Canon EOS R3 gegen Nikon Z 9: Profi-Spiegellose im Labor- und Praxistest

Duell der Profis: Die neuen spiegellosen Topmodelle wollen die etablierten Profi-DSLRs ablösen. Wo Canon EOS R3 und Nikon Z 9 überzeugen und wo sie schwächeln.

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Lesezeit: 22 Min.
Von
  • Christine Bruns
Inhaltsverzeichnis

Sie sind die absoluten Profimodelle und wollen auch nicht anders gesehen werden – die Canon EOS R3 und die Nikon Z 9. Sport und Wildlife, Veranstaltungen und Reportagen sind ihr Metier, sowohl im Foto- als auch im Videobereich. Die spiegellosen Profikameras treten damit gegen ihre jeweiligen Vorgängerinnen mit Spiegel an, sowie gegen Sonys Spitzenmodell. Die Canon EOS-1D X III, die Nikon D6 und die Sony A9 II sind bereits bewährte Kameras. Die Neulinge setzen daher auf deren Erfahrung sowie einige technische Neuerungen, um Geschwindigkeit, Performance und Bedienung zu optimieren.

Hintergrund: Die richtige Fotoausrüstung

Beide Kameras kommen wie bereits die Sony A9 II mit einem "stacked BSI-Sensor", den ihre Spiegelreflexvorgängerinnen noch nicht besaßen. Diese Sensoren werden intern so verdrahtet, dass die belichtete Fläche nicht durch Verbindungen eingeschränkt wird und mehr Licht einsammelt. "Stacked" bedeutet, dass an dem Chip zudem ein Speicher angebracht ist, um Bilddaten schneller auslesen zu können. Bei der Auflösung verfolgen Nikon und Canon dagegen unterschiedliche Konzepte. Nikon setzt auf Pixel, Canon auf Geschwindigkeit und Lichtstärke.

Nikons Z 9 nutzt ihre 45,7 Megapixel für detailreiche Bilder bei Serienbildgeschwindigkeiten von 20 Bildern pro Sekunde (Raw und JPEG). Die Canon EOS R3 kommt sogar auf 30 Bilder pro Sekunde (Raw und JPEG) mit elektronischem Verschluss, liefert dabei allerdings eine geringere Auflösung von 24 Megapixeln. Der mechanische Verschluss bietet noch zwölf Bilder pro Sekunde. Die Sony-Konkurrenz brachte eine Serienbildgeschwindigkeit von 20 Bildern pro Sekunde bei 24 Megapixeln mit.

Der Dual-Pixel-Autofokus der Canon-Kamera ermöglicht es, jedes Pixel als Phasenautofokus-Messpunkt zu nutzen. Canon gibt jedoch "nur" 4779 Messpunkte an, immerhin rund 900 mehr, als die EOS-1D X III auf dem Sensor mitbrachte. Nikon verteilt knapp 500 Autofokus-Messfelder über die Sensorfläche. Die Vorgängerin D6 arbeitete noch ganz ohne Sensormessung, dafür mit 105 Kreuzsensoren auf einem gesonderten Autofokus-Chip.

Die neuen Sensoren erlauben es, durch die hohe Auslesegeschwindigkeit nur mit elektronischem Verschluss zu arbeiten. Sie haben den Rolling-Shutter-Effekt, bei dem gerade Linien zu Kurven werden können, quasi eliminiert. Daher verzichtet Nikon gleich ganz auf den mechanischen Verschluss. Die Kameras bieten, wie bereits die Sony A9 II, sehr kurze Auslösezeiten von 1/32.000 Sekunde beziehungsweise 1/64.000 Sekunde (Canon) und können zudem vollkommen lautlos fotografieren. Dazu wurde die Blitzsynchronisation mit dem elektronischen Shutter ermöglicht.

Damit die hohen Geschwindigkeiten auch genutzt werden können, setzen beide Hersteller auf CFexpress-Karten Typ B (alternativ bei Nikon noch XQD-Karten in den gleichen Slots möglich). Nikon nutzt gleich beide Kartenslots dafür, Canon unterstützt im zweiten Slot eine SD-Karte. Neue, verlustfrei komprimierte Raw-Formate sollen die Datenübertragung zusätzlich beschleunigen und dabei Speicherplatz sparen.

