Polaroid Go im Test: Mini-Sofortbildkamera mit Selbstauslöser und Selfie-Spiegel

Polaroid verkleinert sein Go-Modell auf Jackentaschengröße. Das hat Vorteile unterwegs, aber auch ein paar Nachteile, denn mit der Kamera schrumpfen die Fotos.

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Inhaltsverzeichnis

Die neue Polaroid Go ist die derzeit kleinste Sofortbildkamera. Wie der Name "Go" bereits verrät, soll sie so besonders portabel sein; die unterwegs Immer-dabei-Sofortbildkamera sozusagen. Sie passt locker in die Jackentasche – zumindest, wenn es sich dabei um einen Parka oder eine locker sitzende Outdoorjacke handelt – und wiegt mit Film nur etwa 250 Gramm.

c't Fotografie 3/21

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Die Polaroid Go ist wirklich klein und mit etwa 250 Gramm noch dazu ein Leichtgewicht.

Ihr Design wirkt vertraut, handelt es sich doch um eine Mini-Variante der bekannten Polaroid Now: retro, kastig, Plastikbomber. Doch Winzigkeit hat ihren Preis und so kann die kleine Go nicht ganz mit dem Funktionsumfang der großen Schwester mithalten. Sie besitzt weder verschiedene Brennweiten mit unterschiedlichen Naheinstellgrenzen noch eine Belichtungskorrektur.

Preislich liegen beide Modelle allerdings gar nicht weit auseinander. Die große Polaroid Now bekommt man derzeit für etwas unter 100 Euro. Die jüngere, kleine Go geht noch größtenteils für 120 Euro über die Ladentheke. Polaroid selbst bietet in seinem Webshop außerdem Bundles an. Dann zahlt man beispielsweise 140 Euro für die Go und bekommt einen Film-Doppelpack dazu.

Apropos Film: Das geschrumpfte Design bringt einen geschrumpften Sofortbildfilm mit sich. Sein Außenmaß liegt nur noch bei etwa 5,4 mal 6,7 Zentimetern. Das quadratische Bild ohne Rand misst lediglich 4,6 mal 4,6 Zentimeter. Ein klassisches Polaroid kommt inklusive Rahmen auf 8,8 mal 10,7 Zentimeter, das Bild selbst liegt bei 7,9 mal 7,9 Zentimetern und ist mit etwa 62 Quadratzentimetern knapp dreimal so groß. Instax-Mini-Fotos überragen das Go-Sofortbild ebenfalls, da es sich um ein Hochformat handelt. Es kommt mit etwa 4,6 Zentimetern zwar auf die gleiche Breite, hat aber eine Höhe von 6,2 Zentimetern.

Und das Instax-Mini-Format ist zudem deutlich günstiger. Einen 2er Filmpack mit 20 Bildern bekommt man hier für etwa 15 Euro – 75 Cent pro Aufnahme. Der Polaroid-Go-Doppelpack enthält lediglich 16 Bilder (je acht in einer Kassette) und kostet 20 Euro. Damit zahlt man knapp 1,30 Euro pro Aufnahme. Enthalten sind außerdem kleine Klebepunkte, mit denen man die Unikate gleich ins Fotoalbum, an den Kühlschrank, ans Fenster oder den Monitor heften kann. Dennoch: Bei dem Preis muss jeder Schuss sitzen.

Drei Formate im Vergleich:
links: Fujifilm Instax Mini
Mitte: Polaroid Go
rechts: Polaroid i-Type

Im Vergleich zur großen Now gibt es weniger Bedienelemente und die, die es gibt, sitzen ein wenig anders. Der rote Auslöser liegt beispielsweise fast wie bei einer klassischen Kamera auf der Oberseite. Gleich daneben finden Fotografinnen und Fotografen die Blitztaste. Sie steuert mehrere Funktionen. So aktiviert sie bei einem zweisekündigen Druck den Selbstauslöser, der einen Countdown von etwa neun Sekunden startet. Eine leuchtende LED unter dem Blitz auf der Vorderseite zeigt an, dass der Selbstauslöser aktiv ist.

