MIT Technology Review 4/2022
S. 30
Titel
Künstliche Lebensformen
Der mit Künstlicher Intelligenz auf die optimale Form getrimmte Eltern-Bot (rot) hat Stammzellen zu einem kugeligen Bot-Kind geformt (grün).
Der mit Künstlicher Intelligenz auf die optimale Form getrimmte Eltern-Bot (rot) hat Stammzellen zu einem kugeligen Bot-Kind geformt (grün).
Bild: Douglas Blackiston und Sam Kriegman

Pacman in der Petrischale

Eine neue Generation von biologischen Robotern aus Froschstammzellen kann sich selbst replizieren. In Zukunft könnten solche Bots Wirkstoffe transportieren und Umweltverschmutzungen beseitigen.

Veronika Szentpétery-Kessler

Emsig kreiselt der kleine Pacman-ähnliche Zellhaufen in der Nährflüssigkeit herum. Statt aber Kügelchen in seinem Weg zu vertilgen, kehrt er kugelförmige Stammzellen zu einem rundlichen Haufen zusammen. Nach einer kurzen Reifungszeit agiert auch der neue Zellhaufen wie sein Erzeuger und kehrt fleißig weitere Stammzellkügelchen zusammen. Nach fünf Leveln ist Schluss, dann entstehen keine neuen Kehrmaschinen mehr.

Die Schöpfer dieses Experiments nennen ihre autonom agierenden lebendigen Zellhaufen Bioroboter und Xenobots. Die Forscher von der Vermont University und der Tufts University können es kaum erwarten, mit ihnen noch viele höhere Level zu erreichen, denn die Bots sollen eines Tages beispielsweise aus Patientenzellen bestehen und Wirkstoffe im Körper zustellen oder Mikroplastik in den Weltmeeren einsammeln. Nach ihrem Einsatz zerfallen sie biokompatibel und umweltfreundlich. Um diese Zukunftsversionen bauen zu können, müssen die Forscher jedoch erst verstehen, wie die Zellen zusammenarbeiten.