Mac & i 6/2023
S. 3
Editorial

8 GByte sind nicht Pro

Leonhard Becker

MacBook Pro 14″ und 16″ sind für mich klar die besten Notebooks, die Apple je gebaut hat. Sie laufen lange mobil, geizen nicht mit Schnittstellen, haben ein fantastisches Display und arbeiten zuverlässig sowie extrem schnell. All das konnte man über die letzten Modelle mit Intel-Prozessoren nicht sagen. Mit M3, M3 Pro und M3 Max hat Apple die MacBooks jetzt noch mal auf ein neues Level gebracht, unseren ausführlichen Test lesen Sie auf Seite 8.

Umso ärgerlicher finde ich, dass Apple sich nicht scheut, den Käufern der Basiskonfiguration für einen Hauch mehr Marge direkt vors Schienbein zu treten. Das Gerät kommt nur mit kargen 8 GByte Arbeitsspeicher, obwohl es „Pro“ im Namen trägt und bei Apple immerhin 2000 Euro kostet. Eine solche RAM-Ausstattung war bei MacBook Pros schon vor über 10 Jahren Standard. Dass sich daran seitdem nichts geändert hat, ist absurd.

Wer schon mal an einem Apple-Silicon-Mac mit 8 GByte RAM ernsthaft gearbeitet hat, weiß, wie schnell man damit an Grenzen stoßen kann. Ein Apple-Manager hat die Sparmaßnahme damit verteidigt, 8 GByte am Mac entsprächen 16 GByte auf anderen Systemen. Selbst wenn man das für bare Münze nimmt, hilft es nicht weiter: Schließlich ist immer mehr Software aus unserem Arbeitsalltag – von Teams über Browser bis hin zu Web-Apps und KI-Tools – kaum für macOS optimiert und schluckt viele GByte an Arbeitsspeicher. Und auch das Betriebssystem veranschlagt Jahr für Jahr mehr Arbeitsspeicher für sich. All das kann auch einen ansonsten flinken Mac mit M-Chip plötzlich in die Knie zwingen, selbst ohne den Einsatz leistungshungriger Profi-Anwendungen.

Zum Unding wird das Ganze, weil sich der Arbeitsspeicher nicht einfach später selbst aufrüsten lässt. Stattdessen muss man Apples astronomische Aufpreise zahlen und sich schon vor dem Kauf entscheiden, sonst ist es zu spät. Wer kurzerhand zum Basismodell greift, plagt sich möglicherweise über Jahre mit einem teuren und doch beschnittenen Gerät. Bei diesem Spiel verlieren am Schluss alle – auch Apple, wenn für ein bisschen mehr Gewinn die Kunden vergrätzt werden.

Leonhard Becker