Thomas Hoffmann

Tops und Flops

Die vergangenen 20 Jahre hatten neben vielen Highlights auch einige Rohrkrepierer zu bieten. Wir haben einige der Tops und Flops zusammengefasst.

TOP Sensorstabilisierung (ab 2004 in DSLR)

Bereits 1995 erschien von Canon das erste Wechselobjektiv mit Bildstabilisator. Knapp neun Jahre später wanderte die Stabilisierung in die erste digitale Spiegelreflexkamera und sorgte in der Konica Minolta Dynax 7D für verwackelungsfreie Bilder. Hierfür lagerte der Hersteller den Sensor beweglich, ein System, das Sony mit der Übernahme von Konica Minolta vom Start weg anbieten konnte und 2008 als Steady Shot zum ersten Mal in einer digitalen Vollformatkamera einsetzte. Mittlerweile ist der sensorbasierte Bildstabilisator so ausgereift, dass er horizontale und vertikale Verschiebungen, Verkippung und Drehung ausgleichen kann und dabei auch mit passenden Objektiven samt eigener Stabilisierung zusammenarbeitet.

Bild: Sony

TOP Smartphone-Fotografie (2005)

Die ersten Mobiltelefone mit Kamera erschienen bereits Anfang der 2000er-Jahre. Sie wurden mit ihrer mickrigen Auflösung von weniger als einem Megapixel aber eher belächelt. Die Revolution, die Smartphones wenige Jahre später auslösen sollten, war damals noch nicht abzusehen. Ernster wurde die Sache 2005 mit dem N90 vom damaligen Marktführer Nokia, die eine zwei Megapixel-Kamera mit einer Optik von Zeiss kombinierten. Mit dem Nokia Lumia 1020 stiegt die Auflösung 2013 bereits auf 41 Megapixel, spätestens jetzt hatten Telefone den verbreiteten Kompaktkameras den Rang abgelaufen. Heute ist letzteres Segment so gut wie verschwunden und jeder trägt eine leistungsfähige Kamera, meist mit mehreren Brennweiten und ausgereifter Software, mit sich herum. Aktuell erreichen die Sensoren der Smartphone-Kameras 200 Megapixel und kombinieren die einzelnen Pixel je nach Situation für Ausschnitte oder rauscharme Bilder. Eine Renaissance der Kompaktkameras ist nicht in Sicht.

Bild: Sony

TOP Adobe Lightroom (2007)

Mit Adobe Lightroom änderte sich 2007 der Umgang mit den digitalen Bilddateien. Während Fotografen bis dahin auf Programme der Hersteller angewiesen waren, wenn sie die Rohdaten aus der Kamera entwickeln und konvertieren wollten, vereinte Lightroom den kompletten Workflow unter einem Dach. Neben ständig aktualisierten Kamera- und Objektivprofilen bietet die Software eine leistungsstarke Bildverwaltung und ein Layoutmodul für Präsentationen oder Fotobücher. Über die Jahre erweiterte Adobe den Funktionsumfang immer weiter, sodass mittlerweile auch Videos verarbeitet werden können, und brachte die Software 2017 auch auf mobile Geräte wie Tablets und Smartphones. Lightroom hat sich mit seinem Funktionsumfang und der einfachen Bedienung zu einem Quasi-Standard im digitalen Fotoworkflow entwickelt.

Bild: Adobe

TOP Spiegellose Systemkameras (2008)

Es hat eine Weile gedauert, bis alle Kamerahersteller vom Konzept der spiegellosen Systemkameras überzeugt waren. Letztendlich mussten aber alle einsehen, dass die technischen Vorteile überwiegen. Nicht nur spart der Verzicht auf den Spiegelkasten mechanische Teile ein, dazu vereinfacht der geringere Abstand zum Sensor auch die Konstruktion hochwertiger, lichtstarker Objektive. Bereits 2008 wagten Panasonic und Olympus den Schritt und kündigten mit MicroFourThirds ein gemeinsames System an. 2010 zog Sony mit ihren Nex-Kameras und APS-C-Sensor nach. Zu dieser Zeit waren die elektronischen Sucher bei weitem noch nicht so leistungsstark wie heute, zu sehen, was man später auch auf der Speicherkarte wiederfindet, hatte aber schon damals seinen Reiz. 2012 startete Fujifilm mit der X-Pro1 und speziellem X-Trans-Sensor und Canon mit der M-Serie mit APS-C-Sensor. Ein Jahr später zog dann auch der Vollformatsensor in eine spiegellose Systemkamera, der Sony Alpha 7. Wieder ein Jahr später brachte Leica zusätzlich zu den Messsucherkameras der M-Serie die Leica T mit APS-C-Sensor und 2015 die Leica SL mit Vollformatsensor. 2016 stellte Sigma zwei extravagante Quattro-Modelle mit dem typischen, in Schichten aufgebauten Foveon-Sensor vor.

2018 war es dann endlich auch bei Canon und Nikon so weit, dass beide ein professionelles spiegelloses Kamerasystem ankündigten. Leica, Sigma, Panasonic, Ernst Leitz Wetzlar und DJI haben sich zur L-Mount-Allianz mit gemeinsamem Bajonett zusammengeschlossen. Mittlerweile ist bei allen Herstellern das Ende der klassischen Spiegelreflexkamera besiegelt.