MIT Technology Review 6/2023
S. 103
Review
Ausprobiert

Unendliche Geschichte

Bei AI Dungeon erfindet und leitet eine generative KI Spieler in Text-Adventures. Wohin führt sie mich?

Wolfgang Stieler

„Pen and Paper“-Rollenspiele wie Dungeons and Dragons sind so etwas wie Urformen von Computerspielen. Es gibt einen – menschlichen – Spielleiter, der den Spielern sagt, wo sie gerade sind und was aus ihren Handlungen folgt. Die Grundlage für solch ein Abenteuer ist ein Modul: Ein schmales Heft, in dem das Szenario, die Raumpläne und natürlich alle Gegner beschrieben sind – und das nur der Spielleiter, der „Dungeon Master“, kennt. In den 1980er-Jahren entstanden daraus erste Text-Adventures am Computer, aber das ursprüngliche Genre ist bis heute lebendig.

Als OpenAI 2020 ausgewählten Unternehmen per API einen Zugang zu seinem Sprachmodell GPT-3 gewährte, ergriff auch das Start-up Latitude seine Chance. Die Idee: In AI Dungeons sollte GPT-3 die Rolle eines Dungeon Masters übernehmen. Technisch funktionierte das System wie erwartet, allerdings hatten weder die Entwickler noch OpenAI damit gerechnet, dass für manche Fans der Reiz eines solchen Spiels in besonders bizarren Szenarien liegt – voller Sex und Gewalt. Nachdem OpenAI zwischenzeitlich den Zugang komplett gesperrt hatte, nutzt AI Dungeon nun eine gefilterte Version von GPT-3.5 und auch eigene Sprachmodelle.