Beide Hersteller haben zudem ihren Autofokus (AF) mit selbstlernender künstlicher Intelligenz trainiert. Neben Menschen in verschiedensten Bewegungssituationen können beide Kameras Fahrzeuge und Motorräder erkennen, dazu Tiere und Vögel inklusive deren Augen. Canon gibt an, dass die Software speziell Helme wie die bei der Formel 1 oder beim Motorradfahren erkennt. Bei beiden Modellen funktioniert der Autofokus entsprechend auch bei Videoaufnahmen.

Dazu bieten beide noch einige Sonderfunktionen, wie den augengesteuerten Autofokus der R3, die beleuchteten Tasten der Z 9 oder den optionalen Sensorschutz beim Objektivwechsel, den beide Kameras besitzen. Er erfüllt eine ähnliche Schutzfunktion wie zuvor der Klappspiegel.

Beide Kameras bringen eine Zugentlastung für Kabel mit, die sich seitlich befestigen lässt.

Sowohl die Nikon Z 9 als auch die Canon EOS R3 bieten einen eingebauten Sensorschutz.

Die beiden spiegellosen Profis sind gegenüber ihrer jeweiligen DSLR-Vorgängerin etwas kleiner und leichter. Dennoch liegen sie dank ihrer tiefen Handgriffe sicher und stabil in der Hand. Die wichtigsten Bedienelemente wurden wie gewohnt als Duplikate für das Hochformat angebracht. Die Canon EOS R3 orientiert sich bei der Anordnung der Bedienelemente sehr an der EOS-1D X Mark III. Die bei dieser vorhandenen Digitalanzeige unter dem Display fehlt. Nikon ordnet Buttons und Räder analog zu denen anderer Z-Modelle wie beispielsweise der Z 7 II an. Wer vorher mit einer D6 fotografiert hat, muss sich etwas umstellen.

Die Rückseite der Canon EOS R3 ist eng an den die der EOS-1D X Mark III angelehnt.

Das Menü der EOS R3 erlaubt noch einige Feineinstellungen des Tracking-Autofokus.

Sowohl Canon als auch Nikon liefern die neuen Kameramodelle mit beweglichen Touchdisplays aus. Was bisher fast undenkbar war, um unnötige Beschädigungen und Verschmutzungen zu vermeiden, ist nun nach Angabe der Hersteller auf Wunsch vieler Kunden Realität. Canon setzt auf die bekannte schwenk- und drehbare Variante, wobei das Display zum Schutz nach innen eingeklappt werden kann. Das Display der Nikon Z 9 lässt sich in vier verschiedene Richtungen klappen. Sowohl im Hoch- als auch im Querformat kann es dabei 90 Grad zum Boden stehen. Die Metallkonstruktion scheint robust und filigran zugleich, da sie aus vielen Elementen besteht. Hier wird die Zeit zeigen, wie anfällig die Bewegungsmechanismen für Beschädigungen sind.

Den Fokuspunkt können Fotografinnen und Fotografen sowohl über das Touchdisplay als auch über einen Joystick verschieben. Canon bietet daneben noch einen optischen Sensor an, der von anderen Modellen der R-Reihe bereits bekannt ist und zudem die schon erwähnte Augen-Steuerung.

Beide Kameras besitzen ein Menü zur Auswahl der speziellen Motivverfolgung.

Im Menü für die Wahl des Autofokusfelds der Nikon Z 9 findet sich die Einstellung 3D-Tracking, die sich für weitläufige, unvorhersehbare Bewegungen anbietet.

Die elektronischen Sucher beider Kameras waren angenehm hell, groß und verzögerungsfrei. Die Farbwiedergabe wirkt natürlich. Die Canon EOS R3 bietet mit 5,76 Megapixeln (1600 × 1200 Bildpunkte) eine höhere Auflösung als die Nikon Z 9 mit 3,69 Megapixeln (1280 × 960 Bildpunkte). Schnelle Bildwiederholraten von 60 Bildern pro Sekunde (Nikon) beziehungsweise bis zu 120 Bildern pro Sekunde (Canon) wollen einen flüssigen Bildlauf garantieren. Bei sehr schnellen Schwenks entstanden bei unserem Test zwar verschwommene Bilder, bei den Praxisaufnahmen fiel der Effekt jedoch nicht auf. Bei gleicher Brennweite war er bei der Nikon Z 9 etwas stärker als bei der Canon EOS R3.

