Motorola Defy Satellite Link im Test: Satelliten-Messaging für Smartphones

Mit dem Defy Satellite Link kann jedes iPhone und Android-Gerät eine Satellitenverbindung herstellen. Neben Notsignalen wird auch Messaging unterstützt.

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Motorola Defy Satellite Link in einer Hand gehalten

(Bild: Leonhard Becker)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Im Unterschied zu Apples Satellitendienst für iPhone 14 und iPhone 15 unterstützt Motorolas "Defy Satellite Link" neben Notsignalen und der Standortübermittlung auch Textnachrichten per Satellit. Ein eigenes Display hat das Gerät nicht, Nachrichten sendet und empfängt man mit einem per Bluetooth verbundenen iPhone oder Android-Telefon über eine spezielle App des Anbieters Bullitt.

Der Defy Satellite Link hat GPS mit an Bord und funktioniert auch ohne Smartphone. Dann lässt sich aber nur der Standort über die Check-in-Taste an eine vorher festgelegte Person oder per SOS-Taste an einen Dienstleister schicken, der Rettungsmaßnahmen koordiniert. Eine Sicherung hat die SOS-Taste nicht, das Notsignal wird erst durch mehrsekündiges Drücken ausgelöst. Beim Transport in Hosen- und Trikottaschen kam es bei uns zu keinem Fehlalarm.

Der Sender ist etwa halb so groß wie das kompakte iPhone 13 mini und macht sich mit einem Gewicht von 68 Gramm kaum bemerkbar. Eine integrierte Schlaufe erlaubt, ihn am Rucksack oder Gürtel zu befestigen. Die Zertifizierung IP68 verspricht Staub- und Wasserschutz. Die Abdeckung der USB-C-Ladebuchse baumelt an einem kurzlebig wirkenden Gummistück und öffnete sich im Test mehrfach ungewollt.

Die SOS-Taste kommt ohne Schutzverriegelung. Ein Notsignal wird erst nach mehrsekündigem Gedrückthalten abgesetzt.

(Bild: Leonhard Becker)

Bei freiem Blick auf den Himmel in Richtung Äquator kam die Satellitenverbindung meist umgehend zustande und blieb dann – am selben Ort verweilend – konstant bestehen. Die ständige Neuausrichtung zu einem gerade "sichtbaren" Satelliten – wie mit dem iPhone – ist nicht nötig, weil der Defy Satellite Link sich derzeit offenbar allein auf geostationäre Satelliten verlässt. Abgedeckt sind laut Anbieter Europa und die USA. Afrika, Australien, Japan und Südamerika sollen folgen.

Mit der integrierten Schlaufe lässt sich das Satellitengerät etwa am Rucksack anbringen.

(Bild: Leonhard Becker)

Im dichteren Wald oder in Schluchten dauerte der Verbindungsaufbau mit dem Defy Satellite Link sehr lang oder klappte teils gar nicht. Das war auch an Orten zu beobachten, an denen unser iPhone 14 nach oft mehrminütiger Wartezeit Kontakt zu einem von Apple genutzten Low-Earth-Orbit-Satelliten (LEO) von Globalstar herstellen konnte. Bullitt verweist darauf, dass eine freie Sicht zum Himmel für eine zuverlässige Verbindung benötigt wird – das ist bei anderen Satellitendiensten aber auch der Fall.

Auf mehrstündigen Touren in bewaldeten Gebieten mit dauerhafter Bluetooth-Verbindung zum iPhone leerte sich der Akku des Defy Satellite Link pro Stunde um rund 3 Prozentpunkte. Komplettes Vollladen per USB-C dauerte rund 100 Minuten. Bullitt hält sich offen, für den eigenen Dienst künftig ebenfalls auf LEO-Satelliten zurückzugreifen.

Motorola Defy Satellite Link (Satelliten-Notruf und Messaging)

Hersteller: Motorola // Maße: 86 × 62 ×  11 mm // Gewicht: 68 g // Lieferumfang: USB-C-Ladekabel // Systemanforderungen: iOS ab 14, Android ab 11 // Preis: 179 € (Jahresabo inklusive, dann ab 60 € pro Jahr)

Konfiguration und Messaging auf dem Smartphone erfordert die Bullitt-App. Falls der Empfänger einer Nachricht die Bullitt-App nicht installiert hat, wird die Mitteilung per SMS zugestellt, das ist sinnvoll. Um zu antworten, ist die Installation der App und das Anlegen eines Accounts mit der eigenen Telefonnummer erforderlich, das dürften die meisten Nutzer aber von anderen Messaging-Diensten sowieso gewohnt sein.

Von Bullitt-App zu Bullitt-App erfolgt die Kommunikation flexibel per Mobilfunk, WLAN oder Satellitenverbindung, je nach Verfügbarkeit. Auch per Satellit kamen neue Nachrichten innerhalb weniger Sekunden an. Die Satellitenkommunikation verbraucht das in Bytes abgerechnete Datenkontingent, das gilt für versendete wie empfangene Nachrichten. Ein Abo ist immer erforderlich.

Per Satellit übertragene Nachrichten markiert Bullitt in Orange.

Die Bedienoberfläche der Bullitt-App wirkt fremd auf dem iPhone, gängige Funktionen wie die Anpassung der Schriftgröße unterstützt sie nicht. In der deutschen Übersetzung stecken Fehler, manche Ansichten schließt man durch Drücken auf "Ablehnen", eine vorformulierte Mitteilungen lautet "Bitte holen Sie mich up". Nachrichten lassen sich erst verschicken, wenn man der App Zugriff auf das Adressbuch gibt. Das finden wir nicht längst mehr zeitgemäß.

Drückt man bei der App beide Augen zu, liefert der Defy Satellite Link (ab 133,63 €) als Nachrüstlösung einen soliden Einstieg in die Satellitenkommunikation, besonders in offenen Gebieten und oberhalb der Baumgrenze. Er punktet vor allem beim Preis: Das Basis-Abo ist billiger als bei bewährten Konkurrenten wie Garmin und damit nicht nur für Berufsabenteurer eine Option.

Im Kaufpreis von knapp 180 Euro ist das erste Abojahr enthalten, das bis zu 30 Satellitennachrichten im Monat abdeckt. Anschließend muss man für die Satellitenverbindung mindestens 60 Euro pro Jahr einkalkulieren. Aufpreis soll die bisher nur angekündigte Funktion kosten, den Standort automatisch in Intervallen an Kontakte zu übermitteln, sinnvoll etwa auf längeren Touren durch abgelegene Gebiete. Auch eine solche Option fehlt bislang bei Apples Satellitendienst.

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(lbe)