Wer die Blitztaste zweimal hintereinander kurz antippt, versetzt die Go-Kamera in den Modus "Doppelbelichtung", ein Fotopapier wird hierbei also zweimal belichtet. Eine LED-Anzeige auf der Rückseite zeigt dann blinkend mit 1 oder 2 an, welche Aufnahme man gerade macht. Im normalen Belichtungsmodus liest man hier die verbleibenden Fotos ab. Leuchtet ein Punkt neben der Zahl, bedeutet dies, dass der Blitz aktiviert ist – das ist er nach dem Kamerastart standardmäßig. Aktivieren und Deaktivieren kann man ihn über die Blitztaste. Neben der LED-Restbildanzeige sitzt der Ein- und Ausschalter der Kamera. Und das war es auch schon mit den Bedienelementen. Bluetooth und WLAN gibt es nicht. Wer eine Sofortbildkamera zum Koppeln mit dem Smartphone sucht, kann zum Schwestermodell Onestep+ greifen.

Die Linse der Polaroid Go besteht aus Polycarbonat-Harz. Es handelt sich um ein Fixfokus-Objektiv. Die Brennweite ist mit knapp 35 Millimetern eher weitwinkelig.

Auf der Rückseite zeigt ein kleines LED-Display an, wie viele Bilder noch verfügbar sind. Der Punkt neben der Restbildanzeige bedeutet, dass der Blitz aktiviert ist.

In die Seite der Kamera integriert der Hersteller einen Micro-USB-Anschluss, über den die Kamera geladen wird. Die Farbe der integrierten Leuchte zeigt dabei den Ladestand an: grün = voll, rot = fast leer, leuchtet gar nichts mehr, ist der Akku ganz leer. Ein USB-Kabel liegt der Kamera bei. Einen passenden Netzstecker muss man beim bereits vorhandenen Technikpark borgen.

Wer die wenig komplexe Steuerung einmal durchschaut und sich dazu gemerkt hat, wann und wo welches Lichtlein brennt, kommt mit der Polaroid Go schnell zurecht. Der Sucher ist zwar wirklich nur ein winziges Guckloch, doch den Bildausschnitt kann man damit recht genau abschätzen. Gleiches gilt für den auf der Frontseite integrierten Selfie-Spiegel, der ebenfalls ein gutes Gefühl für die fertig belichtete Aufnahme vermittelt. Damit alles scharf wird, sollte man mindestens einen Motivabstand von 45 Zentimetern einhalten.

Geduld sollten Go-Fotografinnen und -Fotografen in jedem Fall mitbringen, denn bis ein Bildchen entwickelt ist, dauert es. Ab etwa fünf Minuten sieht man immerhin schon ein annäherndes Ergebnis. Bis sich alle Details und Farben herausgebildet haben, kann es noch einmal so lange dauern. Die Bildqualität ist Sofortbild-typisch, etwas flau, wenig scharf, herrlich retro. Das muss man mögen und sich leisten wollen.

Polaroid Go: Beispielbilder (6 Bilder)

Blitzstudie I: T-Rex und Co. posieren hier vor neutralem Hintergrund und warten auf den Blitz.

Das ist im Karton: Der Kamera legt Polaroid eine Kurzanleitung, ein USB-Kabel und ein paar Sticker bei.

Die Sofortbildkamera Go ist Polaroids Antwort auf Fujifilms Konkurrenzmodell Instax Mini, bleibt dabei aber deutlich teurer, sowohl in Bezug auf die Geräte als auch im Hinblick auf die Kosten pro Aufnahme.

Das kleine Gehäuse passt in viele Jackentaschen und wohl in jede Alltagshandtasche, deshalb eignet sich die Go besser als Unterwegskamera als ihre klobigen Geschwister Now oder OneStep+.

Das winzige Filmformat hat durchaus seinen Charme und passt beispielsweise auf jede Smartphone-Rückseite, doch bei deutlich mehr als einem Euro pro Bild kann einem die Freude am Experimentieren schnell vergehen. Bisher gibt es auch nur eine Filmvariante mit klassisch weißem Rahmen. Bei den größeren Formaten findet man schon deutlich mehr Auswahl in Bezug auf die Rahmenfarbe. Außerdem gibt es hier darüber hinaus Schwarzweiß-Filme.

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Wer nur auf den Sofortbildlook beziehungsweise den Stil mit dem weißen Rahmen aus ist, aber beim Bildmaterial flexibel sein will, der kann sein Glück mit einem kleinen Mini-Fotodrucker wie dem Canon Selphy QX10 probieren. Er druckt Bilder vom Smartphone und über die zugehörige App kann man außerdem noch Kollagen gestalten oder Filter anwenden. Doch auch hier liegen die Druckkosten mit etwa 80 Cent pro Foto relativ hoch.

(ssi)