Wie erwartet, können bei beiden Kameras Tasten, Räder und auch das Q- beziehungsweise das i-Menü an die Bedürfnisse des Fotografen angepasst werden. Und natürlich sind beide Modelle wetterfest. Die Akkus können in dem beiliegenden Ladegerät oder direkt in der Kamera geladen werden. Die Haltbarkeit liegt dabei am Nutzerverhalten. Häufiges Aus- und Einschalten der Kamera, Bilder per Live-view ansehen, viele Einzelbilder und so weiter, verkürzen die Akkulaufzeit. Nach dem Standard des japanischen Kameraverbands (CIPA) schafft die Canon EOS R3 860 Aufnahmen mit einer Akkuladung, die Nikon Z 9 740 Aufnahmen. Das ist deutlich unter den Werten der gleichwertigen Spiegelreflexmodelle. Wer mit vielen Serien und nur mit dem Sucher arbeitet, nimmt mehr Bilder pro Akkuladung auf, dann sind auch mehrere tausende Fotos möglich.

Beide Profispiegellose verstehen sich als Hybridkameras, die einen Schwerpunkt auf Videografie setzen. Dafür werden moderne Standards für Fernsehen und Kino integriert. So zeichnet die Canon EOS R3 Videos mit einer Auflösung von bis zu 4K und 6K Raw auf, die Z 9 mit 4K und 8K. Zum Vergleich: Die Canon EOS R5 zeichnet bereits in 8K Raw (Sensor mit 45 Megapixeln) auf, Nikon möchte die Raw-Aufzeichnung bei der Z 9 das erste Mal mit einem Update im Sommer 2022 integrieren. In manchen Formaten können Einzelbilder aus den Videos extrahiert werden, damit der Videograf seinem Kunden zu den Bewegtbildern auch Fotos anbieten kann. High-Speed-Aufnahmen erlauben beide Kameras bei 4K mit 100 und 120 Bildern pro Sekunde. Für Canon ist das keine Neuerung, die EOS R5 brachte das gleiche Feature mit, und Nikons Z 7II erlaubt 120p zumindest bei Full HD. Beide Hersteller integrieren Kompressionsalgorithmen, bei denen auch mit 12 Bit (Canon) oder 10 Bit (Nikon) aufgezeichnet werden kann, dazu kommen optimierte Nachbearbeitungsmöglichkeiten, besonders hinsichtlich der Farben. Auch die Länge der Aufnahmen wurde bei beiden Kameras deutlich verbessert. Nikon bietet Videos bis 125 Minuten, Canon sogar bis zu sechs Stunden an. Bisher waren die Aufnahmen aufgrund eines EU-Gesetzes auf 30 Minuten begrenzt. Insgesamt fanden wir die Videomenüs bei der Z 9 einfacher zu handhaben und übersichtlicher zu nutzen als die der EOS R3.

Beide Kameras verfügen über ein eingebautes GPS. So können Bilder mit den Geo-Koordinaten der Aufnahmestelle versehen werden. WLAN und (Low Energy) Bluetooth erlauben die Verbindung zum Smartphone, Tablet und PC. Der Fotograf kann die Kameras dadurch fernsteuern oder Bilder noch während der Aufnahme übertragen. Der Versand von Bildern oder ein Upload, zum Beispiel auf Social-Media-Kanäle, ist so mit wenig Zeitverzug möglich. Auch LAN steht in beiden Modellen mit 1000BASE-T zur Verfügung. Die Canon EOS R3 erlaubt es zudem, Netzwerkeinstellungen der EOS-1D X III per Karte mit der R3 auszutauschen.

Der augengesteuerte Autofokus ist eine der Neuerungen, die die Canon EOS R3 mitbringt. Er ist angelehnt an die Funktion, die einige analoge Canon-Kameras wie die EOS 3 und EOS 5 besaßen. Allerdings wurde er mit modernen Sensoren in höherer Anzahl als der Vorgänger ausgestattet.

