meine, was soll man von Menschen anderes erwarten, denen nichts Schlimmeres passieren kann, als dass eine andere Frau bei einem feierlichen Anlass dasselbe Kleid trägt wie sie. Lieber Herr von Wedemeyer, was können Sie aus dieser Studie aus Australien für Ihr zukünftiges Verkaufspersonal im Münchener Ladengeschäft lernen? Zunächst einmal dies: Wenn Sie auch Frauen als Kundinnen haben und glücklich machen wollen, achten Sie bei Ihrem weiblichem Verkaufspersonal darauf, dass keine "Germanys next Top-Models" darunter sind. Aber vermutlich werden die meisten Ihrer Kunden ohnehin männlichen Geschlechts sein. Hier steht die Forschung noch am Anfang. So liefert auch die australische Studie keine Antwort auf die Frage, wie die männliche Kundschaft auf eine schöne Verkäuferin reagiert. Ich kann mir vorstellen, dass unsere australische Wissenschaftlerin diese Frage ganz bewusst ausgelassen hat, weil die Antwort sowieso klar ist. Wir Männer sind da einfach nicht so zickig, wenn uns eine schöne Frau in der Druckerabteilung das neue Multifunktionsgerät erklärt. Wir sind schließlich nur an der Sache interessiert.

Bei meinen Recherchen zu diesem Thema habe ich einen interessanten und nützlichen Artikel aus dem Jahr 2006 gefunden. Er trägt die Überschrift "Attraktives Verkaufspersonal macht mehr Umsatz" und scheint auf den ersten Blick den Ergebnissen der oben zitierten australischen Studie zu widersprechen. Aber nur auf den ersten Blick. Diesem Beitrag, der die Erkenntnisse einer Studie aus Wien zusammenfasst, ist zu entnehmen, dass solche Verkäufer und Verkäuferinnen am besten und sympathischsten auf Kunden wirken, die ein wenig besser aussehen als der Durchschnitt, aber nicht viel besser. "Wir brauchen nicht wie Angelina Jolie oder Brad Pitt auszusehen, um im Verkauf erfolgreich zu sein. Ein adrettes, gepflegtes Aussehen ist jedoch sowohl bei Frauen als auch bei Männern ein wichtiger Erfolgsfaktor im Verkauf", sagte der Studienleiter Claus Ebster.

Das sind interessante Erkenntnisse, nicht wahr? Wir sollten sie ernst nehmen. Die Optik und das äußere Erscheinungsbild ist ein wesentliches Unterscheidungskriterium zwischen einem Telesales-Mitarbeiter und einem Verkäufer im Ladengeschäft. Natürlich wissen auch wir beide, lieber Herr von Wedemeyer, dass wahre Schönheit von innen kommt. Wir haben diesen Satz sozusagen erfunden. Aber trotzdem: Mit dem Verkäufer im Ladengeschäft ist es genauso wie mit einem guten Wein. Den trinken wir auch lieber aus einem schönen Kristallglas als aus einem Pappbecher.

Beste Grüße

Damian Sicking

Und hier die Antwort von notebooksbilliger.de-Chef Arnd von Wedemeyer

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