Grafikkarte nicht erkannt - was nun?

Wenn die neue Grafikkarte nicht erkannt wird, ist der Ärger groß - aber die Fehlerquellen sind übersichtlich! Lösungen in der Übersicht.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Zwar selten, aber es kommt vor: Sie bauen Ihre neue Grafikkarte ein oder installieren ein neues System, Windows erkennt sie aber nicht. Sie sehen dann immer noch ein Bild, aber 3D-Beschleunigung und sonstige Features der Karte bleiben außen vor, Windows speist den Monitor quasi im Not-Modus. Hier finden Sie diverse Lösungen, die 90 Prozent aller Fälle abdecken sollten.

Zunächst ein Wort zum Problem selbst: Wenn die Grafikkarte nicht erkannt wird, liegt der Gedanke nahe, dass man gar nichts mehr auf dem Monitor sieht - und ja, auch das kann passieren. Das ist aber nicht der Kern des Artikels, denn dieser Fehler kommt äußerst selten vor und kann eigentlich nur zwei Ursachen haben: Entweder das Kabel, der Monitor oder die Grafikkarte ist defekt - da hilft dann nur mit anderer Hardware gegen zu checken. Oder: Viele PCs haben eine Onboard-Grafikkarte, also eine "kleine" Karte, die direkt auf dem Mainboard verbaut ist. Diese hat auch einen eigenen Anschluss - das Monitorkabel muss aber natürlich in der neuen Karte stecken. Ja, klingt blöd, aber falsch eingesteckte Kabel gehören tatsächlich zu den größten Fehlerquellen überhaupt. Fragen Sie mal den Admin beim Arbeitgeber nach Kabelsalat, und nehmen Sie sich Zeit für die Geschichten mit...

Hier geht es aber um Fehler, bei denen dennoch ein Bild zu sehen ist. Der Punkt ist nämlich meistens, dass die Karte nicht erkannt wird und Windows sie dann eben nicht als "Karte XY", sondern als Standardkarte anspricht - und somit die eigentlichen Features der Karte außen vor lässt.

Ihr erster Versuch sollte einer simplen Treiberaktualisierung gelten, weil sie am wenigsten Aufwand verursacht und häufig funktioniert:

  1. Suchen und starten Sie über das Startmenü den "Geräte-Manager".
  2. Klappen Sie den Punkt "Grafikkarte" auf.
  3. Öffnen Sie das Kontextmenü des Grafikkarteneintrags via Rechtsklick und wählen Sie "Treiber aktualisieren".

Auch wenn das nicht funktioniert, sollten Sie sich weiterhin dem Treiber als Ursache widmen. Dieses mal folgt eine komplette Neuinstallation, samt vorheriger Deinstallation alter Grafikkarten-Software:

  1. Rufen Sie erneut das Kontextmenü der Grafikkarte im Geräte-Manager auf und wählen Sie dieses Mal "Deinstallieren".
  2. Öffnen Sie die Programmverwaltung unter "Systemsteuerung/Programme und Funktionen".
  3. Suchen Sie alle Tools einer vorherigen Grafikkarte über "nvidia" oder "ati" und deinstallieren Sie diese ebenfalls.
  4. Besorgen Sie sich den passenden Ati- oder Nvidia-Treiber von der jeweiligen Homepage.
  5. Installieren Sie den Treiber und starten Sie Windows zum Abschluss neu.

Möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich, ist, dass noch eine zweite Karte installiert ist - genauer gesagt ein zweiter Grafikartentreiber. Zwei installierte Grafikkarten sind unter Windows nicht wirklich vorgesehen, also muss eine wieder deinstalliert werden:

  1. Öffnen Sie den Geräte-Manager und öffnen Sie wieder den Punkt "Grafikkarte".
  2. Wenn Sie hier zwei Einträge vorfinden, identifizieren Sie zunächst die Karte, die nicht die richtige ist.
  3. Öffnen Sie das Kontextmenü der falschen Karte und deinstallieren Sie diese.
  4. Starten Sie Windows neu.
  5. Ist das Problem noch nicht behoben, versuchen Sie es erneut mit den Lösungsansätzen der Treiberproblematik.