Anfangs benötigt die Augen-Steuerung eine Kalibrierung, die man im Menü unter dem Werkzeugschlüssel und der Nummer vier findet. Sechs freie Speicherplätze sind für die Kalibrierung unter unterschiedlichen Bedingungen vorgesehen. Dabei wird der Fotograf durch ein kleines Programm geführt, bei dem er verschiedene Punkte fokussieren muss. Diese Kalibrierung kann durch Wiederholung bei gleicher und unterschiedlichen Lichtsituationen verfeinert werden. In unserem Test waren mehrere Wiederholungen nötig. Dazu fiel auf, dass es zwingend notwendig ist, darauf zu achten, dass die Kamera exakt so gehalten wird wie in der Aufnahmesituation. Sitzt das Auge etwas verschoben vor dem Sucher, weil man die Kalibrierung unter anderen Bedingungen vornimmt, funktioniert der augengesteuerte Autofokus im Anschluss nicht zielgenau. Wird die Kalibrierung aber korrekt vorgenommen, erweist er sich als echte Hilfe beim schnellen Motivwechsel. Er zeigt sich in einem (farblich anpassbaren) Kreis mit Punkt in der Mitte, der sich mit dem Blick über das sichtbare Bildfeld bewegt. Per Tastendruck, beispielsweise beim halben Andrücken des Auslösers (einstellbar), wird der anvisierte Punkt als Fokuspunkt gesetzt und beim Tracking-Modus als zu verfolgendes Objekt angenommen.

Dennoch ist der Augenautofokus nicht für jeden geeignet. Verspiegelte Brillen und Gleitsichtgläser, sowie manche Kontaktlinsen können die Sensoren irritieren und die Funktion für die Träger unbrauchbar machen. Bis zu einem gewissen Grad mag der Dioptrienausgleich im Sucher helfen.

Im Labor zeigen beide Kameras gute bis sehr gute Leistungen. Insgesamt schneidet die Canon EOS R3 etwas besser ab, was in dieser Hinsicht vor allem an den größeren Pixeln bei gleichen Sensormaßen liegt. Größere Pixel sammeln unter denselben Bedingungen mehr Licht, rauschen deswegen erst bei höheren ISO-Werten als kleinere Pixel und zeigen einen etwas größeren Dynamikumfang.

Gut zu sehen war dies beim Visual Noise (VN). Er bezeichnet das subjektiv wahrnehmbare Rauschen. Werte bis 0,8 stehen dabei für weitgehende Rauschfreiheit, Werte bis zwei für einen geringen, Werte bis drei für einen mäßig und Werte über drei für einen deutlich störenden Rauscheindruck. Bei ISO 100 startet die R3 mit einem sehr guten VN von 0,8, die Z 9 ist jedoch mit 1,0 nicht wesentlich schlechter. Bei den höheren ISO-Werten werden die Unterschiede etwas deutlicher, so messen wir bei ISO 3200 für die R3 1,2, die Z 9 springt hier schon auf 2,0. Das Canon-Modell überschreitet die Zweiergrenze erst bei ISO 25.600, dort messen wir für die Nikon-Konkurrenz bereits einen Wert von 3,7.

Der Dynamikumfang der Nikon hält sich zwischen ISO 100 und ISO 1600 stabil auf 10,2 Blendenstufen und fällt dann langsam ab. Die Canon startet mit 12,4 Blendenstufen bei ISO 100, schwankt dann bis ISO 25.600 zwischen Werten von 11 bis 10,3 Blendenstufen und fällt dann ab.

Um die zentrale Auflösung in Linienpaaren pro Bildhöhe zu bestimmen, werden die Pixelreihen auf sich abwechselnde schwarze und weiße Linien reduziert und paarweise verstanden. Deren Anzahl ist durch die unterschiedliche Sensorauflösung bei den beiden Kameras deutlich unterschiedlich. Die Canon EOS R3 mit 24 Megapixeln besitzt 2000 Linienpaare pro Bildhöhe, die Nikon Z 9 auf der gleichen Bildhöhe 2752 Linienpaare, die somit deutlich feiner sind. Bei der Auflösungsmessung erreichen beide Kameras zentral 100 Prozent zwischen ISO 100 und ISO 800. Nikons Z 9 schafft bis ISO 3200 Werte über 90 Prozent. Bis ISO 25.600 geht der Wert auf 80 Prozent der maximalen Auflösung zurück. Die R3 hält die 100 Prozent bis ISO 6400 und fällt bis ISO 51.200 auf 80 Prozent zurück.

Sowohl die Canon EOS R3 als auch die Nikon Z 9 liefern an unserer c’t Testszene bei ISO 100 sehr klare, detailreiche Aufnahmen mit einer sehr guten Plastizität. Beide Kameras behalten eine sehr gute Bildqualität bis ISO 800 bei, dann werden die Qualitätseinbußen in der 100-Prozent-Ansicht am Bildschirm sichtbar. Die ISO-Artefakte fallen ab ISO 1600 bei der Z 9 stärker auf als bei der R3. Grund dafür ist unter anderem die höhere Vergrößerung aufgrund der größeren Pixelanzahl auf dem Sensor. Bringt man die Aufnahmen beider Kameras nicht auf die gleiche Vergrößerung, sondern auf die gleiche Bildgröße, zeigt die Z 9 noch feinere Details als die R3. Deren Aufnahmen wirken jedoch leichter und plastischer.

