Netflix-Animationsserie "Arcane": Besser geht eine Videospielverfilmung nicht

"Arcane" spielt im Universum von "League of Legends", ist aber nicht nur für Fans des Videospiels empfehlenswert – der Serienstart ist rundum gelungen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen

"Arcane" erzählt, wie allerlei Einflüsse und eine Verkettung von Ereignissen Powder zu "Jinx" lassen werden. "Jinx" im Erwachsenenalter wird man erst in den späteren Folgen sehen.

(Bild: Riot Games)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das Spielestudio Riot Games schlägt den Weg des alten Blizzards ("World of Warcraft", "Starcraft") ein: Auf viele ansehnliche Spiele-Trailer und begleitende Videos für das MOBA-Spiel "League of Legends" folgt die erste große animierte Produktion – in diesem Fall kein Film, sondern eine Netflix-Serie. Während sich Blizzard beim Film "Warcraft: The Beginning" jedoch zögerlich an die Kinowelt herantastete und seitdem nichts mehr in die Richtung veröffentlicht hat, geht Riot mit "Arcane" all-in.

So hat Riot New York City mit Werbung zugepflastert, den Burj Khalifa in Dubai mit einem Trailer bestrahlt, Kooperationen mit den Battle-Royale-Shootern "Fortnite" und "PUBG Mobile" gestartet und einen Titelsong mit Imagine Dragons und JID produziert. Das Vertrauen in "Arcane" ist gerechtfertigt, denn der Auftakt könnte mit drei je rund 40 Minuten langen Folgen nicht besser sein. Sechs weitere Folgen erscheinen bis zum 20. November, die Produktion der Serie hat das Animationsstudio Fortiche übernommen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

"Arcane" spielt in der Stadt Piltover auf dem Runeterra-Kontinent Valoran. Die Rahmenbedingungen sind zunächst nicht sonderlich innovativ: Während es den Bewohnerinnen und Bewohnern der oberen Stadt Piltover prächtig geht, haben die sozial schwachen Schichten den Untergrund Zhaun aufgebaut. Zwischen den zwei Klassen lodert seit Jahren ein Konflikt, der in den ersten "Arcane"-Folgen nur von einem fragilen Waffenstillstand in Schach gehalten wird.

Untergrund ist in "Arcane" wörtlich zu nehmen: Nach Zhaun kommt man über Aufzüge, die unter Tage fahren.

(Bild: Riot Games)

Der Waffenstillstand existiert, weil beide Seiten – Piltover und Zhan – wissen, wie eine Eskalation des Konflikts aussieht. Als Serieneinleitung zeigt "Arcane" einen Rückblick in ein Gemetzel, das den Eltern der zwei Protagonistinnen Vi und Powder Jahre zuvor das Leben kostete. Der inoffizielle Untergrundchef Vander nimmt Vi und Powder daraufhin schlechten Gewissens bei sich auf, woraufhin die beiden erst einmal ein weitgehend unbeschwertes Leben führen. Jugendlicher Leichtsinn und festgefahrene Rollen innerhalb der Familie legen jedoch den Grundstein für einen wieder ausartenden Konflikt. Vi als ältere Schwester etwa sieht sich als Beschützerin, Powder fühlt sich dadurch eingeschränkt und zurückgelassen – und rebelliert.

"Arcane" dreht sich um die Beziehung der beiden Schwestern Vi und Powder – hier noch im Kindesalter.

(Bild: Riot Games / Netflix)

Schon in den ersten drei Folgen greift bei "Arcane" alles ineinander: Die eine oder andere Situation mag vorhersehbar sein, aber das immer auf eine nachvollziehbare, glaubhafte Art. "Arcane" gibt den Figuren Beweggründe, lässt sie sich weiterentwickeln, erzeugt Komplexität. Auch der Antagonist Silco ist keine Schwarz-Weiß-Persönlichkeit, sondern ein interessant geschriebener Strippenzieher, der für seine Leute wie eine Vaterfigur auftritt.

Der grafische Stil mag Geschmackssache sein, an den Animationen gibt es aber absolut nichts auszusetzen. Gepaart mit einer zumindest im englischen Original überzeugenden Sprachvertonung ergibt das ein starkes Gesamtpaket.

Dabei ist "Arcane" keineswegs eine Serie, die sich nur an junge Gamer und Zockerinnen richtet. In der Serie wird es düster, für offen ausgetragene Brutalität sind sich Riot und das Animationsstudio Fortiche nicht zu schade. Die Geschehnisse und die Stimmung ziehen auch Erwachsene in ihren Sog. Dabei muss man nicht einmal unbedingt das Fantasy-Genre mögen – die ersten drei Folgen halten sich mit Magie und fantastischen Gadgets noch zurück. Die Trailer zeigen jedoch, dass "Arcane" in den kommenden zwei Akten verstärkt in die Fantasy-Richtung gehen wird.

Vorerfahrung mit "League of Legends" braucht es nicht, um bei "Arcane" durchsteigen zu können. Hier und da gibt es Anspielungen und Easter Eggs, an vielen Stellen werden aber auch Spielerinnen und Spieler im Trüben gelassen. Denn "Arcane" erzählt auch die Geschichten, wie einige spielbare Charaktere (in "League of Legends" Champions genannt) an ihre Fertigkeiten gelangt sind, viele andere kennt man hingegen noch gar nicht.

Wer ein Netflix-Abo hat und Animationsserien nicht abgeneigt ist, sollte unbedingt in "Arcane" hereinschauen. Der erste Akt ist ein sehenswerter Einstieg in die Welt von Piltover und Zhaun, mit dem der Publisher Riot und das Animationsstudio Fortiche die Weichen für eine erfolgreiche Serie stellen. Von der Handlung über die Charakterentwicklung bis hin zu den Animationen, dem Soundtrack und der Vertonung gibt es beim ersten "Arcane"-Akt nichts zu meckern.

Der zweite Akt von "Arcane" erscheint am 13. November 2021, der dritte folgt am 20. November. Beide haben jeweils drei weitere Folgen.

(mma)