MIT Technology Review 3/2024
S. 14
Titel
Artificial General Intelligence

Beyond GPT

Seit Jahrzehnten gibt es Pläne, Versprechungen und Ankündigungen. Das Ziel ist eine Maschine, die denken kann wie ein Mensch – oder besser. Nun scheint eine solche Allgemeine Künstliche Intelligenz in greifbarer Nähe. Eine Bestandsaufnahme.

Wolfgang Stieler

Es gibt Geschichten, die kann man sich nicht ausdenken. Diese geht so: Elon Musk verklagte OpenAI, um den Konzern zu zwingen, seine zukünftigen Forschungsergebnisse offenzulegen. Denn OpenAI sei schließlich ursprünglich – unter anderem von ihm – gegründet worden, um eine Allgemeine Künstliche Intelligenz (AGI) zu entwickeln, die dem Wohl der gesamten Menschheit dienen solle. Spätestens mit GPT-4 habe OpenAI dieses Ziel bereits erreicht, argumentiert Musk. Und statt diesen technischen Fortschritt mit der Welt zu teilen, vermarktet OpenAI ihn jetzt gewinnbringend an Microsoft.

Es gibt Menschen, die halten Elon Musk für ein großes Kind, das mit unglaublich viel Geld um sich wirft, um seine Fantasien auszuleben. Andere halten ihn für einen genialen technischen Visionär. Welche der beiden Fraktionen auch recht haben mag – Fakt ist, dass Musk durchaus nicht der einzige Vertreter dieser These ist. Blaise Agüera y Arcas von Google Research und Peter Norvig von der Stanford University beispielsweise haben in einem Aufsatz für die Zeitschrift Noema (heise.de/s/4rrAL) 2023 ähnlich argumentiert. Sie schrieben, dass große Sprachmodelle eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben lösen sowie aus dem Kontext heraus und mit wenigen Beispielen neue Fähigkeiten lernen könnten. Beides setze menschenähnliche Intelligenz voraus.