Der Bildausschnitt der Nachtaufnahme der Z 9 zeigt zwar bei ISO 8000 Artefakte und flächige Strukturen, die Artefakte sind jedoch weniger sichtbar als bei der c’t Testszene. Nikon Z 9 | 105 mm | ISO 8000 | f/2.8 | 1/200 s

Bei ISO 6400 liegt die visuelle Bildqualität der R3 deutlich vor der der Z 9, denn diese zeigte in unserem Test bei den hohen ISO-Zahlen ein stark Artefakt-behaftetes Rauschen. Es erinnert an eine Schraffur aus kurzen vertikalen und horizontalen Strichen. Dadurch wirken die Bilder, als läge ein leichter Grauschleier über den Motiven, der ihnen die Brillanz nimmt. In nächtlichen Praxisaufnahmen fiel der Effekt jedoch nicht so stark auf wie im Testlabor. Auch die R3 zeigt Rauschen, jedoch sehr weich und gefälliger. Die Bilder behalten so selbst mit steigendem ISO einen plastischen, natürlichen Eindruck. Dennoch fällt auch bei der R3 ab ISO 6400 die Bildqualität sichtbar ab. Ab ISO 12.800 wirken Muster künstlich und flach, die Plastizität geht zurück. Klare Linienstrukturen wie bei der Platine sind aber auch bei ISO 51.200 noch recht gut zu erkennen.

Für den Praxistest haben wir verschiedene Szenarien aufgenommen. Dazu gehörten Jogger, tobende Hunde, Enten und Hühner, fahrende Autos und ein Parcours-Läufer. Wir haben die Treffsicherheit des Autofokus untersucht, seine Verfolgungsgenauigkeit während der Bewegungsabläufe, ob er das Objekt trotz Hindernissen weiterverfolgt und wie sich Hindernisse auf die Schärfe auswirken.

Das Bild der Nikon zeigt mehr Rauschen, als das der Canon. Dieses zeigt zwar kein Rauschen, wirkt dafür flacher und geglättet.Canon EOS R3 | 85 mm | ISO 3200 | f/3.2 | 1/500 s

Der schnelle Sprint lies sich aufgrund des regnerischen Wetters bei relativ niederer ISO nur mit geöffneter Blende fotografieren. Nikon Z 9 | 120 mm | ISO 2500 | f/2.8 | 1/500 s

Für das erste Szenario mit dem Auto suchten wir uns eine Strecke aus, die von einer Geraden in eine 90-Grad-Kurve mit anschließender Gerade überging. Beide Kameras wurden auf Brennweiten von 85 beziehungsweise 90 Millimetern eingestellt. Sowohl die EOS R3 als auch die Z 9 erfassten das Auto selbst auf eine Entfernung von rund 200 Metern schnell und scharf. Die Kontraste der R3 waren etwas abgeflacht, durch die höhere Auflösung zeigen die Bilder der Z 9 mehr Details und wirken so beim Heranzoomen schärfer. Das Verfolgen des Fahrzeugs funktionierte mit beiden Kameras sehr gut, lediglich in den Randbereichen des Sensors verlor die Z 9 das Vorderteil des Autos aus dem Fokus, jedoch nicht das Fahrzeug selbst. Das schaffte die R3 besser. Das Um-die-Kurve-Fahren führte bei beiden Kameras zu Fokussprüngen zwischen Vorder- und Hinterteil des Autos. Im zweiten Teil des Szenarios fuhr das Fahrzeug hinter einer kleinen Reihe von Bäumen und Büschen entlang. Mit der Einstellung "Hindernisse ignorieren", gelang der Canon R3 die Verfolgung dennoch nur mau, die Schärfe hielt sie nicht. Sie fand das Fahrzeug am Ende der Buschreihe zwar wieder, tat sich aber schwer, die Schärfe wiederzufinden. Die Nikon konnte das Fahrzeug anhand des Autofokus-Felds klar verfolgen, doch auch sie verlor die Schärfe des Motivs. Schneller als die R3 stellte sie die Schärfe des Autos wieder her.