Bei Windows 10 haben in der ersten Zeit viele Nutzer von Problemen mit dem PCI-Steckplatz berichtet, in welchem die Grafikkarte steckt. Dabei geht es um Featues von PCI Express, die nicht korrekt funktionieren. Die Lösung des Problems: Die neuen Features werden nicht angesprochen, sondern nur die "Legacy-Versionen", also die Standardfunktionen. "Legacy" heißt in der IT-Welt meistens so viel wie "alteingesessen, wird immer noch unterstützt".

  1. Öffnen Sie einen Terminal über die Tasten [Windows] + [R] und den Befehl "cmd".
  2. Geben Sie den Befehl "bcdedit /set pciexpress forcedisable" ein.
  3. Starten Sie den Rechner neu.

"bcedit" steht für "Boot Configuration Editor", der hier eben das Feature "pciexpress" auf den Wert "forcedisable", also "erzwinge Abschaltung" setzt.

Wenn all diese grafikkartenspezifischen Maßnahmen nichts bringen, sollten Sie es mit einer weiteren Treiberaktualisierung versuchen und Ihr Mainboard softwaremäßig auf den neuesten Stand bringen. Dazu benötigen Sie zunächst Hersteller und Modellbezeichnung Ihrer Hauptplatine. Die einfachste Möglichkeit ist wohl das kostenlose Programm CPU-Z:

  1. Starten Sie CPU-Z und schauen Sie im Reiter "Mainboard" nach der Modellbezeichnung.
  2. Schauen Sie auf Ihrem Rechner nach einem Update-/Management-Tool dieses Herstellers. Falls vorhanden: weiter bei Punkt 4.
  3. Besorgen Sie sich die Update-/Management-Software für Ihr Mainboard vom Hersteller und installieren Sie sie.
  4. Starten Sie das Mainboard-Tool und führen Sie eine Aktualisierung durch. Wie genau hängt dann natürlich vom Hersteller ab.
  5. Starten Sie den PC neu.

Oben bereits kurz erwähnt, kann es natürlich auch sein, dass Sie einfach gar nichts sehen. In diesem Fall sollten Sie folgende Schritte durchführen, bis irgendetwas funktioniert - Aufwand ansteigend:

  1. Prüfen Sie, ob die Stecker an Monitor und Computer richtig sitzen - prüfen, nicht vermuten!
  2. Schauen Sie, ob der Stecker am PC auch wirklich in der Grafikkarte steckt, nicht im Grafikanschluss des Mainboards.
  3. Sofern die Grafikkarte mehrere Anschlüsse hat, wechseln Sie zum Testen einmal durch.
  4. Öffnen Sie den Rechner und schauen Sie, ob die Karte auch wirklich richtig im Slot sitzt und eingerastet ist (an der Innenseite des Slots ist ein kleiner Hebel, der einrastet, wenn die Karte korrekt steckt).
  5. Prüfen Sie, ob die Grafikkarte gegebenenfalls zwei separate Stromanschlüsse hat und auch wirklich beide verbunden sind - das wankt von Karte zu Karte.
  6. Tauschen Sie das Verbindungskabel zwischen Grafikkarte und Monitor, probieren Sie gegebenenfalls alternative Anschlüsse (HDMI, DVI, Display Port).
  7. Testen Sie den Rechner an einem anderen Monitor, beispielsweise Ihrem Fernseher.
  8. Wenn irgendwie möglich, testen Sie die Grafikkarte in einem anderen Rechner oder eine andere Grafikkarte in diesem Rechner.
  9. Wenn nichts funktioniert: Deinstallieren Sie die Karte und sämtliche Treiber, schließen Sie den Monitor am Anschluss des Mainboards an und starten Sie den Rechner neu. Wenn jetzt alles funktioniert, ist die Karte vermutlich schlicht hinüber und Sie sollten sie einschicken.

Eine Kleinigkeit haben wir noch außer Acht gelassen, nämlich den Faktor Mensch. Es sollte zwar nicht sein, kann aber natürlich passieren: Die Grafikkarte passt schlicht und ergreifend nicht zum Mainboard oder in ganz exotischen Fällen nicht zur Windows-Version. Hardwareseitig sollte eine Karte eigentlich funktionieren, wenn sie in den Slot passt - aber es hat schon komischere Dinge in der IT-Welt gegeben. Ebenso eigentlich sollten alle Windows-Versionen seit Vista funktionieren, aber schauen Sie einfach mal auf den Karton der Grafikkarte, dort sollte es stehen. Wer tatsächlich noch Windows XP nutzt (doch, das gibt es noch...), wird wohl damit leben müssen, dass es nicht funktioniert.

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(anka)