MIT Technology Review 4/2020
S. 90
Karriere
Ausbildung
Philipp Seitz (r.) beim Training. Foto: Kuka

Was macht ein Roboter-Trainer?

Er programmiert, wartet und repariert Roboter – und schult Kunden in deren Bedienung.

Philipp Seitz verzieht keine Miene, als ein mächtiger Roboterarm auf ihn zufährt, trotz des spitzen Werkzeugs im Greifer. Nach etlichen Testläufen ist sich der 36-Jährige sicher: Er hat richtig programmiert. Der Industrie­roboter wirft das Eisenteil jedes Mal in eine Kiste – ­allerdings noch etwas zu schnell. An der Feinjustierung muss Seitz noch ­arbeiten.

Seitz ist Roboter-Trainer. „Man muss umfassendes Mechatronik-Wissen mitbringen und sich mit Details der Bedienung und Wartung von Robotern genauso gut auskennen wie mit deren Programmierung“, erklärt Seitz, der für Kuka arbeitet, einen der weltweit bekanntesten Anbieter von Automatisierungstechnik. Vorher hat er an der Fachhochschule in Augsburg Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Produktionstechnik studiert.

Das breite Spektrum mache den Job abwechslungsreich, sagt Seitz. Mal muss er vor Ort ein defektes Getriebe auswechseln, mal ­einen optisch arbeitenden Roboter an spezifische Lichtverhältnisse anpassen, mal eine Fertigungslinie ­erweitern. Die anspruchsvollste Auf­gabe für einen Roboter-­Trainer ist allerdings, einen neuen Roboter für komplexe Aufgaben zu programmieren.

Egal ob präzises Schweißen oder grobes Palettieren – um wendigen Kleinrobotern oder Schwerlastgiganten die Bewegungsabläufe beizubringen, hat Seitz bei Kuka eine dreijährige Ausbildung zum Roboter-Trainer absolviert. Dort lernte Seitz auch die Programmiersprache „Kuka-Robot-­Language“ (KRL), mit der Kuka-Roboter ihre Anweisungen erhalten. Auch in Bedienung und Wartung von Robotern wurde Seitz ausgebildet. Um ihnen diffizile Arbeiten wie das Lichtbogenschweißen beizubringen, richtet sich Seitz nach einem sogenannten Lastenbuch. In dem sind die Aufgaben und die Zeitvorgaben für den Roboter detailliert beschrieben. Von fünf Stunden bis fünf Wochen kann es dauern, bis ein Roboter läuft wie gewünscht.

Zusätzlich schult er ­Kunden und Mitarbeiter im Umgang mit Industrie­robotern. Dabei vermittelt er, wie man die Anlagen ­bedient, wartet und programmiert.

Die Jobchancen sind sehr gut. „Roboter-Trainer mit technischem Verständnis, die kom­plexe Themen vermitteln können, werden ­gefragter sein denn je“, sagt Gerhard Müller, Senior Vice President Global Customer Services bei Kuka. Joseph Scheppach