Die Canon EOS R3 schafft es, unser Hundemotiv auch zwischen den anderen Hunden gut zu verfolgen. Dennoch gelang dies nicht immer.

Der Tieraugenautofokus der Nikon Z 9 funktioniert sehr gut.

Der Tierautofokus beider Kameras funktionierte in unserem Test überwiegend gut. Die Augen wurden meist erkannt, auch bei sich kreuzenden Tieren hielten beide Kameras meist gut am Motiv fest. Die Schärfe litt zum Teil darunter. Gelegentlich verloren Sie das Tier beim Kreuzen. Die R3 fand ihr Motiv auch dann, wenn es mit Eintritt ins Bildfeld defokussiert war, insgesamt schien die Z 9 ein Tier dennoch schneller zu erfassen. Sie tat sich jedoch bei größeren Entfernungen im Garten (hier 10 bis 15 Meter) schwerer als die R3. Schnelle Verfolgungsjagden oder Kunststücke forderten die Kameras heraus. Meist hielten Sie den Fokus zwar auf dem Tier, er konnte aber vom Kopf zum Hinterteil springen. Insgesamt erhielten wir bei der Z 9 mehr scharfe Kopfbilder als bei der R3.

Die Jogger verfolgten beide Kameras ab einer bestimmten Mindestgröße im Bild problemlos und scharf im Gesicht, sowohl im Vorbeilaufen als auch beim Auf-die-Kamera-Zulaufen. Mit den schnelleren und weniger berechenbaren Bewegungen des Parcours-Läufers, den wir aus verschiedenen Perspektiven aufnahmen, taten sich die Kameras schwerer. Sie verfolgten jedoch zumeist die Person selbst und konnten sowohl Kopf sowie Augen zuverlässig erkennen. Die Nikon Z 9 ließ sich von einem dominanten Geländer zeitweise ablenken. Das winterlich nass-kalte Wetter erforderte hohe ISO-Zahlen oder weit offene Blenden, da die Belichtungszeit für die schnelle Sportart mindestens 1/500 Sekunde betrug. Hohe ISO-Werte von 8000 und mehr sorgten dafür, dass der Bildeindruck an Plastizität einbüßte und die knackige Schärfe fehlte besonders im Gesicht des Sportlers. Eine weit offene Blende von f/2.8 und mehr funktionierte besser. Doch die geringe Schärfentiefe sorgte zwischendrin immer wieder dafür, dass das Gesicht aus dem Fokus geriet und dafür andere Regionen schärfer abgebildet wurden, beispielsweise die Schuhe. Dabei blieb das Autofokusfeld im Sucher sowohl bei der R3 als auch bei der Z 9 trotzdem auf dem Gesicht unseres Models haften. Aus diesen Serien erhielten wir scharfe, actiongeladene Bilder. Nicht jedes Motiv war jedoch brauchbar. Zum Teil hätten noch kürzere Belichtungszeiten geholfen, um leichte Bewegungsunschärfen zu reduzieren. Dies hätte jedoch wieder höhere ISO-Werte erfordert. Zum Teil hatte das Model die Augen zu oder der knappe Schärfenbereich der Offenblende reichte nicht aus.

Sowohl die Canon EOS R3 als auch die Nikon Z 9 lieferten in unserem Test eine sehr gute, allerdings keine perfekte Leistung bei der Bildverfolgung. Gleiches galt auch schon für die noch mit Spiegel arbeitenden Vorgängermodelle. Dennoch ist es erstaunlich, wie viele unterschiedliche Situationen die Kameras inzwischen meistern können. Sind sie richtig konfiguriert und die Bedienung vertraut, dann kann sich der Fotograf mit wenigen Korrekturen hinsichtlich der Belichtung voll und ganz auf das Motiv und den Bildausschnitt konzentrieren. Die wesentliche Denkarbeit geschieht in der Vorbereitung der Aufnahmen je nach Anforderung.

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Die Nikon Z 9 klebte etwas besser am Motiv als die Canon EOS R3 und fand in vielen Situationen auch schneller zur Schärfe zurück, wenn diese verloren ging. Die R3 machte dafür im Testlabor und vor allem bei hohen ISO-Zahlen eine bessere Figur. Beide Kameras sind gut zu bedienen und erlauben Fotografen viele Konfigurationen. Auch preislich liegen sie gleichauf. Mit 6000 Euro sind sie sogar günstiger als ihre Vorgängerinnen zur Markteinführung.

