"Forza Motorsport" angespielt: Die pure Lust am Fahren​

Traumhafte Grafik, perfekte Steuerung. Die Rennsimulation "Forza Motorsport" findet die ideale Balance zwischen Zugänglichkeit und Anspruch.​

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(Bild: Microsoft)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Die "Forza"-Serie stand oft etwas im Schatten von "Gran Turismo", dem Urvater moderner Rennsimulationen. Spielerisch gab das Entwicklungsstudio Turn 10 aber schon immer mächtig Gas: nahezu perfektes Fahrgefühl, eindrucksvolle audiovisuelle Umsetzung und zugängliche Spielmodi. Während der erfolgreiche Ableger "Forza Horizon" sich immer mehr auf den Open-World-Spaß-Faktor konzentrierte, blieb "Motorsport" im Kern eine Rennsimulation. Daran hat sich auch im achten Teil "Forza Motorsport" nichts geändert.

Auf der Geraden bis 300 km/h beschleunigen, dann hart in die Bremsen, um die enge Kurve richtig zu nehmen und wieder Gas geben – die legendäre Rennstrecke von Le Mans ist ein Fest für Geschwindigkeitsfanatiker. An anderer Stelle mogeln wir uns an der Konkurrenz vorbei und versuchen die Ideallinie zu halten. Was einfacher wäre, wenn uns wahlweise Regen oder Sonnenstrahlen nicht die Sicht versperren würden. Bei Tempo 200 ist das mit unserem Lotus-Rennwagen ein wilder Ritt zwischen Kontrolle und Geschwindigkeitsrausch. Anders ausgedrückt: Ein Rennspiel, wie es sein soll.

"Forza Motorsport" angespielt (5 Bilder)

"Forza Motorsport": Ein Fest für Rennspielpuristen.​ (Bild: heise online)

"Forza Motorsport" ist wie die Vorgänger eine klassische Rennsimulation. Mit rund 500 Autos gilt es 20 unterschiedliche Rennstrecken in verschiedenen Rennserien zu meistern. Jeder Sieg und jede perfekt genommene Kurve oder jedes erfolgreiche Überholmanöver bescheren uns Erfahrungspunkte, die beim Tuning neue Möglichkeiten freischalten. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich nahezu beliebig anpassen. Freunde ruppiger Arcade-Racer sind genauso willkommen wie beinharte Hobby-Rennfahrer, die jede Delle im Auto spüren wollen und ihre Rennstrategie auf Benzinverbrauch und Reifenverschleiß anpassen.

Rennspiele zählen zu den visuell eindrucksvollsten Vertretern der Spielewelt. "Forza Motorsport" macht da keine Ausnahme: Dank dynamischer Beleuchtung, detaillierten Fahrzeugdarstellungen und nicht zuletzt dank den wunderschön gestalteten Landschaften und den realistischen Wetterbedingungen ist das Spiel sowohl in der Windows- als auch in der Xbox-Version ein echter Hingucker.

Den Einstieg in das Rennfahrerleben bildet der "Karriere"-Modus. Auf fünf bis sechs Rennstrecken stellen sich die Fans der Computer-Konkurrenz. Stärke der Gegner oder Startplatz sind frei anpassbar und sorgen für zusätzliche Boni beim möglichen Renngewinn. Auf der höchsten Schwierigkeitsstufe mit realistischen Fahrbedingungen wie Fahrzeugschaden und abgeschalteter Rückspulfunktion sind die KI-Fahrer ein harter Brocken. Schließen die Spieler eine Serie auf den ersten drei Plätzen ab, geht es zur nächsten Serie. Schnell, geradlinig, übersichtlich.

Das ist aber nur der Anfang. Besonders die ersten fünf Serien stellen nur eine Art ausführliches Tutorial dar, in dem die Fahrer die unterschiedlichen Fahrzeugtypen und Strecken kennenlernen, bevor es danach an die Perfektion des Fahrstils geht. Jedes Fahrzeug, vom hochgetunten VW Golf bis zum Quasi-Rennboliden AMG ONE, steuert sich anders. Dazu bieten die Strecken individuelle Herausforderungen, egal ob es die Kurvenlage, Streckenlänge oder dynamische Wetterbedingungen sind. Perfektionisten können sich hier austoben, bis sie das perfekte Set-up für jede Rennsituation gefunden haben.

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Aber so gut das Fahrgefühl oder die Einstellmöglichkeiten sind – abseits des normalen Rennbetriebs sieht es düster aus. Wo in "Gran Turismo" oder teilweise sogar in den "Motorsport"- Vorgängern kleine Challenges etwas Abwechslung in das stressige Rennfahrer-Leben gebracht haben, konzentriert sich das Reboot ganz auf herkömmliche Rennen. Das könnte auf Dauer der Marke einige Fans kosten – unabhängig davon, ob der enthaltene Multiplayer-Modus besonders treue Spieler binden kann oder nicht.

"Forza Motorsport" ist in erster Linie ein Fest für Renn-Puristen. Und im Vergleich zur "Horizon"-Rennreihe betont schlicht. Es muss ja nicht gleich das Marktgeschrei eines "Forza Horizon" sein, aber selbst das rührselige "Gran Turismo 7" hat in Sachen Präsentation und Abwechslung mehr zu bieten als das spielerisch überzeugende, aber etwas biedere "Forza Motorsport".

Mit einem nahezu perfekten Fahrgefühl und einer liebevoll-detailreichen audiovisuellen Umsetzung rast "Forza Motorsport" ins Herz puristischer Rennsportfans, denen das übliche Bling-Bling der Konkurrenz zu übertrieben ist. Im Reboot dreht sich alles nur um den Sport. Selbst in dieser im Vergleich zur Konkurrenz abgespeckten Rennsimulation steckt enorm viel Spielspaß für Genre-Neueinsteiger oder erfahrene "Forza"-Profis, die an der Ideallinie basteln wollen.

Schade, dass Turn 10 und Publisher Microsoft das Reboot ein bisschen dünn auf den Markt werden. Da mag das Fahrgefühl noch so toll sein und der Nervenkitzel bei Multiplayer-Duellen noch so hoch sein – zwischen "Forza Motorsport" und der allmächtigen Konkurrenz von "Gran Turismo" klaffen vom Spielinhalt her noch einige Lücken. Mal sehen, ob Turn 10 das Spiel in den kommenden Monaten mit weiteren Inhalten am Leben erhält.

Eine Besonderheit: "Forza Motorsport" ist der erste vollständig für Blinde spielbare Rennsimulator. In Zusammenarbeit mit dem blinden Youtuber Brandon Cole, genannte "superblindman" baute Turn 10 einige Barrierefreiheitshilfen ein. So gibt es nicht nur einen Screenreader, der sämtliche Texte im Spiel vorliest, sondern auch Tonsignale für das Ankündigen von Kurven oder Bremszonen.

"Forza Motorsport erscheint am 10. Oktober exklusiv für Windows und Xbox Series. Es kostet ca. 80 € und ist kostenlos im Game Pass enthalten. USK ab 0. Für unser Angespielt haben wir mit der Windows- und der Xbox-Version Runden gedreht.

(dahe)