Wesentliche Punkte bei der Kaufentscheidung der Profis werden die Auflösung, die Performance bei hohen ISO-Werten, schnelle Übertragungsgeschwindigkeiten per Netzwerk zum Kunden und natürlich die Kompatibilität mit bereits vorhandenem Equipment sein. Porträt- und Landschaftsfotografen dürften eher zu einer höheren Pixelauflösung greifen. Einen Systemwechsel benötigt dies nicht. Canon bietet beispielsweise alternativ zu EOS R3 die EOS R5 mit 45 Megapixeln und 20 Bildern pro Sekunde an, die bereits für 4500 Euro zu haben ist. Auch Nikon hat Alternativen im Sortiment. Die Z 7 II bietet die gleiche Auflösung wie die Z 9, ist allerdings bei den Bildserien noch mit einem manuellen Verschluss und zehn Bildern pro Sekunde unterwegs. Dafür liegt der Preis mit 3400 Euro auch deutlich unter dem Niveau der größeren Schwester. Zwar fehlen den Modellen, die eine Hierarchiestufe unter den Sportprofis stehen, viele Übertragungsmöglichkeiten für Bilder, sie sind in den genannten Bereichen jedoch nicht erforderlich.

So liegt die jeweilige Zielgruppe der Käufer hauptsächlich bei den Fotografen, die aktuell noch mit den Profi-Spiegelreflexmodellen der eigenen Marke arbeiten. Hier sind bereits adaptierbare Objektive vorhanden, was Kosten spart. Die Bedienung ist vertraut und damit schnell anwendbar. Ob das jedoch für einen nahtlosen Umstieg auf die neue Kameralinie genügt, bleibt abzuwarten, denn auch Profifotografen schauen auf ihren Geldbeutel und meist ist die Reparatur eines defekten Teils günstiger als der Neukauf einer Profikamera.

Testbilder unter https://foto-download.heise.de/df2202

Technische Daten im Vergleich
Modell Canon EOS R3 Nikon Z 9 Canon EOS-1D X Mark III Nikon D6 Sony a9 II
Kameraklasse Spiegellose Systemkamera Spiegellose Systemkamera Spiegelreflexkamera Spiegelreflexkamera Spiegellose Systemkamera
Preis (UVP / Straße) 6000 € / 6000 € 6000 € / 6000 € 7300 € / 7300 € 7300 € / 7300 € 5400 € / 5400 €
Bildsensor
Sensorgröße Vollformat / 36 mm × 24 mm Vollformat / 36 mm × 24 mm Vollformat / 36 mm × 24 mm Vollformat / 36 mm × 24 mm Vollformat / 36 mm × 24 mm
Sensortyp BSI-CMOS (Dual Pixel) BSI-CMOS CMOS CMOS CMOS
Sensorauflösung 6000 × 4000 8256 × 5504 5472 × 3648 5568 × 3128 6000 × 3376
Megapixel (effektiv) 24 45,7 20,1 20,8 24,2
Pixelgröße 6 µm 4,4µm 6,6 µm 6,5 µm 5,9 µm
Lichtempfindlichkeit ISO 100 - 102.400 (erweiterbar auf ISO 50 - 204.400) ISO 64 - 25.600 (erweiterbar auf ISO 32 - 102.400) ISO 100 - 102.400 (erweiterbar auf ISO 50 - 819.200) ISO 100 - 102.400 (erweiterbar auf ISO 50 - 3.280.000) ISO 100 - 51.200 (erweiterbar auf ISO 50 - 204.800)
interne Bildstabilisierung ✓ (5 Achsen) ✓ (5 Achsen) - - ✓ (5 Achsen)
Autofokus und Fotofunktionen
Autofokustyp Hybrid-AF (Phasen- und Kontrasterkennung) Hybrid-AF (Phasen- und Kontrasterkennung) Phasenvergleich (Sucher) / Hybrid (LiveView) Phasenvergleich (Sucher) / Hybrid (Lifeview) Hybrid-AF (Phasen- und Kontrasterkennung)
AF-Messfelder 4779 493 191 (155 Kreuzsensoren) / 3869 105 (105 Kreuzsensoren) 693 (693 Phasenvergleich, 425 Kontrastmessung)
kürzeste / längste Verschlusszeit 1/64.000 (elektr.) - 30 s / Bulb 1/32.000 (elektr.) - 30 s / Bulb 1/8000 s -30 s / Bulb 1/8000 s - 30 s / Bulb 1/8000 s - 30 s (mech.), 1/32.000 s - 30 s (elekt.) / (Bulb)
Serienbildrate / Raw in Folge 30 B/s / 540 JPEG oder 150 Raws 20 B/s / ca. 1000 16 B/s / >1000 14 B/s / k.A. 20 B/s / 239
Video
Videoformat MOV, MP4 MOV, MP4 MP4 MOV, MPEG-4 XAVC S
Videokomprimierung H.265/AVC (variabel), MPEG4 H.264/AVC (variabel), CRM (12 Bit) Apple ProRes 422 HQ (10 Bit), H.265/HEVC (8 Bit/10 Bit), H.264/AVC (8 Bit) MPEG-4 H.264/AVC MPEG-4 H.264/AVC MPEG-4 H.264/AVC
Maximale Auflösung 6000 × 3164 (60p) 7680 × 4320 (30p) 5472 × 2886 (50p) 3840 × 2160 (30p) 3840 × 2160 (30p)
Sucher und Display
Suchertyp / Vergrößerung OLED / 0,76x OLED / 0,8x Dachkantprisma / 0,76x Pentaprisma / 0,72x OLED / 0,78x
Sucherauflösung 5,76 MP 3,69 MP analog analog 3,69 Megapixel
Displaytyp / Diagonale LCD / 8,0 cm (3,2") LCD / 8,0 cm (3,2") LCD / 8,0 cm (3,2") LCD / 8,1 cm (3,2") LCD / 7,6 cm (3,0")
Displayauflösung 4,15 Megapixel (1440 × 960) 2,10 Megapixel (1024 × 683) 2,10 Megapixel (1024 × 683) 2,36 Megapixel (1024 × 768) 1,44 Megapixel (849 × 566)
beweglich / Touch ✓/✓ ✓/✓ - / ✓ - / ✓ ✓ / ✓
Akku und Speicher
Speichertyp Cfexpress Type B / SD (HC/XC, UHS-II) Cfexpress Type B oder XQD CFexpress 1.0 Type B CFexpress 1.0 Type B oder XQD SD (HC/XC, UHS-II)
Speicherkarten-Slots 2 2 2 2 2
Akkutyp Li-Ion (LP-E19) Li-Ion (EN-EL18d (auch a bis c möglich) Li-Ion (LP-E19) Li-Ion (EN-EL18c) Li-Ion (NP-FZ100)
Akku-Kapazität / Aufnahmen 2700 mAh / 860 (620 LiveView) 3300 mAh / !!!k.A. 2700 mAh / 2850 (610 LiveView) 2500 mAh / !!!k.A. 2280 mA / 500 (690 Display)
Gehäuse und Anschlüsse
Gehäusematerial / wetterfest Magnesium und Polykarbonat mit Glasfaser / ✓ Magnesium / ✓ Magnesium / ✓ Magnesium / ✓ Magnesium / ✓
Objektiv-Bajonett / Cropfaktor Canon RF / 1 Nikon Z / 1 Canon EF / 1 Nikon F / 1 Sony E / 1
Bodymaße (B × H × T) 150 mm × 143 mm × 87 mm 150 mm × 149 mm × 91 mm 158 mm × 168 mm × 83 mm 163 mm × 160 mm × 92mm 129 mm × 96 mm × 78 mm
Gewicht (inkl. Akku u. Karten) 1015 g 1340 g 1440 g 1450 g 678 g
Anschlüsse USB 3.2 (Typ-C), HDMI, Mikrofon, Kopfhörer, LAN, Zubehör USB 3.2 (Typ-C), HDMI Typ A, Mikrofon, Kopfhörer, LAN, Zubehör USB 3.1 (Typ-C), HDMI Typ C, Mikrofon, Kopfhörer, LAN, Zubehör USB 3.0 (Typ-C), HDMI, Audio, Mikrofon, LAN, Zubehörschuh USB 3.2 (Typ-C), HDMI, Mikrofon, Kopfhörer, LAN, Zubehörschuh
Wireless IEEE802.11a/b/g/n/ac, Bluetooth 5.0, !!!GPS IEEE 802.11b/g/n/a/ac, Bluetooth 5.0, GPS WLAN 802.11b/g/n, Bluetooth 4.2, GPS WLAN 802.11a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.2 WLAN 802.111a/b/g/n/ac, NFC, Bluetooth 4.1

(ssi)